Nach dem tragischen Tod einer 6-Jährigen, die im Skigebiet Söll gegen eine Schneekanone prallte, wird heftig über Sicherheit auf Pisten diskutiert. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Bergbahn was vorzuwerfen ist. Für den erfahrenen Fachmann Helmut Lamprecht war die Schneekanone ausreichend optisch abgesichert.
Seit Jahrzehnten wird Helmut Lamprecht als gerichtlich beeideter Sachverständiger bei Fällen wie jenen in Söll zu Rate gezogen. Der langjährige Geschäftsführer der Sparte Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Tirol ist auch immer wieder im Auftrag von Bergbahnen unterwegs, um sie in Sicherheitsfragen zu beraten. Von ihm stammt zudem der seit 1980 herausgegebene Sicherheitsleitfaden für Pisten- und Rettungsdienst. Der Tod der Schülerin aus Bayern hat Lamprecht erschüttert: "Es sind da alle unglücklichen Umstände zusammengekommen."
Für die Staatsanwaltschaft prüft derzeit ein anderer Sachverständiger den Fall in Söll. Lamprecht kann sich aber nicht vorstellen, dass die Bergbahn als Betreiber des Skigebietes strafrechtlich belangt werden kann. "Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben, die die Absicherung bis ins letzte Detail und für alle Fälle genau vorgibt. Jede Situation muss einzeln bewertet werden", beschreibt der Fachmann, warum die Staatsanwaltschaft aktiv wird.
Lamprecht kennt die Piste gut, auf der sich das Mädchen am Sonntag die tödlichen Verletzungen zugezogen hat. Eine flache und breite Abfahrt, auf der die Schneekanone weithin sichtbar ist. Lamprecht: "Hier kann man nicht von einer atypischen Gefahr sprechen, die für Skifahrer schwer erkennbar ist und damit eine Falle darstellt." Bei diesen so genannten atypischen Gefahren bestehe eine Sicherungspflicht. In den meisten Fällen passiert das durch die Ummantelung des Hindernisses mit Matten. Diese Polster, so Lamprecht, seien aber nur für geringe Geschwindigkeiten bis 20 km/h als Abfederung konzipiert.
Eine atypische Gefahr kann der Fachmann im Fall Söll nicht erkennen. Die Schneekanone war mit keilförmig angeordneten Stocknetzen optisch abgesichert. Das entspreche den Empfehlungen der Fachleute und sei laut bisheriger Rechtssprechung ausreichend.
In Söll muss man jetzt auf den Bericht der Staatsanwaltschaft warten. Bei den Mitarbeitern der Bergbahn herrscht tiefe Betroffenheit. Alle denken an die Familie der 6-Jährigen. "Wir werden uns auf jeden Fall mit den Eltern in Verbindung setzen", versichert Geschäftsführer Walter Eisenmann.
Claudia Thurner; Kronen Zeitung
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