Eklat um Ministerin
Feindbild Niederlande: Türken “schlachten” Orangen
Der diplomatische Streit zwischen den Niederlanden und der Türkei führt neben wütenden Protesten auch zu skurrilen Aktionen von Anhängern der in der Türkei regierenden AKP. So wurden am Sonntag in der Stadt Izmit Orangen "geschlachtet" und deren Saft ausgepresst. Die Demonstranten spielten damit wohl auf die Farbe "Oranje" an, die für die Niederlande steht. Am Samstag waren diplomatische Vertretungen der Niederlande in der Türkei aus Sicherheitsgründen abgeriegelt worden. Dennoch gelang es einem Unbekannten, auf das Dach des Konsulats in Istanbul zu klettern und die türkische Flagge zu hissen (siehe Video).
Die mit Messern bewaffneten AKP-Anhänger in Izmit hielten auch Transparente mit der Aufschrift "Faschistische Niederlande" hoch. Einige der Protestierenden tranken den frisch gepressten "Oranje"-Saft.
In Istanbul gelang es einem Demonstranten trotz einer seit Samstagabend bestehenden Sperrzone, auf das Dach des niederländischen Konsulats zu klettern und die Landesflagge gegen die türkische zu tauschen. Der Mann rief anschließend vom Dach der Vertretung "Allahu akbar" ("Gott ist groß"). Medienberichten zufolge entkam der Demonstrant unerkannt. Die türkische Flagge wurde inzwischen abgenommen und die niederländische zurückgehängt.
Eskalation in Rotterdam nach Blockade von Minister-Auftritten
Der von Drohungen begleitete Wahlkampf türkischer Politiker in Europa hat zu einem schweren Zerwürfnis mit der niederländischen Regierung geführt. Nach türkischen Sanktionsdrohungen verhinderten die Niederlande Auftritte von Außenminister Mevlüt Cavusoglu und Familienministerin Fatma Betül Sayan Kaya. Die Ministerin war mit dem Auto aus Deutschland nach Rotterdam gefahren und wollte im türkischen Konsulat auftreten. Das wurde von der niederländischen Polizei unterbunden - sehr zum Missfallen Hunderter türkischer Demonstranten. Einige von ihnen begannen zu randalieren und Sicherheitskräfte mit Steinen und Blumentöpfen zu bewerfen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Wasserwerfer ein, mehrere Störenfriede wurden festgenommen.
Nachdem die Ministerin zur unerwünschten Person erklärt und aufgefordert worden war, die Niederlande zu verlassen, ließ sie sich von der Polizei nach Deutschland eskortieren und flog zurück in die Türkei. Die Niederlande würden "den Preis dafür bezahlen", drohte am Sonntag der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Keine Zwischenfälle bei Auftritten in Frankreich und Schweden
Nach den Turbulenzen in den Niederlanden absolvierte Außenminister Cavusoglu am Sonntag einen Auftritt in der ostfranzösischen Stadt Metz ohne Zwischenfälle. In seiner Rede drohte der AKP-Politiker der niederländischen Regierung erneut mit Konsequenzen. Diese müsse Rechenschaft ablegen, sagte er unter tosendem Beifall seiner türkischen Landsleute. Cavusoglu warf der niederländischen Regierung zudem vor, mit dem Verhindern des Auftritts der Familienministerin Wahlkampf zu betreiben.
Auch in Schweden gingen ähnliche Wahlkampfveranstaltungen ohne Zwischenfälle über die Bühne. In Stockholm traten weniger bekannte AKP-Politiker auf und warben für die von Präsident Erdogan geplante Verfassungsreform in der Türkei. Verboten sind solche Veranstaltungen in Schweden nicht. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte: "Wir haben Meinungsfreiheit in Schweden und alle haben das Recht, Reden zu halten und sich zu treffen."
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