Im Jahr 2016 hatte ein Forscherteam um Michael Gillon von der Universität Lüttich von drei erdgroßen Planeten berichtet, die um den Zwergstern Trappist-1 kreisen. Dank intensiver Beobachtung mit mehreren erdgebundenen Teleskopen und dem Spitzer-Weltraumteleskop der US-Weltraumagentur NASA wissen sie nun: Es ist ein System aus mindestens sieben Planeten, die alle in etwa so groß wie die Erde sind. Auf ihnen könnte theoretisch flüssiges Wasser und damit Leben existieren.
Die Exoplaneten wandern von der Erde aus gesehen vor ihrem Stern vorbei, sodass sie sein Licht kurzfristig ein wenig abdunkeln. Dank solcher messbarer Transite konnten die Astronomen die Größe und Masse der Planeten berechnen und schlussfolgern, dass es sich wohl um Gesteinsplaneten handelt, berichteten sie im Fachblatt "Nature".
Wichtige Entdeckung auf der Suche nach Leben
Und nicht nur das: Auf ihnen könnten Temperaturen herrschen, die flüssiges Wasser ermöglichen. Das wiederum gilt als Voraussetzung für Leben. Der Zwergstern ist zwar relativ klein und kühl, die Planeten umkreisen ihn aber auch eng, mit Umlaufzeiten von eineinhalb bis mehr als 20 Erdentagen. "Wir haben zum ersten Mal ein System aus Planeten mit ähnlicher Größe und Masse wie die Erde entdeckt, deren Atmosphäre wir genauer untersuchen können", erklärte Brice-Olivier Demory von der Universität Bern. Informationen über die Atmosphäre wiederum können verraten, ob Leben auf den Planeten existieren kann.
Insbesondere das James-Webb-Weltraumteleskop - der Nachfolger des Hubble-Teleskops -, das voraussichtlich Ende 2018 in Betrieb gehen soll, wird wichtige Informationen liefern, so Demory. Es soll etwa nach Signaturen von Ozon in der Atmosphäre der Trappist-1-Planeten suchen, was auf organisches Leben hindeuten könnte.
Forscher wollen Frage beantworten, wie Leben entsteht
Ozon könnte ein Hinweis auf Leben sein, muss aber nicht, betonte Demory: "Das Problem ist, dass wir keine genaue Vorstellung davon haben, wie das Leben auf der Erde entstanden ist. Wir wissen nicht genau, was Leben auf anderen Planeten produzieren würde, das wir als stichhaltigen Beweis messen können." Die Erforschung der fernen Planeten bedeutet für ihn auch, die Frage zu beantworten, wie Leben entsteht, und somit auch mehr über unsere Existenz zu lernen.
Solche Planetensysteme könnten keine Seltenheit sein: Trappist-1 gehört zu der Art Stern, die in unserer Galaxie am häufigsten vorkommt. Dass um einen solchen Zwergstern gleich sieben erdgroße Planeten kreisen, ist zumindest vielversprechend. Der Fund bestätigt zudem eine Computersimulation zweier Forscher der Universität Bern, Yann Alibert und Willy Benz, die zeigte, dass erdgroße Planeten um Zwergsterne häufig seien, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte.
Etwa 200-mal dunkler als unsere Sonne zu Mittag
Trappist-1 und seine Planeten dürften in den nächsten Monaten und Jahren weiter von sich reden machen, versprachen die Forscher im Rahmen einer Telefon-Pressekonferenz des Fachblatts "Nature". Sie sind derzeit dabei, weitere Daten über die Planeten zu sammeln. Ihre Beschreibung regt die Fantasie an: "Es muss ein spektakulärer Anblick sein, auf einem dieser Planeten zu stehen. Der Trappist-1 wäre etwa 200-mal dunkler als unsere Sonne zu Mittag - stellen Sie sich das Restlicht nach dem Sonnenuntergang vor. Und ab und zu käme am Himmel ein anderer Planet vorbei, der je nach Entfernung größer als der Mond aussähe."
Das Planetensystem von der Erde aus nicht nur indirekt über die Abdunklung des Sterns, sondern auch direkt zu beobachten, dürfte allerdings schwierig sein: Zwar ist der Zwergstern mit knapp 40 Lichtjahren Entfernung quasi in unserer galaktischen Nachbarschaft, allerdings umkreisen die Planeten ihn sehr eng und strahlen wenig Licht ab.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl entdeckter Exoplaneten explodiert, wie Paul Hertz, NASA-Direktor für Astrophysik, vor Kurzem bei einem Vortrag in Wien erklärt hatte. "Wir haben es hier wirklich mit einem brandneuen Wissenschaftsfeld zu tun", so Hertz Anfang Februar im Naturhistorischen Museum.
Auf der Suche nach einer zweiten Erde hatten Astronomen im Vorjahr die Entdeckung von fast 1300 Planeten bei anderen Sternen bekannt gegeben. Diese Exoplaneten waren mit dem Weltraumteleskop "Kepler" der NASA aufgespürt worden, hatten bisher allerdings lediglich den Status von Planeten-Kandidaten.
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