Nach der Familientragödie mit sechs Toten im niederösterreichischen Böheimkirchen, bei der am Donnerstag eine 35-Jährige ihre Mutter, ihre drei Kinder und ihren Bruder erschossen hat, wird über das Motiv der schrecklichen Bluttat gerätselt. Die "Krone" hat mit dem Gerichtspsychiater Reinhard Haller gesprochen und von ihm folgende Antwort erhalten: "Sie hat aus Liebe getötet!"
Dass eine Frau ihre Familie und dann sich selbst erschießt, bewertete Haller als außergewöhnlich. "Sie sind oft depressiv und wollen ihre Liebsten in eine vermeintlich bessere Welt mitnehmen." Es sei daher möglich, dass eine psychiatrische Erkrankung vorgelegen ist und die Frau unter Wahnvorstellungen gelitten hat.
"Krone": Ein Verbrechen schockt Österreich: Eine Mutter hat ihre Kinder, ihren Bruder und ihre Mutter getötet. Was geht in so einem Menschen vor?
Reinhard Haller: Es handelt sich um einen erweiterten Suizid. Er geschieht aus Liebe und nicht aus Rache wie bei Männern, die im Zuge einer Trennung ihre Familie als todsichere Konsequenz auslöschen. Außerdem muss man schauen, ob die Frau nicht an Wahnvorstellungen litt. Zu 90 Prozent stehen aber schwere Depressionen dahinter. Diese Menschen sind verzweifelt, wissen nicht mehr weiter, da nehmen sie jene mit, die sie lieben, in eine bessere Welt.
Warum musste auch die eigene Mutter sterben?
Sie wollte vermutlich der Mutter das nicht antun, dass die Tochter die eigenen Kinder getötet hat.
Ist so ein Familiendrama für die Angehörigen nicht absehbar?
Das ist äußerst schwierig zu erkennen. Man muss auch prüfen, ob die Frau in psychiatrischer Behandlung war. Diese Menschen machen keine Ankündigung. Es herrscht oft die Ruhe vor dem Sturm, sodass die Angehörigen annehmen, die Betreffenden befinden sich auf dem Wege der Besserung. Doch sie sind bereits fest entschlossen.
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