QLED vs OLED

Samsung facht Systemstreit bei TV-Technik an

Elektronik
05.01.2017 08:43

Dass neue Fernseher 4K beherrschen, ist fast schon selbstverständlich. Doch bei den Displays gibt es jenseits der superscharfen Auflösung große technische Unterschiede. Marktführer Samsung mischt nun mit einer verbesserten LED-Technologie die Branche auf - und entfacht damit einen Systemstreit.

Wenn bei Samsung alleine das Geschäft mit Fernsehgeräten zählen würde, könnte der südkoreanische Konzern mit dem Jahr 2016 äußerst zufrieden sein. Mit seinen Fernsehern verwies Marktführer Samsung bereits im elften Jahr hintereinander die Konkurrenten LG, Sony und Panasonic auf die Plätze. Allerdings beeinträchtigte das Debakel mit dem brandgefährlichen Smartphone Galaxy Note 7 nicht nur die Mobilfunksparte von Samsung. Es warf auch einen Schatten auf das traditionelle Kerngeschäft mit TV-Geräten.

Bei der Samsung-Pressekonferenz auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas hielt sich Tim Baxter, Präsident von Samsung Electronics America, denn auch nicht lange mit dem Note 7 auf. Er stellte nach einer kurzen Bemerkung die neuen Fernseher in den Mittelpunkt, mit denen Samsung einen Systemstreit anfacht. Hier stehen sich die Technologien "QLED" und "OLED" gegenüber.

(Bild: APA/AFP/GETTY IMAGES/ALEX WONG)

Die neuen "QLED"-Spitzenmodelle von Samsung arbeiten mit einer Neuauflage der "Quantum Dots". Das sind Nano-Kristalle aus Halbleiter-Materialen. Sie sind photoaktiv, das heißt, sie absorbieren Licht und geben es wieder ab. Je nach der Größe seines Kerns gibt ein Quantum Dot spezifische Farben ab. Die neue Generation, die Samsung auf der CES vorgestellt hat, kann die Partikel nun präziser ansteuern. Das TV-Gerät bietet dadurch bessere Kontraste und ein tieferes Schwarz. Außerdem spielt es kaum noch eine Rolle, aus welchem Blickwinkel man auf den Fernseher schaut.

Frontalangriff auf OLED
Den Namen "QLED" kann man getrost als einen Frontal-Angriff auf den Samsung-Konkurrenten LG verstehen, der bei seinen TV-Spitzenmodellen auf die bisher überlegene OLED-Technologie setzt. Dass "QLED" und "OLED" zum Verwechseln ähnlich klingt, könnte beabsichtigt sein. Das Kürzel OLED steht für "Organic Light Emitting Diode", das ist eine Leuchtdiode aus organischen, halbleitenden Polymeren. Bildschirme kommen ohne eine Hintergrundbeleuchtung aus, wodurch die Geräte extrem dünn sein können.

Da bei OLED keine Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz kommt, kann im Bild ein tiefes Schwarz abgebildet werden, besser als bei den LED-Schirmen. Bei herkömmlichen LED-Fernsehern bleicht außerdem von der Seite betrachtet die Bilddarstellung etwas aus. Bei einem OLED-Fernseher dagegen sieht das Bild auch von der Seite so aus wie von vorn. Der Vorsprung von OLED schrumpft gegenüber dem verbesserten QLED-System allerdings erheblich. In manchen Bereichen sieht sich sogar das QLED-Lager vorn, etwa bei der Darstellung in einer hellen Umgebung.

(Bild: APA/AFP/DAVID MCNEW)

Der südkoreanische Samsung-Konkurrent LG ist eine Milliardenwette auf OLED eingegangen. Die Konzerntochter LG Displays kündigte im vergangenen Sommer an, umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro in eine OLED-Fabrik zu investieren. LG ist derzeit der einzige Hersteller von OLED-Panels für Fernseher. Andere Anbieter von OLED-Geräten wie Panasonic, Philips oder Sony haben keine eigenen Fabriken, sondern verbauen ebenfalls LG-Panels.

Preis alleine nicht entscheidend
Wie der Systemstreit QLED vs OLED ausgehen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es LG gelingen wird, den Preis für die bisher sehr teuren Displays spürbar zu senken. Das Samsung-Management hatte sich vor Jahren von OLED verabschiedet, weil man keine Perspektive sah, die Technologie massentauglich zu machen.

Für den Erfolg der neuen Generation der hochauflösenden Flachbildschirme spielt aber nicht alleine die Display-Technologie eine Rolle. In den abgedunkelten Showräumen der Elektronikmärkte werden die Testbilder der unterschiedlichen Systeme ohnehin ziemlich ähnlich aussehen. Und viele potenzielle Käufer fühlen sich von den Branchenabkürzungen wie OLED, QLED, HDR oder Fachbegriffen wie DCI-P3-Farbraum hoffnungslos überfordert.

(Bild: APA/AFP/GETTY IMAGES/David Becker)

Damit kommen andere Fragen beim Fernseherkauf ins Spiel: Wie sieht das Gerät im Wohnzimmer aus? Wie dünn ist der Fernseher? Wie leicht kann man ihn an der Wand befestigen? Funktioniert die Sprachbedienung wie versprochen? Wie leicht kann man einen Streamingdienst wie Maxdome, Netflix oder Amazon Prime ansteuern? Und vor allem: Wie viel kostet der ganze Spaß?

Hoffen auf gutes TV-Jahr 2017
Dass die Verbraucher dabei die Lust auf die Neuanschaffung eines Fernsehers verlieren, zeichnet sich nicht ab. Auch der Boom der Mobilgeräte hat nichts am Trend geändert: Die Konsumenten ersetzen im Schnitt nach sechs bis acht Jahren ihre TV-Geräte. Und da es in der Branche in den Jahren 2009 bis 2011 besonders gut gelaufen ist, rechnet nicht nur Samsung auch für 2017 mit einem guten Geschäft.

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