Streit um Präsident

Truppen des Senegal marschieren in Gambia ein

Ausland
20.01.2017 06:22

Im Machtkampf um die Präsidentschaft in Gambia hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS zur Unterstützung des neuen und frisch vereidigten Staatschefs Adama Barrow ihre Soldaten in Marsch gesetzt. Am Donnerstagabend drangen Truppen aus dem benachbarten Senegal in Richtung der gambischen Hauptstadt Banjul vor. Dort sollte der abgewählte Präsident Yahya Jammeh zur Aufgabe gezwungen werden.

Kurz vor der Mobilisierung der ECOWAS-Truppen hatte der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen dem neuen Staatschef Barrow per einstimmig verabschiedeter Resolution seine Unterstützung zugesichert. In der Nacht auf Freitag wurde die Militärintervention schließlich wieder kurzfristig unterbrochen, um einen letzten Vermittlungsversuch zu starten.

Neuer Präsident legte Amtseid im Senegal ab
Barrow hatte zu Mittag in der gambischen Botschaft im Senegal seinen Amtseid abgelegt. Nun sollten alle Gambier zusammenstehen, um dem Land zu einem Neuanfang zu verhelfen, forderte er in der im staatlichen Fernsehen übertragenen Zeremonie. Seine Regierung werde sich für Reformen und eine Stärkung der Demokratie einsetzen, so Barrow. Er warnte die gambischen Streitkräfte davor, sich ihm als rechtmäßigem Präsidenten zu widersetzen. Soldaten, die bewaffnet außerhalb der Kasernen gefunden würden, "werden als Rebellen betrachtet werden".

(Bild: AP)

Vor Barrows offizieller Amtsübernahme hatten sich Polizeichef Ousman Sonko und Generalstabschef Ousman Badgie darauf verständigt, keine Befehle mehr von Jammeh anzunehmen, wie ein ranghoher gambischer Geheimdienstmitarbeiter sagte. Sie seien nur noch dem neuen Präsidenten verpflichtet. Die Gesamtstärke der gambischen Streitkräfte liegt zwischen 800 und 1000 Soldaten.

(Bild: AP)

Ex-Präsident will nicht abtreten
Der bisherige Präsident Jammeh, der das kleine westafrikanische Land seit 22 Jahren mit harter Hand regiert, weigert sich trotz verlorener Wahl im Dezember, sein Amt abzugeben. Um weiter im Amt bleiben zu können, hatte er am Dienstag den Ausnahmezustand über das Land verhängt.

Die frühere britische Kolonie Gambia gehört einem UNO-Index zufolge zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtschaft ist in dem Staat mit etwa zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Europäische Reiseveranstalter hatten am Mittwoch damit begonnen, Strandurlauber in ihre Heimatländer zurückzubringen.

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