Der steirische Musiker und Autor Helmut Röhrling - alias Schiffkowitz von der Gruppe STS mit Günter Timischl und Gert Steinbäcker - feiert am 27. Dezember seinen 70. Geburtstag. Seit der letzten Tournee 2011/12 gab es kaum Auftritte des in Musik und Menschlichkeit engagierten Schiffkowitz. Ruhe gibt er nicht: Für Steinbäcker hat er zu dessen CD "Ja eh" Text und Gesang beigesteuert.
Röhrling verbrachte seine Kindheit und Jugend im oststeirischen Sinabelkirchen und Fürstenfeld, beiden Orten wurde mit dem STS-Ersterfolg "Fürstenfeld" ein Denkmal gesetzt. 1968 war er an der Gründung einer eigenen Band (Music Machine) beteiligt. Weiters arbeitete er u. a. auch als Reporter für Radios und Zeitungen, darunter die Grazer "Neue Zeit". Mitte der 1970er fand sich Schiffkowitz (den Spitznamen erhielt er von Boris Bukowski - Anm.) mit Steinbäcker und Timischl zu STS zusammen. Die Initialen ihrer Familiennamen als Bandbezeichnung wurden zum Kürzel eines der erfolgreichsten österreichischen Musikprojekte.
Karg, aber kultig
Seither hat sich der typische STS-Sound aus drei akustischen Gitarren und dreistimmig gesungenen Refrains über 40 Jahre lang etabliert. Die Live-Auftritte der drei Musiker galten gerade wegen der kargen Bühnenausstattung und dem Verzicht auf jegliche Showelemente als ausgesprochenes Erlebnis. Auf der Bühne sang zumeist dasjenige STS-Drittel, das das Lied geschrieben hat.
Die Coverversionen des Trios haben sich klanglich und interpretationsmäßig längst verselbstständigt - "Red ma uns des aus" des Beatles-Hits "We Can Work It Out" etwa fungiert mittlerweile oft als musikalisches Helferlein bei Beziehungsproblemen. Ihr größter kommerzieller Erfolg war laut Homepage "irgendwie ein grandioses Missverständnis": Anfang der 1980er-Jahre hatten zwei Musiker ein Lied geschrieben. Josef Jandrisits, Gitarrist bei der deutschen Kultband Guru Guru tätig, und Helmut Röhrling alias Schiffkowitz, Mitglied des lokal beliebten Herrentrios Steinbäcker, Timischl, Schiffkowitz. Der Song hieß 'I wül wieda ham' und war als Satire auf den provinziellen Kleingeist gedacht. STS nahmen es 1984 auf, nannten es "Fürstenfeld" und schossen damit in den Kommerz-Olymp: Im Sommer waren sie die Nummer eins der Hitparade.
Doppeltätigkeit
Neben den bisher veröffentlichten elf Studio- und zwei Live-Alben sowie sieben Best-Of-Ausgaben mit STS hat Schiffkowitz auch bereits zwei Solo-Alben eingespielt: "Er selbst" im Jahr 2000 sowie 2011 "Schiffkowitz". Den Hang zum Schreiben hat Schiffkowitz über der Musik nicht vergessen: 1990 erschien das Buch "Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern gewarnt haben. Szenen und Personen aus den amerikanischen Sechzigern" inklusive Interviews mit Musikgrößen, die er für Radiosender geführt hatte.
Die Konzerte des Trios - vom Münchner Zirkus Krone über die Wiener Stadthalle bis zum Stefaniensaal in Graz waren regelmäßig binnen kurzer Zeit ausverkauft. Angekündigte "Abschiedstourneen" gab es angesichts der Beliebtheit der Musiker schon mehrmals, seit 2012 gab es aber keine gemeinsamen Auftritte als STS mehr.
Großes Herz
Schiffkowitz selbst ist ein engagierter Mensch für sozial Benachteiligte und für Minderheiten, weit über Liedtexte und Benefizkonzerte hinaus. Mit Willi Resetarits verbindet ihn Freundschaft und Zusammenarbeit - etwa beim Musical "Csaterberg".
Im bisher letzten Solo-Album "Schiffkowitz" erkennt man "In Zürich" Anklänge des späteren "Fürstenfeld"-Textes. Mit "In The Music" ging wohl ein Traum in Erfüllung, "Schiffi" spielt und singt mit Donovan, dessen Lieder für ihn "Hymnen" waren.
Immer noch Freunde
Die letzte STS-Tour gab es 2011 bzw. durch die Verschiebung wegen des Todes von Schiffkowitz' Mutter Mitte Dezember 2011 bedingt - im Mai und Juni 2012. Zuletzt war bzw. ist nur noch Gert Steinbäcker solo mit "Ja eh" auf Achse - aber nicht ohne die Hilfe der Kumpels: Schiffkowitz schrieb den Text von "Festung" - von Ausgesperrten und Aussperrern. Timischl sang bei der Aufnahme von "Alles hat sei Zeit" mit.
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