Heiße Polit-Diskussion um eine Reform des 150 Jahre alten Demonstrationsrechts, bei der vor allem Innenminister Wolfgang Sobotka Druck macht: Sogenannte Spaß-Demos sollen endlich gestoppt werden, auch die große Mehrheit der Österreicher spricht sich für ein Verbot der überhandnehmenden, sinnlosen Proteste aus.
Sinnlose Proteste, die Geschäftsleute in den Ruin treiben, Arbeitsplätze gefährden und Millionen Euro an Steuergeld für Sachbeschädigungen, Polizeieinsätze verschlingen, gab und gibt es vor allem in Wien jede Menge:
In Grenzen halten sich die Demos in Graz, Linz und Salzburg - meist geht es "nur" darum, den Autoverkehr lahmzulegen.
Wie es mit dem Demonstrationsrecht weitergeht, ist offen: Die SPÖ stemmt sich (noch?) dagegen, doch dass Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl jetzt aus Expertensicht einer dringend notwendigen Reform das Wort redet, könnte zu einem Umdenken führen.
Kommentar: ... und die Politik eiert wieder herum
"Wenn ich weiß, dass an einem Einkaufssamstag im Advent in der Wiener Mariahilfer Straße eine Großdemonstration stattfindet, dann gehe ich auch nicht hin, um einzukaufen": Mit diesen Worten hat Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl das Hauptproblem der derzeitigen hitzigen Debatte um das Verbot von Spaß-Demos umrissen: Es geht darum, ob eine Demo gestattet werden muss, wenn - wie in der Mariahilfer Straße - in der Adventzeit Geschäftsleute durch eine Sinnlos-Spaß-Demo in den Ruin getrieben werden, oder ob man das in Zukunft durch Einrichtung von Schutzzonen verbieten soll.
Was Pürstl noch am Herzen liegt: die sogenannten Versammlungsleiter einer Demo zur Verantwortung ziehen zu können, wenn sich diese nicht um eine ordnungsgemäße Abhaltung einer solchen Versammlung kümmern. Geldstrafen von mehreren Tausend Euro wären, so Pürstl, angemessen.
Die Politik eiert in dieser Sache wie so oft herum, sollte sich aber möglichst rasch an Experten wie Pürstl orientieren. Erstens weiß man bei der Polizei Bescheid, welche Reformen dem Demonstrationsrecht gut tun würden. Zweitens sind es vor Ort die Polizisten, die etwa von wütenden Autofahrern zu Sündenböcken gemacht werden und so ihren Kopf für das Versagen der Politik hinhalten müssen.
Demonstrationsrecht ja, aber genauso sind Rechte von nicht-demonstrierenden Bürgern, Anrainern und Geschäftsleuten vor einer Willkür der Straße zu schützen.
Peter Gnam, Kronen Zeitung
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