Geständnis im Verhör

Terrorverdächtiger (17): “Schwöre IS die Treue!”

Österreich
21.01.2017 16:52

Er hat gestanden! Im stundenlangen Dauerverhör durch Staatsschutz-Ermittler bekannte sich der 17-jährige verhaftete Terrorverdächtige zum IS. Er hätte mit Internet-Bombenbauplänen einen Anschlag in der U-Bahn oder einem belebten Platz in Wien verüben wollen. Spurensuche im Leben des "Bubi-Bombers".

Der Schock sitzt tief! In Wien-Favoriten gibt es am Samstag, einen Tag nach dem Cobra-Zugriff rund um die Rotenhofgasse, nur ein Gesprächsthema: "Da wohnte der Terrorverdächtige, das ist ja ein Wahnsinn!" Die Nachbarn können nicht verstehen, dass mitten unter ihnen einer lebte, der mit einer selbstgebastelten Bombe offenbar einen Terroranschlag im Herzen Wiens verüben wollte.

"Ein seltsames Gefühl"
"Ich bin vor zwei Wochen hier eingezogen. Ich fürchte mich nicht, aber es ist schon ein seltsames Gefühl", meint der 23-jährige Wiener Angestellte Bojan V. Er wohnt im Haus, in dem der 17-Jährige verhaftet wurde.

Bojan V. (Bild: Zwefo)
Bojan V.

Der 72 Jahre alte Pensionist Rudolf G. fühlt sich - nicht zuletzt aufgrund des Zugriffs am Freitagabend - in seinem Wohnbezirk mittlerweile alles andere als sicher: "Ich traue mich spät am Abend nicht mehr mit meinem Hund 'Joe' hinaus."

Rudolf G. (Bild: Zwefo)
Rudolf G.

Kleinkriminelle Karriere, dann Radikalisierung
Doch wer ist der junge Terrorverdächtige eigentlich? Ein junger Österreicher - er wird in wenigen Tagen 18 - mit albanischen Wurzeln, der in einem scheinbar liebevollen Elternhaus mit einem Bruder im südlichen Niederösterreich aufgewachsen ist. In seiner Heimatgemeinde Neunkirchen weiß man von typischen Pubertätsproblemen zu erzählen. Schwieriger Schüler, Bekanntschaften mit der Polizei, Kleinkriminalität wie Diebstahl und Körpverletzung.

(Bild: Andi Schiel)

Arbeitslos rutscht er immer mehr ab. Dann der fatale Einschnitt: Radikalisierung in Salafistenkreisen! Eine "Laufbahn" wie auch andere Attentäter vor ihm. Die Fahndung nach einer möglichen Terrorzelle und noch gefährlicheren Hintermännern läuft indes auf Hochtouren. Fest steht: Der Gefasste reiste durch Europa.

Der 17-Jährige konnte in der Rotenhofgasse in Favoriten festgenommen werden. (Bild: Andi Schiel)
Der 17-Jährige konnte in der Rotenhofgasse in Favoriten festgenommen werden.

Informationen im Internet für den Bombenbau besorgt
Dass diesmal die Anschlagsgefahr so ernst wie noch nie in Österreich war, zeigt auch das düstere Geständnis: Der 17-Jährige schwor der IS-Mörderbande die Treue, verriet die teuflischen Terrorpläne in Wien! Konkret soll er sich Informationen im Internet für den Bombenbau besorgt und bereits dabeigewesen sein, die Materialen zusammenzutragen. Bei Hausdurchsuchungen in der Mietwohnung in Wien-Favoriten und im Elternhaus wurden vier Handys und ein Computer beschlagnahmt.

Ein Ermittler mit seinem Sprengstoffspürhund (Bild: Andi Schiel)
Ein Ermittler mit seinem Sprengstoffspürhund

Auf einem Twitter-Account mit seinem Kampfnamen wird das IS-Massaker in einem US-Nachtclub bejubelt: "Möge Allah ihn belohnen!"

Jüngster IS-Fanatiker war erst 14 Jahre alt
Der jüngste und wohl auch unbelehrbarste IS-Fanatiker ist ein Bursch aus Niederösterreich: Bereits im zarten Alter von 14 Jahren hegte er Pläne für einen Bombenanschlag am Wiener Westbahnhof und informierte sich - wie auch im jüngsten Fall - online bezüglich Plänen zum Bombenbau. Der IS-Fan landete zweimal (!) vor Gericht. Zuletzt im April des Vorjahres, weil er Dschihad-Propaganda via WhatsApp verschickt hatte. Das Urteil damals: 20 Monate Haft und eine Therapie.

(Bild: Peter Tomschi)

Die Gesichter des Dschihad in Österreich
Die zwei schillerndsten Figuren der heimischen Dschihadisten-Szene sind Mohamed M. und der serbische Hassprediger Mirsad O., der mit sieben Kindern als Sozialfall in einem Wiener Gemeindebau lebte. Er wurde bei der Operation "Palmyra" verhaftet und zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Mohamed M. (links) (Bild: twitter.com)
Mohamed M. (links)
Mirsad O. (Bild: Social Media)
Mirsad O.

Ch. Budin, M. Lassnig, R. Schmitt, F. Hitz und M. Perry, Kronen Zeitung

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