Neuer Trainer, alte Probleme: Ohne Selbstvertrauen, Konstanz und Kreativität taumelt Bayer Leverkusen durch die schlechteste Saison seit 18 Jahren - und macht sich mit seiner Elfer-Seuche langsam aber sicher zur Lachnummer. "Wenn du so ein Geschenk bekommst und nicht triffst, ist das mit unserer Vorgeschichte einfach unfassbar", betonte Sportchef Rudi Völler nach dem 1:1 (1:0) gegen Werder Bremen (Highlights oben im Video)!
Das Debüt von Trainer Tayfun Korkut hätte ein demonstrativer Neuanfang werden sollen - stattdessen sahen die 30.210 Zuschauer, darunter auch der deutsche Teamchef Joachim Löw, im ausverkauften Stadion eine Demonstration von Leverkusens Unzulänglichkeiten. Gipfelnd im verschossenen Elfmeter von Ömer Toprak, der in der 96. Minute Bayers fünften Strafstoß in dieser Saison vergab.
Toprak: "War mir sicher, dass ich den reinmache"
"Ich war mir ziemlich sicher, dass ich den reinmache. Leider hat es nicht geklappt", sagte der Kapitän und Abwehrchef nach seinem Last-Minute-Missgeschick mit leiser Stimme und gesenktem Kopf. Für die lauten Pfiffe der Fans nach dem direkt folgenden Abpfiff hatte Toprak denn auch Verständnis: "Klar, dass sie enttäuscht sind. Ich bin es ja auch."
Leidenschaftliches Debüt
Korkut hatte sein erstes Spiel für Bayer leidenschaftlich mitgelebt. Er tigerte wild gestikulierend auf und ab, lobte und haderte, jubelte und schimpfte. Doch nach dem Abpfiff wirkte der Nachfolger von Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt schon sichtlich ernüchtert und behalf sich mit Durchhalteparolen. Solche Geschichten schreibe eben der Fußball, man müsse den Kopf hochhalten und nach vorne schauen.
Die Probleme sitzen deutlich tiefer, als dass sie durch eine bloße Änderung auf der Trainer-Position gelöst werden könnten. "Elfmeter sind eben Nervensache. Und die Nerven haben wir im Moment nicht", erklärte Völler. Und Toprak ergänzte: "Dass wir heute das perfekte Spiel machen, konnte niemand erwarten."
Leverkusen schaut nicht nach unten
Der vermeintliche Start zur Aufholjagd in Richtung Europa blieb aus, und so wurde Korkut nach seinem ersten Spiel gar gefragt, ob er den Blick auch auf die Abstiegszone richte. "Damit beschäftige ich mich überhaupt nicht", entgegnete der 42-Jährige. "Wir schauen überhaupt nicht nach unten." Doch die Europa League ist für Bayer mit Leistungen wie am Freitag nicht mehr zu erreichen. Leverkusen wird sich am Mittwoch bei Atletico Madrid (Hinspiel 2:4) voraussichtlich aus der Champions League verabschieden - und das wohl für mehr als ein Jahr.
Werder nähert sich dem Ziel
Dafür nähert sich Werder dank zweier Helden seinem Ziel Klassenerhalt immer mehr. Neben Tormann Felix Wiedwald, der den Elfer von Toprak parierte, war dies Claudio Pizarro. Der 38-jährige Peruaner erzielte in seinem 200. Spiel für die Bremer mit dem Bauch das 1:1 (79.). "Er bringt eine Ausstrahlung auf den Platz, vor der jeder Gegner Angst hat", lobte Wiedwald den Torjäger.
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