Jetzt ist es beschlossene Sache: Laut Managementplan der niederösterreichischen Landesregierung ist die "Entnahme" von 40 Fischottern zulässig. Für viele Tierschutz-Experten ist das ein beispielloser Skandal. Der zuständige Landesrat Stephan Pernkopf habe sich mit dieser Entscheidung wirtschaftlichen Interessen der Fischerei gebeugt, so die "Vier Pfoten" in einer Aussendung. Damit handelt die Landesregierung gegen die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, laut der Fischotter eine streng geschützte Art sind.
Die Appelle zahlreicher Experten an Landesrat Stephan Pernkopf waren schließlich vergebens: 40 Fischotter dürfen in Niederösterreich "entnommen" werden, da sie laut Teichwirten die Gewässer leer fressen. Laut Landesregierung ist nicht von einem Abschuss die Rede, sondern "hauptsächlich" von "Fallenfang" - Weibchen müssen wieder in die Freiheit entlassen werden, was mit den Männchen gemacht wird, ist nicht näher ausgeführt.
Land spricht von Kompromisslösung
Weitere Maßnahmen: Die Förderungen für Zäune werden vervierfacht, Teichwirte bekommen mehr Schadenersatz und das Beratungsangebot durch die Ökologische Station Waldviertel wird um 50 Prozent aufgestockt. Zudem wird das Aussetzen fangfertiger Fische eingeschränkt: Die Fischer dürfen in jenen Flussregionen, in denen der Fischotter heimisch ist, nur mehr regionale Bachforellen-Brütlinge einsetzen. Damit werde einem großen und berechtigten Wunsch von Ökologen nachgekommen. Sämtliche Maßnahmen sollen wissenschaftlich begleitet und nach spätestens drei Jahren evaluiert und adaptiert werden.
"Kein plausibler Tötungsgrund"
Das Töten der männlichen Tiere verstoße nicht nur gegen die geltende EU-Richtlinie, sondern auch gegen die österreichische Verfassung, so die Tierschützer: "Die Tötung von Tieren ist in Österreich sehr klaren restriktiven gesetzlichen Normen unterworfen ist. Im Fall der Fischotter liegt absolut kein plausibler Grund für eine solche Tötung vor”, sagt Indra Kley, Leiterin des Österreich-Büros der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten". Sie fordern die sofortige Rücknahme des Beschlusses.
Elendes Verenden von Fischottern-Jungen
Nicht nur aus Arten-, sondern auch aus Tierschutzsicht ist eine Tötung der Otter absolut abzulehnen. "Paarungen können beim Otter das ganze Jahr über erfolgen, das heißt, dass zu jeder Zeit Jungtiere da sein können. Wird nun eine säugende Fischotter-Mutter abgeschossen und kehrt nicht mehr zu ihren Jungen zurück, so verhungern und verenden diese elendig in ihrem Nest. Höchst problematisch ist auch, dass im Falle der Fischotter-Bejagung der Jäger nicht kontrollieren kann, ob er das Tier tatsächlich tödlich getroffen hat, weil dieses ins Wasser flüchtet. So ist nicht auszuschließen, dass das angeschossene Tier einen langsamen, qualvollen Tod erleiden muss", erklärt Kley.
"Alternativen nicht ausreichend geprüft"
Auch Experten wie Helmut Pechlaner, Maggie Entenfellner, der WWF und der Naturschutzbund haben bereits vor Wochen Alarm geschlagen. Sie kritisieren, dass Alternativen zur Tötung von Fischottern weder ausreichend geprüft, noch von Seiten des Landes Niederösterreich ernsthaft nach Möglichkeiten zur Verbesserung beziehungsweise Ausweitung von bestehenden Präventionsmaßnahmen gesucht wurden. "Ein Otterzaun ist günstig und leicht einzurichten", ärgert sich "Krone"-Tierexpertin Maggie Entenfellner.
"Tötungen sind nicht akzeptabel"
"Die Tötung der streng geschützten Fischotter ist nicht akzeptabel", betont Indra Kley. "Wir fordern die Landesregierung auf, diesen unsäglichen Beschluss sofort zurückzunehmen."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.