Es war der erste große Auftritt von Sandra Frauenberger als Wiener Gesundheitsstadträtin. Und er führte die SPÖ-Politikerin auf ihre größte Baustelle, das skandalumwitterte Spital Nord in Floridsdorf - eine Erblast der abgetretenen Sonja Wehsely, mit der sich der Rechnungshof kritisch beschäftigt. Die "Krone" war beim Lokalaugenschein dabei.
Zwar wird noch allerorts gehämmert, gesägt und geschraubt, doch ein Bauende ist (angeblich) absehbar. 2018 - also zwölf Jahre nach der EU-weiten Ausschreibung des Projekts und sieben Jahre nach der geplanten Fertigstellung - soll hier tatsächlich der erste Patient liegen. Nach vielen Pleiten, Pannen und Kostensteigerungen.
8000 Räume, 16 Operationssäle, ein Hubschrauberlandeplatz, 785 Betten in ausschließlich Ein- und Zweibettzimmern, sowie ein Parkhaus mit 1085 Stellplätzen. Die Dimensionen sind gewaltig. Ebenso wie die Summen an Steuergeld, die das Projekt verschlingt.
Statt maximal 825 Millionen beziffert Thomas Balazs, Vize-Chef des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), die Baukosten nunmehr auf 1,1 Milliaren Euro. Abzüglich aller Regressforderungen, die sich die Stadt von Versicherungen und Baufirmen zurückholen will. Ob die Summe hält, wird die Zukunft weisen. Denn wie es bereits bei einer Fassadenfirma geschehen ist, ist ein Konkurs weiterer Auftragnehmer keinesfalls ausgeschlossen.
An vielen Stellen hängen noch Kabel von der Decke
Zum Baustand: Die einzelnen Stationen sind laut Balazs aktuell zu "50 bis 90 Prozent" fertig. Warteräume, Küchen und Probezimmer sind teilweise eingerichtet. Die Heizung funktioniert. Aber an vielen Stellen hängen noch die Kabel von der Decke oder die Böden sind unverfliest. Ebenso fehlt das Farbleitsystem, damit sich die Patienten in den weitläufigen Gängen zurechtfinden. Dennoch: Bis Herbst sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, sagt Balazs.
Dann erfolgen Test- und Probeläufe für Technik und Personal. Abteilungen anderer Wiener Krankenhäuser übersiedeln vollständig hierher. Vor der Eröffnung wird der Betrieb mehrfach durchgespielt, damit jeder Handgriff sitzt. Ob allerdings KAV-Generaldirektor Udo Janßen nach Fehlgriffen als Ablösekandidat gehandelt die Eröffnung vornehmen wird, ist offen. Frauenberger will ihre Entscheidung erst nach ihrer "Tour durch die Krankenhäuser" fällen. Aber es wartet noch ein weiteres Problem.
Team Gesundheit wartet auf versprochenes Geld
30 Millionen Euro zusätzlich sollte es für das Krankenhauspersonal geben. Das Geld sollte mit 1. Dezember 2016 ausbezahlt werden, ist aber heute nicht am Konto, kritisiert die Gewerkschaft (Team Gesundheit). Schlimmer: Wann die Auszahlung erfolge, stehe bis heute nicht fest, so die FSG.
Hier wird noch gebaut
Noch hängen viele Kabel von der Decke, die Böden sind unverfliest: Dutzende Arbeiter sind täglich auf der Baustelle. Beim "Krone"-Lokalaugenschein zeigt die Uhr drei Minuten nach zwölf ein Foto mit symbolischem Charakter.
Das ist bereits fertig
Ein bereits fertiggestellter Gang, Stuhl und Tisch für Besucher und Patienten, eine OP-Lampe und die Wanne für Wassergeburten im Eltern-Kind-Zentrum. Ganz unten: So sehen die Sanitäranlagen in den Ein- und Zweibettzimmern aus.
Alex Schönherr, Kronen Zeitung
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