Die Piloten der deutschen Lufthansa haben am Freitag den Druck auf die Fluglinie weiter erhöht: Wie ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit bekannt gab, werden die Streiks auch am Samstag fortgesetzt. Für diesen Tag sagte die Lufthansa bereits 137 Flüge ab. Betroffen davon seien rund 30.000 Passagiere, sodass sich die Gesamtzahlen seit dem Streikbeginn am Mittwoch auf 2755 ausgefallene Flüge mit 345.000 betroffenen Passagieren steigern. "Ein Ende des Arbeitskampfes ist nicht absehbar. Es gibt kein vorher festgelegtes Enddatum für den Streik", sagte der Gewerkschaftssprecher. Der wirtschaftliche Schaden für das Unternehmen geht mittlerweile in die Millionen, dazu kommt die Verunsicherung der Kunden.
Erklärtes Streikziel der Piloten sei es, von der Lufthansa ein verhandlungsfähiges Angebot zu erhalten. Sobald das vorliege, könne der am Mittwoch begonnene Arbeitskampf beendet werden. Das sei Konsens unter den Gewerkschaftsmitgliedern. "Die Kollegen erwarten, dass wir die Lufthansa nicht mit Samthandschuhen anfassen", so der Sprecher der Gewerkschaft.
Gewerkschaft verlangt Tariferhöhung von 22 Prozent
Der Konflikt schwelt seit dem Jahr 2012. Die Vereinigung Cockpit (VC) verlangt Tariferhöhungen von insgesamt 22 Prozent für die Zeit bis einschließlich April 2017. Jährlich bedeutet das 3,66 Prozent mehr Lohn. Im Durchschnitt bekommt ein Lufthansa-Pilot rund 180.000 Euro brutto im Jahr. Die Gewerkschaft teilte am Donnerstagabend mit, gerade in dem Bereich, in dem die Piloten beschäftigt seien, verdiene die Lufthansa "gutes Geld".
Freitagnachmittag machte das Unternehmen den Piloten ein neues Angebot. Es sieht 4,4 Prozent höhere Vergütungen, eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern sowie Neueinstellungen vor, teilte das Unternehmen mit. Auch alle anderen Tarifthemen wie die Betriebs- und Übergangspensionen sollen in neuen Verhandlungen gelöst werden, möglicherweise mit Hilfe eines Mediators, wie die Personalchefin der Lufthansa erklärte. Verhandlungen könne man noch an diesem Wochenende aufnehmen.
Ausfälle in Wien und Graz
Am Freitag fielen unterdessen wegen des Streiks erneut 830 Lufthansa-Flüge aus. Betroffen waren alle innerdeutschen und Europa-Flüge mit zusammen mehr als 100.000 Reisenden, so die Lufthansa. Darunter waren auch alle 22 Verbindungen mit Wien. Betroffen waren dabei die Destinationen Frankfurt mit 14 und München mit acht Ausfällen, so der Flughafen Wien. Auch am Grazer Flughafen fielen wieder zwei Lufthansa-Flüge aus.
Die Langstreckenflüge würden am Samstag "nahezu planmäßig" starten, vereinzelt könnten aber noch Verbindungen wegen des vorangegangenen Streiktages ausfallen. Flüge der Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti wurden bisher nicht bestreikt. Für Samstag will die Lufthansa erneut einen Sonderflugplan aufstellen.
Lufthansa fordert Piloten zu Schlichtung auf
Die Lufthansa forderte die Piloten zu einer Schlichtung auf. Schon jetzt zahle die Airline ihren Piloten mehr als bei anderen Fluggesellschaften üblich. Das Management sei für mehr als 120.000 Mitarbeiter verantwortlich und wolle den Konzern zukunftsfähig aufstellen, sagte ein Vorstandsmitglied am Donnerstag und bestätigte, dass die Gewerkschaft für kommenden Mittwoch (30. November) eine Demonstration am Frankfurter Flughafen angemeldet hat. Das sei vorsorglich geschehen. Es gebe den Wunsch der Mitglieder, Einigkeit zu demonstrieren, wenn das zu diesem Zeitpunkt noch notwendig sein sollte. Ob bis Mittwoch gestreikt werde, stehe nicht fest, sondern hänge vom weiteren Verhalten der Lufthansa ab.
Wie hoch der finanzielle Schaden bislang ist, könne die Lufthansa derzeit nicht beziffern, sagte eine Sprecherin am Freitag. Es gebe jedoch Erfahrungswerte: In den Jahren 2014 und 2015 streikten die Piloten demnach an insgesamt 23 Tagen. Das kostete das Unternehmen 2014 rund 220 Millionen Euro, 2015 waren es 131 Millionen. Der seit Mittwoch laufende Streik ist der erste in diesem Jahr - und der 14. seit 2014.
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