Die beiden Fahrzeuge haben noch mehr gemeinsam als den Motor: So gibt es eine Phaeton-Version, die komplett auf die kleine Jacht abgestimmt ist, mit weißer Lederausstattung und blauen Zierkordeln sowie dem gleichen Teakholz (Kustleder beim Boot, es muss ja wasserfest sein). Der Trailer, auf dem das Boot transportiert wird, läuft auf den schönen Alurädern des Phaeton. Und: Beide werden in Handarbeit hergestellt, der Phaeton in der gläsernen Manufaktur, die Yacht am Traunsee, in Gmunden.
Herstellung durch Handauflegen
„St. Tropez“ heißt das Motorboot, in dem das Phaeton-Herz pulsiert. Der Rumpf wird tatsächlich im Handauflegeverfahren hergestellt. Das ist nichts Esoterisches, sondern bedeutet, dass der Rumpf aus per Hand aufgelegten Glasfasermatten und Polyesterharz aufgebaut wird. Handauflegen ist auch in der fertigen St. Tropez eine Wohltat, die edlen Oberflächen sind gleichermaßen Augenweide wie Handschmeichler.
Eine Ohrenweide ist dagegen der Dreiliter-Motor: tiefes, zufriedenes Blubbern im Standgas, großartige Leistung bei Gleitfahrt. Dabei kann "Leistung" durchaus von "leise" kommen: Selbst bei voller Fahrt – und das sind immerhin 37 Knoten, also knapp 70 km/h) kann man sich an Bord problemlos unterhalten. Geschmeidig dreht der V6-TDI hoch, die Kraft entfaltet sich schon von ganz unten heraus so gleichmäßig, wie man es sich nur wünschen kann. Bereits bei 2.000 U/min. erreicht er sein maximales Drehmoment von 450 Nm, die maximale Leistung beträgt wie im Phaeton 225 PS. Dabei bleibt das Gewissen sauber: Der V6 kommt serienmäßig mit Partikelfilter.
Schöne Stunden am Wasser
Dabei ist diese Maschine mit 325 Kilo leichter (über 100 Kilo im Vergleich zu anderen), kompakter und sparsamer als vergleichbare Motoren. V8-Benziner, die häufig verwendet werden, schlucken bis zu 100 Liter pro Stunde Volllastbetrieb bzw. 45 Liter im Normalbetrieb, der Phaeton-V6 schluckt im Normalbetrieb durchschnittlich etwa 9 Liter Diesel. Auch in Kreisen, die sich ein solches Boot leisten können, ist ein sparsamer Motor ein Kaufargument, wenn auch nicht aus den üblichen Gründen: Wer viel Sprit braucht, muss oft tanken, und je länger der 200-Liter-Tank hält, desto besser. Schließlich will man schöne Stunden am Wasser und nicht dauernde Stopps an der Zapfsäule verbringen.
St. Tropez liegt an der Elbe
Gerade vor der Kulisse der Dresdner Altstadt macht die St. Tropez eine herrliche Figur. Herrlich zieht sie vorbei an Semperoper und Frauenkirche und malt ihre Wellenspuren in die Elbe. Sogar Petrus hatte an einem nebligen Tag ein Einsehen und lies die Sonne durch das Grau brechen. Und dann hinaus in Richtung Sächsische Schweiz, vorbei an Schlössern und Villen, Schaufelraddampfern und Landschaften wie von einer Modelleisenbahnanlage.
Diese österreichische Motorjacht erinnert an klassische Holzboote, wirkt genauso edel, kostet aber deutlich weniger. Andere Kunststoffboote sind billiger, sehen aber auch entsprechend aus. Die St- Tropez fährt sich besonders angenehm, beim Gasgeben hebt sie sich gleichmäßig aus dem Wasser und hält ihre Nase ebenso gelassen in den Wind wie der stolze Fahrer. Und der Motor...
An Bord ist ein Kühlschrank, eine Liegefläche für schöne Stunden in der Sonne, auf Wunsch sogar eine Soundanlage und manche Kleinigkeiten, die das Leben am Wasser schöner machen. Am Heck befindet sich ein kleiner Badesteg aus Teakholz samt ausziehbarer Leiter, wie auch das ganze Boot mit Teakholz ausgestattet ist: Boden, Armaturenbrett, Lenkrad usw., Teakholztüren mit Bullaugen führen in die Schlupfkajüte, die ebenso weiß gepolstert ist wie Sitze und Liegefläche.
St.-Tropez-Motor im Phaeton
Soll das Boot mal aus dem Wasser geholt und stilgerecht transportiert werden, geschieht das am besten auf dem passenden Trailer an der Anhängerkupplung des VW Phaeton. Das Motorengeräusch erkennt man auch im Auto wieder, dort ist es natürlich noch dezenter. Und auch hier passt das Triebwerk perfekt, es ist deutlich geschmeidiger als etwa der Diesel der Mercedes-S-Klasse (siehe Fahrbericht in der Linkbox).
Dass VW es versteht, geschmackvolle Innenräume zu bauen, weiß der Normalsterbliche bereits aus dem Passat, doch der Phaeton ist richtig edel. Hier haben sogar die Getränkehalter Stil, und das ist auch in der Luxusklasse keine Selbstverständlichkeit. Noch mehr Sinn machen sie natürlich, wenn man den optionalen Kühlschrank ordert, der dann durch die Mittelarmlehne der Rückbank erreichbar ist.
Wendiger Koloss
Die Luftfederung des serienmäßig allradgetriebenen Testwagens lässt sich elektronisch vierfach verstellen, von Komfort bis richtig sportlich; das Fahrwerk sorgt dafür, dass der massive Phaeton so leicht zu handeln ist wie ein kleines Mittelklasseauto. Die 2,2 Tonnen merkt man ihm nicht an.
Mit der serienmäßigen 6-Gang-Automatik mit Tiptronic ist Tempo 100 in 9,1 Sekunden erreicht, sogar beim Höchsttempo von 234 km/h ist es angenehm ruhig im Innenraum. Dank des souveränen Fahrwerks kommt auch beim Fahrer keine Unruhe auf. Auf sehr unebenen Straßen poltert das Fahrwerk leider ein wenig, was mich bei dem ansonsten durchwegs stimmigen Komforteindruck etwas verwundert.
Und Komfort ist allüberall vorhanden, besonders wenn man in der Aufpreisliste shoppen geht. Da kann man dann Fernsehen und sich dabei vom 18-Wege-Sitz den Rücken massieren lassen, die Soundanlage kann per Digital Sound Processing sogar einen Konzertsaal imitieren, Bild und Ton kommen vom DVD-Wechsler, die vier Sitzplätze werden getrennt klimatisiert. Eine nette Kleinigkeit ist eine Taschenlampe statt dem Zigarettenanzünder.
Handarbeit und Eigenbau
Eine Besonderheit ist die Art, wie ein Phaeton-Käufer zu seinem Auto kommt. Der Phaeton wird in Dresden in der „Gläsernen Manufaktur“ gebaut. In diesem eleganten Glashaus kann sich ein Interessent sein Auto komplett zusammenstellen, indem er Lederbezüge oder Holzdekore in die Hand nimmt. Geht das Fahrzeug in Produktion, kann er – wenn er will – die kompletten fünf Tage bei seinem entstehenden Auto bleiben, bis es fertig ist - und sogar daran mitbauen, schließlich wird es per Hand gefertigt. In der Montagehalle selbst ist es komplett sauber und so edel, dass am Boden sogar überall Parkett verlegt ist.
Lass uns zum Schluss über Geld sprechen. Der Phaeton mit dem V6-TDI-Motor ist bereits ab knapp 70.000 Euro erhältlich, was aber eher als Untergrenze zu verstehen ist. Der Testwagen hat einen Wert von knapp 120.000 Euro. Das wiederum entspricht in etwa dem Grundpreis der Frauscher 757 St. Tropez mit demselben Motor. 2.400 Euro sollte man auf jeden Fall noch in die dunkelblaue Lackierung stecken. Um das Boot auszuprobieren, reicht eine Fahrt zum Traunsee; dort sitzt die Frauscher-Werft. Und der Traunsee ist sowieso eine Reise wert, nicht nur im Phaeton.
Stephan Schätzl
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