Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat erstmals seit 2008 eine Kürzung der Ölförderung beschlossen und damit den Ölpreis binnen Stunden um acht Prozent in die Höhe getrieben. OPEC-Vertreter stimmten am Mittwoch in Wien einer bereits im September getroffenen Grundsatzvereinbarung zu. Damit könnten auch höhere Preise für Benzin und Heizöl kommen.
Das Ölkartell will in den kommenden sechs Monaten um 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag weniger produzieren. Das neue Limit soll bei 32,5 Millionen Barrel täglich liegen. Damit soll verhindert werden, dass sich Erdöl weiter verbilligt, steht der Preis doch seit 2014 wegen eines Überangebots unter Druck. "Wir haben heute einen großen Erfolg beschlossen", sagte der Ölminister aus Katar, Mohammed Bin Saleh Al-Sada, in Wien. Als wesentliche Maßnahme zur Erreichung des Ziels wurde die Mitgliedschaft von Indonesien, das rund 700.000 Barrel Öl am Tag fördert, ausgesetzt.
Provisorische Vereinbarung von Algier umgesetzt
Bei einem Treffen in der algerischen Hauptstadt Algier hatten sich die oft zerstrittenen 14 Länder des Kartells bereits im September vorläufig darauf verständigt, die tägliche Förderung von aktuell 33,6 Millionen Barrel pro Tag auf 32,5 Millionen zu senken. Der Einigung am Mittwoch war ein Vorstoß Saudi-Arabiens vorausgegangen, in dem sich das OPEC-Schwergewicht zu Kürzungen bereit erklärte. Zudem zeigte es sich offen für ein Entgegenkommen an den Erzrivalen Iran, der eine Ausnahmeregelung forderte. Die OPEC-Länder stehen für rund ein Drittel der weltweiten Ölförderung.
Vor allem der Iran und der Irak stemmten sich in den vergangenen Wochen gegen den Druck Saudi-Arabiens, sich in vollem Umfang an einer Förderkürzung zu beteiligen. Der Iran will Marktanteile zurückgewinnen, nachdem jahrelange Sanktionen gegen das Land im Zuge des Atomstreits aufgehoben wurden. Der Irak macht geltend, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft seien nötig, um den Kampf gegen die Islamistenmiliz IS zu finanzieren. Auch Libyen und Nigeria sollen wegen der unsicheren Lage in ihren Ländern Erleichterungen zugestanden werden.
Auch Nicht-OPEC-Ölstaaten sollen kürzen
Der saudi-arabische Energieminister Chalid al-Falih deutete dann kurz vor Beginn der Beratungen die Bereitschaft an, dem Iran entgegenzukommen. Es sei akzeptabel, wenn das Land seine Produktion auf Vorsanktionsniveau einfriere. Beide Länder ringen um die Vorherrschaft am Golf und in der muslimischen Welt. Auch der Iran und der Irak verbreiteten Zuversicht. Die OPEC hoffe aber, dass sich Ölländer außerhalb ihres Kreises, etwa Russland, an einer Förderbremse beteiligen und die Produktion um insgesamt 600.000 Barrel reduzieren, so Falih. Der Iran teilte mit, Russland werde bei einer OPEC-Einigung sicher ebenfalls die Förderbremse einlegen.
Preis wegen Überangebot stark gesunken
Der Ölpreis hat sich seit Mitte 2014 in etwa halbiert - in erster Linie wegen des riesigen Überangebots bei schwacher Nachfrage im Zuge der mauen Weltkonjunktur. Die großen Ölexporteure ringen seit Monaten um eine Begrenzung der Fördermengen, um der Rohöl-Schwemme Herr zu werden. Der Preisverfall hat in vielen Ölländern tiefe Spuren in der Wirtschaft und den Staatsfinanzen hinterlassen.
Trotzdem liefen ihre Pumpen bis zuletzt auf Hochtouren. Unterschiedliche Interessen haben bisher eine Einigung immer wieder verhindert. Noch vor der offiziellen Verkündung am Mittwoch waren die Ölpreise stark angestiegen. Ob der Effekt der Maßnahme mittelfristig anhält, ist aber unklar.
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