Eigentlich ist es unglaublich, was sich bei der Zeitmessung im Rahmen der österreichischen Leichtathletik-Meisterschaften im Dusika-Stadion abgespielt hat! Im Grunde haben die Kampfrichter eine Regel ignoriert. Konkret geht es darum, dass bei Läufen auf der Bahn bis einschließlich 10.000 m die Tausendstel auf die nächste Hundertstel aufgerundet werden müssen. In Wien aber wurde kurzerhand abgerundet - womit möglicherweise alle Zeiten um ein Hundertstel zu schnell waren.
Dieser eklatante Fehler ist beim 60-m-Finale der Frauen offenkundig geworden. Da es dort ein Foto-Finish gab, wurden die Tausendstel herangezogen. Für Siegerin Viola Kleiser lauteten diese 7,521 Sekunden, für Alexandra Toth 7,527. Die Regel des Weltverbandes 165, 23 (a) besagt aber, dass in diesem Fall das offizielle Ergebnis auf die nächste Hundertstel, also auf 7,53 aufgerundet werden muss. Offiziell wurden aber 7,52 Sekunden angegeben. In der Leichtathletik, wo es nun mal auf Hundertstel ankommt, eigentlich unvorstellbar, das Ergebnis ist schlicht verkehrt.
Was verwundert: Die "Krone" machte unmittelbar nach Bekanntgabe des Resultats die Veranstalter auf den Fehler aufmerksam. Der Kampfrichter las selbst die entsprechende Regel in der deutschen Version mit dem Hinweis auf das "Aufrunden" vor, beharrte aber auf den 7,52. Ein anderer Offizieller behauptete immer wieder, dass die Zeit nach den 7,52 "abgeschnitten" werde.
Was schockiert: Die Verbandsspitze mit Präsidentin Sonja Spendelhofer gab später der "Krone" mit der Regelauslegung vollkommen recht, aber das Resultat bleibt bis jetzt falsch in den Ergebnislisten.
Auch Sprint-Zeit der Männer verkehrt
Es ist durchaus denkbar, dass sich dieser Fehler durch die ganze Meisterschaft durchzog. Auch das Ergebnis der 60-m-Dritten Steffi Bendrat ist eindeutig verkehrt (7,53 statt 7,54). Und eine Recherche der "Krone" für die 60 m der Männer bestätigte auch hier für den Sieger Markus Fuchs den Fehler. Dieser hatte über seine vermeintlichen 6,69 Sekunden gejubelt. Auf Tausendstel lautete seine Zeit aber 6,695. Diese hätten auch aufgerundet gehört - auf 6,70. Sehr wahrscheinlich ist auch der Rekord der 4 x 200-m-Frauenstaffel von Union St. Pölten (1:37,99) nicht korrekt. Wenn es nicht exakt 1:37,990 gewesen sind, gehört die neue Bestmarke auch aufgerundet auf 1:38,00.
Weltverband bestätigt die "Krone"
Um auf ganz sicher zu gehen, legte die "Krone" die Streitfrage auch dem Leichtathletik-Weltverband vor. Dieser bestätigte eindeutig, dass die Sprintzeiten von Kleiser und Toth auf 7,53 aufgerundet werden müssen. Die IAAF erklärte weiter, dass in manchen Sportarten die Ergebnisse "abgeschnitten" (das heißt abgerundet) werden, aber in der Leichtathletik gehören sie eindeutig aufgerundet. Die IAAF bekannte auch, dass vor zehn Jahren sogar beim Grand Prix in Doha Omega dieser Fehler passiert, aber später korrigiert worden sei…
Olaf Brockmann, Kronen Zeitung
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