50 Jahre lang sehnte sich Ingrid nach ihrer Jugendliebe Peter. Zufällig trifft sie ihn wieder. Das Protokoll einer Frau, deren Träume wahr geworden sind.
Tief in mir drin habe ich immer gespürt, dass ich in meinem Leben noch nicht dort bin, wo ich hingehöre. War es Schicksal, war es Zufall, eine glückliche Fügung? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich endlich angekommen bin.
1966. Ich war 16 Jahre alt, als mir der Peter aufgefallen ist. Beim Eislaufen im Linzer Parkbad. Er hatte einen weißen Pulli an und zog elegant seine Bahnen. Ich habe ihn angesprochen. Eine Woche später hat er mich zum ersten Mal geküsst. Es war die große Liebe. Das wusste ich schon damals. Ich sollte Recht behalten. Solche Emotionen habe ich danach nie wieder gehabt.
Eltern haben uns gesehen - das war das Aus
Dann haben uns meine Eltern zusammen gesehen. Das war das Aus. Sie haben mich nicht mehr fortgehen lassen. In ihren Augen war ich zu jung für einen Freund. Die Mutter hat sogar meine Schlittschuhe versteckt. Ich war ausgeliefert. Man konnte ja nicht wie heute über Handy oder Facebook Kontakt halten.
Der Peter wiederum hat sich damals gedacht, ich hätte ihm dem Laufpass gegeben, weil er mir finanziell nichts zu bieten hatte. Das weiß ich heute. Ich selber habe mir das Gegenteil eingeredet: Dass sich so ein toller Kerl wie er, schnell wieder eine andere suchen wird.
Wir haben beide drei Ehen hinter uns
Vergessen konnte ich ihn nie. Fast jeden Tag musste ich an ihn denken. Auch als Frau eines anderen. Mein erster Mann war ein notorischer Fremdgänger gewesen. Der nächste hat sich als Gewalttäter entpuppt. Gatte Nummer drei war 20 Jahre älter als ich. Bei ihm habe ich Geborgenheit erfahren. Aber die großen Gefühle, die waren nach wie vor meiner Jugendliebe vorbehalten. Auf die Idee, Peter zu suchen, bin ich aber nie gekommen.
2014 ist dann mein Mann an Krebs gestorben. Ich war 64 Jahre alt und Witwe. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass mein Leben erst anfängt ...
Zettel mit Telefonnummer im Postkasten
Etwa ein Jahr später habe ich mich dann alleine in ein Kaffeehaus gesetzt. Am Nebentisch ist dann plötzlich der Name "Peter Mairinger" gefallen. Ich war außer mir und habe gefragt, ob auch wirklich DER Peter gemeint ist. Volltreffer! Also habe ich ihm einen schönen Gruß ausrichten lassen.
Ein Tag danach ist dann ein Zettel vom Peter in meinem Postkasterl gelegen - mit seiner Nummer. Noch am selben Tag haben wir uns getroffen. Zum ersten Mal nach 50 Jahren!
Wir waren uns gleich vertraut. Mehr noch. Es funkte wieder. Dann hat er ein Foto von mir rausgeholt. Auf die Rückseite hatte ich ihm 1966 eine Liebeserklärung geschrieben.
Auch er hat mich nie vergessen können
Kurios: Wie ich war auch er dreimal verheiratet gewesen. Ganz offen hat er mir erklärt, dass auch er mich nie vergessen konnte. Seit einem Jahr sind wir nun ein Paar. Wir wollen gemeinsam alt werden.
Ein halbes Jahrhundert lang habe ich gespürt, dass da noch was kommt im Leben. Es war nichts Geringeres als meine große Liebe!
TIPPS UND INFOS:
Haben Sie auch ein Schicksal gemeistert und können damit anderen Mut machen? Dann schreiben Sie bitte an: brigitte.quint@kronenzeitung.at
Brigitte Quint, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.