Alle Jahre wieder Pleite-Alarm um Griechenland, und diesmal verschärft durch Neuwahl-Alarm: Es geht um die Rückzahlungsrate von sieben Milliarden Euro im Juli. Die Geldgeber liegen untereinander auch wieder im Clinch. Soll das so weitergehen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag? Nein, das kann es nicht, das darf es nicht.
So kann Griechenland nicht gerettet werden! Die jährlichen Alarme ermöglichen kein nachhaltig gedeihliches Investitionsklima. Auch das Verramschen des nationalen "Tafelsilbers" zu Ausverkaufspreisen macht das Kraut nicht mehr fett.
Griechenland bleibt bis mindestens 2060 Versorgungsfall
So können auch keine wirklich wirksamen Wachstumsraten der griechischen Wirtschaft zustandekommen, um sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen. Die geforderten Strukturreformen werden erst nach Jahren wirksam. Griechenland bleibt ein Versorgungsfall, und das bis mindestens 2060.
Für die Schuldenbedienung müssen Tourismuserlöse herhalten, werden Pensionisten ausgequetscht, müssen Steuern weiter erhöht werden. Ein Teufelskreis. Das stranguliert auch die Politik. Ministerpräsident Alexis Tsipras ist am Ende seines Lateins, wird als Volksverräter beschimpft. Die Regierung steht vor dem Aus. Neuwahlen sind allerdings keine Lösung, sondern verstärken anarchische Zustände. Was tun?
Schuld liegt bei der EU
Dass es so weit kommen konnte, ist einzig und allein die Schuld der EU. Sie lockte Griechenland "aus europapolitischen Gründen" mit dem Danaer-Geschenk des Euro und akzeptierte sogar, dass sich die Regierung in Athen mithilfe einer amerikanischen Großbank (Stichwort NATO-Interessen) in den Euro hineinlog. Danach startete Griechenland das hurtige Schuldenmachen mit niedrigen Euro-Zinsen.
Dass Griechenland nach ersten Krisensignalen nicht sofort (zu damals noch günstigen Konditionen) aus dem Euro "entlassen" wurde, ist einzig und allein Schuld des strategischen Versagens der Euro-Politiker. Stattdessen verrannte sich die Eurozone mit irrwitzigen "Rettungspaketen" so weit in eine Sackgasse hinein, bis das Umkehren teurer wurde als das Weiterwursteln.
Den Schaden hat der halbwegs noch funktionierende Teil Europas: Die Euro-Zentralbank beschleunigt den Geldumlauf, die Euro-Zinsen fallen auf Rekordtiefen, die Inflation übersteigt das Zinsenniveau, und mit der Summe unserer Verluste werden die Olivenstaaten Griechenland & Co. subventioniert. Eine kalte Enteignung an uns.
Schuldenschnitt ist unvermeidlich
Das wäre zu ertragen, wenn es wenigstens helfen würde. Aber es scheitert ebenso wie der Versuch von Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), die Griechen mit der Zuchtrute zu "erziehen". Auch wenn sich Schäuble noch so sehr dagegen wehrt: Ein Schuldenschnitt ist unvermeidlich und nur eine Frage der Zeit, damit Griechenland wieder durchatmen kann und Investoren längerfristig kalkulieren können.
Es gibt eine Alternative: Ausstieg aus dem Euro!
Die Euro-Folter Griechenlands muss ein Ende haben! Lieber zu spät als gar nicht: Gefordert ist ein Ausstiegsprogramm mit möglichst geringen Kollateralschäden, damit Griechenlands Wirtschaft wieder Tritt fassen kann.
Die drei Optionen für einen Euro-Ausstieg Griechenlands:
Nur eines geht nicht: Das Kreuz mit Griechenland auf Dauer zu akzeptieren, "weil man halt nix machen kann". Das ist Selbstschädigung der europäischen Wirtschaft und Niedrigzinsopfer. Und das wird bestraft mit dem Vormarsch der Populisten an allen Fronten.
Kurz Seinitz, Kronen Zeitung
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