Immer wieder - zuletzt am Freitag in Neuseeland - kommt es zu Massen-Strandungen von Walen. Wie es dazu kommt, ob und wie der Mensch dafür verantwortlich ist, darüber gehen auch in der Fachwelt die Meinungen auseinander. Eine These lautet, dass möglicherweise Sonnenstürme den Magnetsinn der Meeressäuger stören könnten. Ein Forschungsprojekt soll nun Daten über Sonnenaktivität, aus dieser resultierende Störungen des Erdmagnetfeldes und Wal-Strandungen zusammenführen.
Obwohl die Sonnensturm-These und andere Theorie schon mehrfach postuliert wurden, hat noch niemand gründlich untersucht, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Wal-Strandungen und Sonnenstürmen gibt - bis jetzt. Im Rahmen eines neues Projektes will der Astrophysiker Antti Pulkkinen, der am Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt im US-Bundesstaat Maryland arbeitet, zusammen mit dem Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) und dem Internationalen Tierschutzfonds IFAW herausfinden, ob zwischen Aktivitäten auf der Sonne und den Massen-Strandungen der Meeressäuger tatsächlich eine Verbindung besteht.
Stören Sonnenstürme den Orientierungssinn?
Bereits 2005 stellte Klaus Ricklefs vom Forschungs- und Technologiezentrum (FTZ) im deutschen Büsum die These auf, dass vielleicht Sonnenstürme, die das Magnetfeld der Erde beeinflussen, den Orientierungssinn von Walen stören. Das führe dazu, dass sich die Tiere quasi "verschwimmen". Das würden jedenfalls Daten zu Pottwalen belegen, die zwischen 1712 und 2003 in der Nordsee gestrandeten sind, so der Wissenschaftler damals.
In 90 Prozent der Fälle seien die Strandungen nämlich just zu Zeitpunkten passiert, als auf der Sonnenoberfläche heftige Aktivitäten verzeichnet wurden, so Ricklef. Möglichweise werde die mit Magnetkristalle angereicherte Melone - ein Organ aus Fett- und Bindegewebe im Kopf von Zahnwalen, das für deren Echoortung wichtig ist - dadurch erheblich gestört, so der Forscher. Das quasi körpereigene "GPS" der Tiere arbeite dann nicht mehr korrekt und die Säuger würden sich daher verschwimmen. Vor allem dann, wenn leicht abfallende Sand- oder Schlickflächen den Walen die Navigation mittels ihrer Echoortung zusätzlich erschweren.
Weil Massenstrandungen von Walen und Delfinen bereits seit vielen Jahrhunderten dokumentiert sind, können sie nicht alleine durch menschliche Einflüsse oder Störungen, wie etwa die Umweltverschmutzung und Unterwasserlärm durch Schiffsverkehr oder militärisches Sonar in den Ozeanen, verursacht werden, sind viele Wissenschaftler überzeugt.
Video: Hunderte Grindwale an Küste Neuseelands gestrandet
Sonnenaktivitäten beeinflussen das Erdmagnetfeld
"Diese menschgemachten Einflüsse können die meisten Strandungen nicht erklären", wird NASA-Forscher Pulkkinen auf der Website der US-Raumfahrtbehörde zitiert. Fakt sei, dass bei Sonnenstürmen ausgestoßenes Plasma, welches hauptsächlich aus Elektronen, Protonen und Anteilen aus Kernen von Elementen wie Helium, Sauerstoff oder Eisen besteht, zu Anomalien im Magnetfeld der Erde führen können. Das könne u.a. auch zu Problemen bei Satelliten führen, so der Experte für Weltraumwetter und dessen Auswirkungen auf die Erde. "Es ist möglich, dass sie (die magnetischen Störungen; Anm.) auch die Tiere in Mitleidenschaft ziehen", sagt Pulkkinen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.