Beinahe-Crash in NY

“Sully”: Spannender Soloflug für Tom Hanks

Kino
30.11.2016 12:56

208 Sekunden können schnell vorüber sein oder aber eine Ewigkeit dauern. Im Fall des US-Airways-Flugs 1549 vom 15. Jänner 2009 ging es in dieser Zeitspanne um Leben und Tod. Das "Wunder vom Hudson", als welches die Beinahe-Katastrophe in die Geschichte einging, hat Oscarpreisträger Clint Eastwood nun verfilmt. "Sully" (Kinostart: 2. Dezember) ist letztlich ein Soloflug für Hauptdarsteller Tom Hanks.

Die Handlung ist weithin bekannt: Mit 150 Passagieren und fünf Crewmitgliedern an Bord, hebt die Maschine an einem Wintertag vom New Yorker Flughafen LaGuardia ab in Richtung Charlotte. Doch bereits nach wenigen Momenten kracht ein Schwarm Wildvögel in das Flugzeug und zerstört beide Triebwerke. Pilot Chesley "Sully" Sullenberger (Hanks) und sein Kopilot Jeff Skiles (Aaron Eckhart) können schließlich am Hudson notwassern, Hunderte Rettungskräfte bergen die Passagiere. Alle überleben.

Der Notlandung begegnet man in Eastwoods Drama gleich mehrfach: Aus der Sicht der Flugüberwachung, die sich plötzlich mit dem "Mayday"-Notsignal der Maschine konfrontiert sieht; aus der teils verzerrten Perspektive der Medien, die innerhalb von Minuten auf das Thema aufspringen; aus der Innensicht des Cockpits, in dem Sully und Skiles für wenige Sekunden wie versteinert wirken; und schließlich aus einer anderen, weit weniger positiven Warte - den Träumen von Sully, der trotz der geglückten Landung noch Tage von Absturzszenarien in Downtown Manhattan verfolgt wird.

(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)
(Bild: Warner Bros.)

Ja, vieles hätte schief gehen können. Und genau auf diesen Aspekt springt auch die Flugsicherheitsbehörde auf, die - was weit weniger bekannt ist - den Vorfall sehr lange und intensiv untersucht hat. Im Film nehmen die Anhörungen in verschiedenen Stadien relativ breiten Raum ein und haben auch das Ziel, den grundsätzlich schnell erzählten Spannungsbogen breiter auszurollen. Es gelingt Eastwood dabei relativ gut, zwischen den Sichtweisen zu wechseln, vermeintliche Details oder Nebenstränge in die Geschichte zu holen und ihr damit eine dichtere Atmosphäre zu verleihen.

Aber egal, ob gerade Sullys Ehefrau Lorrie (Laura Linney) mit ihrem Mann am Telefon spricht, dieser beim nächtlichen Spaziergang durch New York mit seinem Kopiloten nochmals das Erlebte durchgeht oder ein Blitzlichtgewitter über die Protagonisten dieses "Wunders" hereinbricht: Im Zentrum steht hier ganz klar Tom Hanks, der mit seiner stoischen und sehr präzisen Spielweise den Film zu einem Soloflug macht.

Mit weißen Haaren und kurzgestutztem Schnauzer sucht er als Sully nach Möglichkeiten, den Vorfall zu verarbeiten und zu verstehen, geht die Einzelheiten immer wieder durch und beginnt, - man möchte fast sagen: naturgemäß - an sich zu zweifeln.

Immerhin gleichen die Anhörungen auch mehr einem Gerichtssetting denn einer professionellen Untersuchung, müssen sich Sully und Skiles wieder und wieder rechtfertigen und nehmen letztlich auch Flugsimulationen eine eher zwiespältige Rolle ein. Aber eigentlich sind selbst diese Szenen nur einzelne Puzzlesteine, die dem Gesamtbild weitere Nuancen hinzufügen.

Prinzipiell lässt sich nämlich festhalten, dass - wiewohl man über den Ausgang von vornherein Bescheid weiß - "Sully" ein bemerkenswert einfacher und dabei gelungener Film geworden ist. Die erste Zusammenarbeit der hochdekorierten Hollywoodstars Tom Hanks und Clint Eastwood bringt bei beiden, ob nun als Darsteller oder Regisseur, mehr als solide Leistungen zum Vorschein.

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