Kinder unter Opfern

Fast 100 Tote bei Giftgas-Angriff in Syrien

Ausland
13.12.2016 12:58

Seit Monaten werden in Syrien mit ausländischer Unterstützung ganze Städte in Grund und Boden gebombt, in ehemals blühenden Metropolen wie Aleppo finden täglich grausame Gemetzel statt. Die IS-Dschihadisten sind auf dem Rückzug, ziehen aber nach wie vor mordend durch die Straßen. Und die Schreckensmeldungen aus der Kriegshölle reißen nicht ab: Wie eine medizinische Hilfsorganisation nun berichtet, kamen am Montag bei einem Giftgas-Angriff mindestens 93 Menschen, darunter zahlreiche Kinder, ums Leben.

Der "Bild" zufolge wurden die Angriffe höchstwahrscheinlich von den Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad geflogen. Laut der deutschen Boulevardzeitung könnte auch die russische Luftwaffe daran beteiligt gewesen sein.

Vororte von Hama mit Nervengas bombardiert
Wie die Hilfsorganisation Union of Medical Care and Relief Organizations (UOSSM) am Dienstag mitteilte, hat sich der heimtückische Angriff mit der geruchs- und farblosen Chemikalie in den östlichen Vororten der zentralsyrischen Stadt Hama ereignet. Angaben der IS-"Nachrichtenagentur" Amak zufolge soll es sich bei der Chemikalie um das Nervengas Sarin handeln, das durch die Chemiewaffenkonvention seit 1993 verboten ist. UOSSM spricht deshalb von einem "Kriegsverbrechen" und fordert eine internationale Untersuchung.

Ganze Familien bei Gas-Angriff getötet
Die Opfer wiesen keine äußeren Verletzungen auf. Bei den Leichen wurden Schaum vor dem Mund, erweiterte Pupillen und blutige Sekrete festgestellt - typische Anzeichen für eine Vergiftung mit Nervengas. Unter den Toten sind UOSSM zufolge viele Kinder. Besonders tragisch: Im Dorf Aljarrouh kamen drei komplette Familien mit ihren kleinen Kindern ums Leben ...

Die 500.000-Einwohner-Stadt Hama hat eine tragische Geschichte, denn bei einem Bombenangriff durch Regierungstruppen waren 1982 rund 30.000 Menschen getötet worden. Die Altstadt wurde damals nahezu dem Erdboden gleichgemacht.

Dieses syrische Kind konnte gerade noch gerettet werden. (Bild: APA/AFP/AMEER ALHALBI)
Dieses syrische Kind konnte gerade noch gerettet werden.

IS setzt ebenfalls verbotene Waffen ein
In Syrien werden aber nicht nur Assad und seinen Verbündeten Einsätze von Giftgas vorgeworfen, sondern auch der IS-Miliz selbst. In einer britischen Studie wird behauptet, dass bisher 52 Einsätze von vor allem mit Chlor- und Senfgas bestückten Chemiewaffen durch den Islamischen Staat registriert wurden.

Explosion in Aleppo (Bild: AP)
Explosion in Aleppo
(Bild: APA/AFP/YOUSSEF KARWASHAN)

UNO: "Völliger Zusammenbruch der Menschlichkeit"
Am Dienstag gab die UNO zudem bekannt, dass syrische Regierungstruppen und ihre Verbündeten in den vergangenen Tagen mindestens 82 Zivilisten im Ostteil Aleppos getötet haben. Darunter seien elf Frauen und 13 Kinder aus vier verschiedenen Bezirken des bisher von Rebellen gehaltenen Teils der Stadt, sagte der Sprecher des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, in Genf. Er zeichnete ein düsteres Bild der Lage in Aleppo. Es sehe dort nach einem "völligen Zusammenbruch der Menschlichkeit" aus. Für jene Menschen, die noch im "höllischen Viertel" der Stadt gefangen seien, habe man "düstere Vorahnungen".

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