Alfa Romeos erstes SUV der Firmengeschichte, der "Stelvio", trägt den Alpenpass im Namen - und fährt sich entsprechend spaßorientiert. Mit ihm wollen die Turiner einen neuen sportlichen Akzent in der Mittelklasse setzen und auf der anhaltenden SUV-Welle ihre Verkaufszahlen in lichte Höhen treiben.
Kurven machen ihn aus, den Stelvio, also gleichermaßen die auf Deutsch Stilfserjoch genannte Passstraße wie auch Alfas Porsche-Macan-Jäger; zum einen weil sich an dessen sehr kompakt wirkender Karosserie kaum eine gerade Linie findet, zum anderen weil das schnelle Durcheilen jeglicher Radien die Welt des Italieners ist.
Der hochbeinige (200 statt 135 mm Bodenfreiheit) Bruder der schicken Giulia teilt sich mit ihr die intern "Giorgio" genannte Plattform und setzt konsequent auf Leichtbau. Vorbei die übergewichtigen Zeiten eines Brera oder des von ihm abgeleiteten Spider. Motor, Karosserie- und Fahrwerksteile aus Aluminium, dazu die Kardanwelle aus Carbon drücken das Gewicht des Allradlers auf 1660 kg, die sich 50:50 auf die Achsen verteilen. Das sind übrigens über 100 kg weniger als bei einem vergleichbaren Porsche Macan, der Vorbild in Sachen Fahreigenschaften ist.
Der Stelvio ist ganz auf Sport ausgelegt
Sowohl das Vorbild, als auch das relativ geringe Gewicht merkt man, wenn man es laufen lässt, vor allem im Dynamik-Modus, der alles vom Ansprechverhalten über den Lenkwiderstand bis zur serienmäßigen ZF-Achtgangautomatik schärft. Die rückmeldungsfreudige Lenkung ist mit 12:1 extrem direkt übersetzt, direkter als bei allen Konkurrenten, sagt Alfa. Einzig das nicht abschaltbare ESP trübt den sportlichen Eindruck. Gewöhnungsbedürftig sind die standfesten, aber etwas schwierig zu dosierenden Bremsen.
Elektronische Finessen halten sich in Grenzen: Notbremsassistent (bis 65 km/h) ja, Adaptiv-Tempomat ja, aktiver Spurhalte-Assistent nein (nur akustisch), Head-up-Display nein, auch keine LED-Scheinwerfer, allerdings böses LED-Tagfahrlicht, das an die Fänge einer Gottesanbeterin erinnert. Das Navitainment ist ambitioniert, aber nicht ideal. Die Navigationskarte ist zu flach, lässt sich zu wenig weit herauszoomen und bietet weder 2D-Modus noch Echtzeit-Stauinfo. Außerdem ist die Bedienung trotz eines Drehdrückstellers wie bei BMW mühsam. Positiv: Lautstärkeregelung und Klimaanlage besitzen eigene Bedienelemente.
Dreht gut!
Von den beiden zum Marktstart am 30. März 2017 erhältlichen Motoren ist der 280-PS-Benziner der größere Freudenspender, weil er unangestrengt, geradezu gierig dreht, bis er bei 6000/min. sanft in den Begrenzer läuft (wenn die Automatik auf manuell gestellt ist). Vom Getriebe bekommt er mit jedem Raufschalten im Dynamikmodus einen Tritt, sonst werden die Gänge smooth gewechselt. In 5,7 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h und weiter bis 230 km/h. Aber auch der 210 PS starke Diesel passt, mit 470 Nm stemmt er ab 1750/min. ein mächtiges Drehmoment, gibt sich kultivierter als in der Giulia und mit einem Sprintwert von 6,6 Sekunden auch spritzig. Die Verbrauchsangaben: Diesel 4,8, Benziner 7,0 l/100 km.
Unterm Strich
Alfa Romeo macht von Anfang an klar, wohin die Reise gehen soll: Premium. Deshalb gibt es erst einmal nur gute ("Super" für den Diesel) oder sehr gute ("First Edition" für den Benziner) Ausstattung. Das äußert sich auch im Preis, der mit 51.230 bzw. 64.990 Euro angegeben ist.
Schwächere Motoren (180 PS Diesel, 200 PS Benziner) und Ausstattungen folgen in den nächsten Wochen, etwas später auch ein Basis-Diesel mit Heckantrieb. Das Topmodell Quadrifoglio mit 510 PS kommt Ende des Jahres. Spätestens dann passt der Alfa Romeo Stelvio genau zu sportlichen Fahrern, denen ein Macan zu deutsch, zu perfekt ist. Und die anderen zu weng scharf.
Warum?
Warum nicht?
Bremse etwas schwierig zu dosieren
Oder vielleicht …
… BMW X4/X3, Porsche Macan, Volvo XC60, Audi Q5, Jaguar F-Pace
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