22 Länder in 500 Tagen: Eine abenteuerliche Radtour führte Niko rund um die Welt - und zu sich selber. Lesen Sie das Protokoll eines Globetrotters, der nichts gesucht, aber sehr viel gefunden hat.
Am Anfang habe ich mich schon in der Früh gestresst, wo ich am Abend schlafen werde. Diese Ungewissheit war kaum auszuhalten. Auf einmal war das weg. Stattdessen hat sich ein innerliches Vertrauen aufgebaut, dass sich schon ein Plätzchen für mich finden wird.
Der Schlafplatz wurde dann erst ein Thema, wenn die Sonne untergegangen ist. Ich habe geschaut, wo ich bin, und mich dann einfach niedergelassen. Das konnte ein verlassenes Hütterl am Straßenrand sein, eine Ecke im Park oder eine Moschee.
Haben Sie auch ein Schicksal gemeistert und können damit anderen Mut machen? Bitte schreiben Sie mir: brigitte.quint@kronenzeitung.at
Von Bettelmönchen aufgenommen
Einmal habe ich in Thailand mein Zelt aufgeschlagen. Erst später bin ich drauf gekommen, dass ich in einer buddhistischen Tempelanlage bin. Die Bettelmönche haben mich ohne zu zögern im Kloster schlafen lassen.
Ich war gerade mit dem Studium fertig geworden, als ich im Jänner 2015 losgezogen bin. Dass ich den Trip per Fahrrad gemacht habe, hatte anfangs ganz pragmatische Gründe: Neben dem sportlichen Reiz, ist es schlichtweg billig. Bei fünf Euro Tagesbudget ist man über jeden Bus froh, den man nicht bezahlen muss
Mittlerweile sehe ich diese Art zu reisen ohnehin als die optimalste. Fremde Kulturen, Dschungel, Wüste, extreme Kälte - wer langsam reist, ist in der richtigen Geschwindigkeit, Ungewohntes zu verarbeiten.
Seele braucht gewisse Zeit
Veränderungen. Die Seele braucht eine gewisse Zeit, um diese zu verarbeiten. Von Salzburg aus bin ich zunächst über Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien nach Istanbul geradelt. In einem türkischen Dorf habe ich erstmals mein Zelt gegen eine Moschee getauscht. Einheimische hatten das in einem der Teehäuser für mich organisiert.
Von dort aus bin ich in den Iran. Dort hat mich die Großzügigkeit der Menschen fasziniert. Dutzende Male haben mich Familienväter in ihr Haus eingeladen. Nicht selten habe ich inmitten einer Kinderschar auf dem Boden übernachtet.
Zentralasien. Von Tadschikistan aus bin ich an der Seidenstraße entlang über die zweithöchste Fernstraße der Welt, den Pamir Highway, gefahren. Danach ging es per Flieger nach Bangkok.
Die Tour durch Thailand, Kambodscha und Laos habe ich inmitten der Regenzeit gemacht. Zum Trocknen bin ich dann oft in eine Art Bambus-Verschlag auf Stelzen gekrochen. In Südostasien habe ich hie und da auch Heuschrecken oder Schlangen gegessen.
Angst gab es nachts
Angst. Die gab es. Nachts. Es sind diese fremdartigen Geräusche, es ist finster. Da wird es noch deutlicher, dass man nur auf sich gestellt ist. Auch das hat sich nach und nach gelegt. Auch weil man ein Gespür dafür entwickelt, wo man bleiben kann und wo man lieber weiterfahren soll.
Australien war für einen Abenteurer wie mich vergleichsweise unaufregend. Es gibt eine App, in der Gratisschlafplätze aufgelistet sind.
Afrika ist schon schwieriger. In Lesotho oder Swasiland bin ich schon mal in Hoheitsgebiete von Giraffen reingeraten. Und in Südafrika musste ich auf das Wohlwollen der Farmer setzen. Kein einziger hat mich jedoch weggeschickt. Das Rad ist oft die Eintrittskarte für den persönlichen Kontakt. Radfahren gehört fast überall zum Alltag, es wirkt nicht abgehoben.
Als ich losgefahren bin, war ich nicht auf der Suche nach irgendwas. Gefunden habe ich trotzdem etwas: Zuversicht. Auch ohne sich zu sorgen, wird sich alles fügen.
TIPPS UND INFOS
Brigitte Quint, Kronen Zeitung
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