"Schlitzaugen", ...
Oettinger: Die Skandal-Sager des EU-Kommissars
Mit abfälligen Äußerungen über Chinesen, Frauen und die Ehe für Homosexuelle hat der umstrittene deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger wieder einmal heftige Entrüstung ausgelöst. Vor wenigen Tagen sprach er bei einer Veranstaltung von "Schlitzaugen" und "Homo-Pflichtehe". Es ist nicht das erste Mal, dass Sprüche des Schwaben diskutiert werden. Einst bezeichnete er die Privatfernsehsender etwa schlichtweg als "scheiße". krone.at bringt eine Auswahl bekannter Zitate des ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg.
Bei der Veranstaltung eines Unternehmensverbands in der vergangenen Woche in Hamburg sagte der CDU-Politiker: "Die deutsche Tagesordnung mit Mütterrente, Mindestrente, Rente mit 63, Betreuungsgeld, der komischen Maut, die aber nicht kommen wird, bald noch mit der Pflicht-Homoehe, wenn sie eingeführt wird - die deutsche Tagesordnung genügt meiner Erwartung an deutsche Verantwortung in keiner Form."
Videoauszüge der Rede wurden auch auf YouTube veröffentlicht. Die EU-Kommission wollte die Äußerungen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende nicht kommentieren, zog deren Echtheit aber auch nicht in Zweifel.
Video: Oettinger lästert über Chinesen, Frauen und homosexuelle Partnerschaften
Schon 2010, als er von Stuttgart in das Brüsseler Kommissionsressort für Energie wechselte, sorgte ein weiterer Videoausschnitt für Aufsehen, in dem Oettinger eine Rede auf Englisch hielt - mit einer äußerst eigenwilligen Aussprache, die ihm auch außerhalb des deutschen Sprachraums schnelle Bekanntheit verschaffte.
Video: Oettinger blamiert sich auf Englisch
Weitere flapsige Sprüche von Oettinger:
"Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen."
Am 15. Februar 2016 in Berlin über AfD-Chefin Frauke Petry während einer Podiumsdiskussion.
"Ich möchte wetten, dass einmal ein deutscher Kanzler oder eine Kanzlerin im nächsten Jahrzehnt mit dem Kollegen aus Paris auf Knien nach Ankara robben wird, um die Türkei zu bitten, Freunde kommt zu uns."
Am 18. Februar 2013 zum Umgang mit dem EU-Beitrittskandidaten Türkei.
"Es gibt ja auch den Vorschlag, die Flaggen von Schuldensündern vor den EU-Gebäuden auf halbmast zu setzen. Das wäre zwar nur ein Symbol, hätte aber einen hohen Abschreckungseffekt."
In einem Interview der "Bild"-Zeitung vom 9. September 2011 über Euro-Staaten, die dauerhaft zu hohe Schulden machen.
"In my homeland Baden-Württemberg we are all sitting in one boat."
In einer Rede am 11. Dezember 2009 bei einer Konferenz der New Yorker Columbia-Universität in Berlin.
"Wenn irgendjemand argwöhnt, dass dies eine Abschiebung sei, kann ich darüber nur lachen."
Am 25. Oktober 2009 über seinen Wechsel als EU-Kommissar nach Brüssel.
"Die Scheiß-Privatfernsehsender. Von ihnen gehen erhebliche Gefahren für die Erziehung der Jugend aus."
Am 8. Jänner 2008 auf dem Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands in Markgröningen vor 500 Gästen.
"Wenn Klaus Tappeser nicht Oberbürgermeister geworden wäre, wäre er sicher auch ein glänzender Frauenarzt geworden bei den vielen Verehrerinnen, die hier sind."
Am 5. August 2007 in Rottenburg beim 50. Geburtstag des örtlichen Oberbürgermeisters Tappeser (CDU).
"Ich habe weiterhin die Absicht, in meiner Zeit außerhalb der Kernarbeitszeit gesellig zu bleiben, leutselig und bürgernah."
Am 18. Dezember 2007 in Stuttgart befragt zu einer feucht-fröhlichen Feier im Keller der Brüsseler Landesvertretung im Jänner 2007 und zu einem Foto, das ihn dabei mit einem Teesieb als Brille zeigt.
"Ich weiß nur, dass ich mich in der Öffentlichkeit und privat benehmen kann."
Am 18. Dezember 2007 in Stuttgart zum selben Thema.
"Anders als in einigen Nachrufen zu lesen, gilt es festzuhalten: Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes."
Am 11. April 2007 im Freiburger Münster bei der Trauerfeier für den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten und früheren NS-Marinerichter Filbinger.
"Das Blöde ist, es kommt kein Krieg mehr."
Am 29. Jänner 2007 während einer Veranstaltung der Landsmannschaft Ulmia Tübingen über die Wettbewerbssituation in Deutschland.
Oettinger: "Saloppe Äußerung"
In der Zeitung "Welt" wehrte sich der EU-Kommissar zuletzt gegen Rassismus-Vorwürfe. Das Wort "Schlitzauge" sei nicht anstößig oder respektlos gemeint gewesen, sagte er am Montag. "Das war eine etwas saloppe Äußerung." Auch seine Spekulation über die Einführung einer "Pflicht-Homoehe" sei falsch verstanden und aus dem Zusammenhang gerissen worden. "Ich habe die Homoehe in einer Liste von Themen, Initiativen und Debatten genannt, die in Deutschland die politische Tagesordnung bestimmen."
Am Freitag war bekannt geworden, dass Oettinger in der EU-Kommission eine neue Aufgabe bekommt. Der derzeitige Kommissar für digitale Wirtschaft soll zum Jahreswechsel das Haushaltsressort von der Bulgarin Kristalina Georgiewa übernehmen, die zur Weltbank wechselt.
"Aussagen sind homophob und rassistisch"
Kritik an Oettinger gab es unter anderem von der SPD. "Die Äußerungen von Herrn Oettinger sind homophob und rassistisch und sie entsprechen nicht dem, was ein EU-Kommissar leisten muss", hatte Familienministerin Manuela Schwesig in Berlin gesagt. Der Grünen-Politiker Beck erklärte, Oettinger müsse seine "Herabwürdigungen" von Frauen, Chinesen und Homosexuellen schleunigst einsammeln. "Ansonsten muss sich die Union fragen, ob dass die richtige Botschaft Deutschlands an Europa ist."
Für Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch ist Oettinger in seinem Amt nicht mehr tragbar. "Es ist peinlich, dass ein solcher Rassist und Sexist EU-Kommissar für Deutschland ist", sagte er der "Nordwest-Zeitung" aus Oldenburg. Bartsch rief Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, Oettinger aus Brüssel abzuziehen. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck erklärte, Oettinger müsse seine "Herabwürdigungen" von Frauen, Chinesen und Homosexuellen schleunigst einsammeln. "Ansonsten muss sich die Union fragen, ob dass die richtige Botschaft Deutschlands an Europa ist."
Merkel habe hingegen trotz des Ärgers um abfällige Äußerungen Oettingers volles Vertrauen in den EU-Kommissar. Das sei "selbstverständlich", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.
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