Anna Veith hat bei ihrem Comeback im alpinen Ski-Weltcup beim Riesentorlauf am Semmering den zweiten Durchgang als 49. verpasst. Nach einem Missgeschick mit einem Stein fasste die Rückkehrerin am Dienstag 3,21 Sekunden Rückstand auf Halbzeit-Führende Mikaela Shiffrin aus. "Aber es war wichtig, den ersten Schritt zu machen", sagte Veith erleichtert. Später kullerten im Ziel auch Freudentränen. Trotzdem blieb sie "weit weg von dem, was ich kann".
"Es war wichtig, wieder einmal die Erfahrung zu machen, was passiert im Rennen, wie geh' ich damit um, was muss ich machen", erklärte die zweifache Gesamtweltcup-Siegerin, die die vergangene Saison wegen einer im Training für den Auftakt-RTL in Sölden erlittenen Knieverletzung komplett verpasst hatte. "Zu wissen, dass es körperlich funktioniert, ist ganz, ganz wichtig."
"Sehr intensive" Gefühle
Die Gefühle in der Früh vor dem Rennen beschrieb die Salzburgerin als "schon sehr intensiv". Es sei so gewesen, "wie wenn man heimkommt und jeder freut sich ganz extrem", sagte Veith. Die Nervosität habe sich aber überraschenderweise in Grenzen gehalten. "Ich war eigentlich gestern im Training nervöser als heute beim Rennen. Das war ein bisschen komisch, aber man kann sich das nicht aussuchen. So ist es mir aber lieber gewesen."
Mit Startnummer 14 ging Veith in den Bewerb auf dem Hang, wo sie 2012 noch unter ihrem Mädchennamen Fenninger ihren zweiten Weltcupsieg gefeiert hatte. Damals wie heute stand ein Riesentorlauf auf dem Programm. "Kurz vor dem Start hab' ich schon ein gutes Gefühl gehabt", meinte die heute verheiratete 27-Jährige. Bedenken wegen ihrer Verletzung habe sie keine gehabt. "Es war kein Gedanke daran, dass es irgendwie gefährlich sein könnte."
Auf der Piste passierte Veith bei kräftigen Windböen allerdings recht schnell ein Malheur. "Ich hab' leider wahrscheinlich schon relativ weit oben einen Stein erwischt". Dadurch sei sie nie richtig ins Fahren gekommen. "Ich hab gemerkt, dass der linke Ski hinten immer ausgebrochen ist. Das heißt, ich hab' einfach kein Gefühl von Sicherheit gekriegt und hab' deswegen auch nicht Gas geben können, sondern bin halt einfach runtergefahren, und das reicht nicht."
Rückstand "ein bisschen arg"
Der große Rückstand sei "schon ein bisschen arg", doch müsse man den Lauf noch ganz genau analysieren. Der Wind habe nicht für unfaire Bedingungen gesorgt. "Sicher ist Wind da, aber ich glaub', das ist bei allen so." Auch der Stein sollte nicht als Ausrede herhalten, "aber es war skifahrerisch nicht das, was ich eigentlich könnte". Veith durfte sich damit trösten, gleich am Mittwoch im zweiten Semmering-Riesentorlauf die nächste Chance zu erhalten. Erwartungen gibt es keine, "weil wenn ich mir heute was erwartet hätte, wär' ich jetzt wahrscheinlich ziemlich enttäuscht".
Von der Spitze des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) gab es aufmunternde Worte. "Ich hab' das schon gestern gesagt, dass für mich die Anna sowieso schon die Siegerin ist, weil sie überhaupt nach der Verletzung fahren hat können", meinte Sportdirektor Hans Pum. "Diese Erfahrung braucht sie jetzt, auch bei so schwierigen Verhältnissen. Das ist das Um und Auf." Veith müsse sich erst wieder an das Rennfahren "gewöhnen", bemerkte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. "Es war nicht zu erwarten, dass sie vorne mitfährt. Wartet noch zwei, drei Rennen."
"Das ehrt mich voll"
Das positivste Erlebnis sei für Veith wahrscheinlich abseits des Sportlichen das Wiedersehen mit den Kolleginnen gewesen. "Es ist einfach für jeden schön, dass ich wieder da bin. Das ehrt mich voll", sagte die Salzburgerin und musste eine kurze Pause einlegen, weil sie die Gefühle überwältigten. "Es war so eine schwierige Zeit. Ich bin einfach glücklich, dass es jetzt so weit ist, dass ich mich da wieder im Spitzensport einleben kann. Auch wenn es heute nicht so funktioniert hat."
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