Mit der Single „Down In The Past“ und ihrem letzten Album „Hurricane Bar“ gelang Mando Diao der Durchbruch in Europa. Eine Rockband aus dem kühlen Norden zeigte den bis dato ausschließlich britischen Vorherrschern dieses Genres, was ein Rocksong ist und wie sich seine Interpreten zu verhalten haben. Mando Diao ließen mit arroganten Sagern („Unser Album ist besser als Platten von den Beatles oder The Who“) aufhorchen und stahlen Parade-Scheitel- trägern wie Franz Ferdinand auf Festivals die Show und die weiblichen Fans.
Mit „Ode To Ochrasy“ legen sie jetzt nach. Und obwohl man es am Sound nicht hört und an der Kleidung nicht erkennt, hat sich für die Band viel verändert. „Das neue Album ist einfach besser als ‚Hurricane Bar’. ‚Ode To Ochrasy’ ist erwachsener“, sagt Gustaf Norén. „Wir sind irgendwie bessere Musiker geworden“, mein Björn, der den Langweile-Stempel „erwachsen“ dann ein wenig abwehren will.
Fad wird es einem mit Mando Diao nicht. Mit ein bisschen Rockstar-Attitüde stecken sie sich beim Interview alberne Spickzettel mit Antworten wie „auf dem Album dreht sich alles um Go-Gos und Tabledance“ zu und sind sich auch nicht zu gut, über die Konkurrenz herzuziehen. Das ewig gleiche Geplärre der Britpopper regt Gustaf auf: „Everyone tries to do the fucking same thing. Sie spielen ihre Gitarren alle wie The Clash und singen wie Liam.“ Björn wiederum lässt in Sachen korrekter Umgang mit weiblichen Fans kein gutes Haar an den Rockstars: „Wir nutzen unsere Fans nicht aus. Wir sind nicht wie Axl Rose, der mit 44 den 18-jährigen Mädels nachstellt.“
Eh nicht, Mando Diao sind fünf nette Burschen, die mit guten Songs und fetziger Musik Erfolg haben. Zu diesem Erfolg gehört auch die Inszenierung. Bei der Frage nach den Dingen, die Mando Diao wichtig sind, zählt Björn auch gutes Aussehen auf: „Wir wollen uns nicht wie alte Lehrer anziehen!“ Und da lassen sie sich auch nicht dreinreden. Genauso wenig, wie bei der Produktion von „Ode To Ochrasy“.
Das Album war schnell im Kasten, die meiste Zeit verplemperten die Musiker mit der Suche nach einem geeigneten Studio. „Erst nachdem wir sechs Studios ausprobiert hatten, schmissen wir unseren Produzenten raus und entschlossen uns dazu, die Aufnahmen auf eigene Faust zu machen. Wir mieteten uns ein kleines Appartement und machten ein Studio daraus“, erzählt Gustaf. Verarbeitet haben sie dort die seltsamen Begegnungen, die sie nach durchzechten Tour-Nächten in den Straßen europäischer Städte gemacht haben.
Björn: „Unsere Shows beginnen um Mitternacht und dann gehen wir eben erst um drei oder vier Uhr morgens weg. Zu dieser Zeit triffst du einfach keine normalen Leute mehr, die schlafen dann schon alle und es sind nur mehr die Freaks unterwegs.“ Zu diesen „Freaks“ gehören drogensüchtige Mädchen („Josephine“) oder auch obdachlose Akkordeonspieler in Hamburg („Good Morning, Herr Horst“). „Von den Leuten, die wir treffen, haben manche ziemlich traurige Geschichten zu erzählen, andere wiederum sind einfach witzig.“
Am 15. November spielen Mando Diao in Innsbruck, am 16. beehren sie die Wiener Stadthalle samt der schwedischen Newcomerband „Johnossi“. Zwischen drei und vier Uhr früh sollten Fans und „Freaks“ dann auf der Hut sein oder auf der Lauer liegen – sie könnten ja am Ende in einem Mando-Diao-Song enden…
7 von 10 Geschichtenerzählern
Christoph Andert
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