Die kleine Lilli im Playboy! Für die "Bergdoktor"-Fans war's ein Schock, für Ronja Forcher (20) der Abschied vom Kinderstar. Gespräch über eine ungewöhnliche Karriere.
Sie liegt mit Polster "Bob" auf der dunklen Ledercouch ihrer Innsbrucker Wohnung, als wir telefonieren. "Den hab ich mir in einem Designhaus auf der Mariahilfer Straße in Wien gekauft", erzählt Ronja Forcher und rollt, ganz tirolerisch, das "r". "Der Polster hat die Form einer sitzenden Katze." Es ist ein strahlend schöner Märztag, und die Nordkette, auf die sie von ihrem Zimmer aus blickt, trägt noch eine ziemlich dicke Schneehaube.
Die 20-Jährige nackt im "Playboy": Ist das ein kräftiger Karriereschub oder verärgert die Schauspielerin damit die Fans der kleinen Lilli Gruber in der TV-Serie "Der Bergdoktor"? Bevor im Juni die elfte Staffel der Erfolgsproduktion gedreht wird, nahm sich Ronja Forcher Zeit für ein Interview mit der "Krone".
"Krone": Frau Forcher, sind Sie mit Sepp Forcher, dem Moderator von "Klingendes Österreich", verwandt?
Ronja Forcher: Nein, aber darauf werde ich tatsächlich sehr oft angesprochen. Mein Vater ist der Schauspieler Reinhard Forcher, und meine Mutter hat das Filmbüro Creative Creatures gegründet, das größte in Tirol. Sie ist gleichzeitig meine Agentin.
Hat sie den Deal mit dem "Playboy" eingefädelt?
Sagen wir so: Sie war die Überbringerin der Nachricht. Das war im Jänner 2016, da rief mich meine Mama an und fragte: "Bist du allein oder hört dich jemand?" Ich war gerade in Wien, spazierte durch einen Park und dachte mir: "Oh je, irgendetwas Schlimmes ist passiert!" Aber es handelte sich um ein Angebot von Playboy Deutschland.
Ihr erster Gedanke?
Ich war komplett baff. Einen Monat später haben wir uns in München getroffen und mir wurde das Projekt vorgestellt. Die "Playboy"-Leute gaben mir auch die Zeit zum Überlegen, die ich gebraucht habe. Schlussendlich habe ich ein halbes Jahr lang überlegt. In dieser Zeit ist in mir selber sehr viel passiert.
Mit wem haben Sie sich beraten?
In erster Linie mit mir selbst, bei langen Spaziergängen, wo ich die Für und Wider in meinem Kopf gelistet habe. Und dann auch mit meinen Eltern. Ihre Meinung ist mir sehr wichtig. Sie haben mir nur eines zu bedenken gegeben: So was kann man nicht rückgängig machen. Es muss auch in zehn Jahren noch die richtige Entscheidung sein. Also musst du ganz genau wissen, ob du das willst.
Worum ging es bei dieser Entscheidung?
Um die Frage: Bin ich bereit, meinen Körper zu zeigen? Nacktheit ist ja etwas sehr Intimes. Aber ich war mir auch nicht sicher, ob ich das Selbstbewusstsein dazu habe. In diesem halben Jahr habe ich meine Botschaft entwickelt. Du musst nicht Größe 34 tragen und 1,70 Meter groß sein, um sexy und erotisch und schön zu sein. Es geht auch mit 1,58 und Kleidergröße 38. (Lacht.)
Der "Playboy" zahlt horrende Summen, heißt es immer. Können Sie das bestätigen?
Ich könnte vielleicht, aber ich will nicht. Es ist mir auch gar nicht ums Geld gegangen.
Aber war es das wert? Nacktfotos schaden doch der Rolle der kleinen Lilli Gruber.
Ich glaube nicht. Playboy-Fotos sind ja nichts Verwerfliches. Für mich war es eine Art Befreiungsschlag von dieser Rolle, die mich jetzt schon seit zehn Jahren begleitet. Was einerseits etwas sehr Schönes ist, aber andererseits wollte ich auch zeigen, dass ich mehr bin als die Kunstfigur Lilli Gruber, dass hinter dieser Figur eben ein Mensch, eine Schauspielerin steht. Und dass das ganz allein meine private Entscheidung ist. So gesehen war das Shooting für mich ein Zeichen meiner Freiheit.
Ist die Lilli jetzt erwachsen?
Genau. Das ist sie ja auch vor der Kamera. Ich denke, dass diese Fotos das Bild der Zuschauer auf die Rolle der Lilli verändern werden.
Haben Ihre Serien-Daddys protestiert?
Nein, die haben davon gar nichts gewusst. Ich habe zuerst die Entscheidung getroffen und es ihnen erst nach dem Shooting gesagt.
Wie lange kann man so eine Rolle überhaupt spielen?
Das ist eine sehr gute Frage. Nach zehn Jahren spielt sie sich eigentlich immer noch sehr gut, aber ich glaube, dass irgendwann die Zeit kommt, wo ich sage: Jetzt muss ich loslassen, jetzt mache ich etwas Neues.
Also steht der "Bergdoktor"-Fangemeinde der Abschied von Lilli bevor?
In den nächsten zwei Jahren nicht. Dann sehen wir weiter.
Befürchten Sie, dass Ihnen die Lilli ewig nachhängen wird, so wie Klausjürgen Wussow den Arztkittel aus der "Schwarzwaldklinik" nie loswurde?
Wir sind alle, auch meine Kollegen, gebrandet. Die Bilder des "Bergdoktor" gehen den Zuschauern nie mehr aus dem Kopf, da bin ich mir sicher. Es wird schwierig für mich sein, gegen dieses Bild anzutreten, zu zeigen, dass ich eine vielseitige Schauspielerin bin.
Dr. Martin Gruber ist als Bergdoktor ein großer Frauenschwarm. Wie erklären Sie sich das?
Er ist einfach ein sehr attraktiver Mann, der sehr respektvoll mit Frauen umgeht und trotzdem diese breite Schulter hat, an der man sich anlehnen kann. Damit strahlt er eine große Sicherheit aus.
Wollten Sie eigentlich immer Schauspielerin werden?
Mein Traumberuf war Zirkusdirektorin. Aber dadurch, dass ich schon so früh auf der Bühne gestanden bin, wurde mir die Berufswahl irgendwie abgenommen. Wobei Schauspielerin für mich kein Beruf ist, sondern eine Art zu leben. Seit ich 15 bin, weiß ich, dass vor der Kamera der Platz ist, wo ich hingehöre. Und auch bei den Dreharbeiten geht's schließlich oft zu wie im Zirkus.
Täuscht der Eindruck, dass Sie eine geborene Frohnatur sind?
Nein, der täuscht nicht. Ich bin eigentlich immer glücklich. Aber wenn es schlecht läuft, kann ich auch am Boden zerstört sein. Unter Stress zum Beispiel fange ich immer an zu weinen ... Erst letzte Woche, da war alles sehr kompliziert. Aber dann ist doch wieder alles gut geworden.
Gibt's eine Tiroler Lebensphilosophie, auf die Sie schwören?
Die Tiroler sind sehr herzliche Menschen, die jeden gerne und schnell in ihr Herz lassen. Diese Eigenschaft will ich mir auf jeden Fall bewahren.
Haben Sie ein schauspielerisches Vorbild?
Kathy Bates. Weil sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht und trotzdem brilliert. In ganz vielen verschiedenen Rollen.
Mit wem würden Sie gerne einmal drehen?
Mit einem großen deutschen Star. Matthias Schweighöfer, Til Schweiger, Yoko und Klaas. Einer von denen, oder gleich mit allen.
Wo sehen Sie sich in 20 Jahren?
An der Seite meines Ehemannes, als Mutter von Kindern. Und trotzdem noch immer als Schauspielerin, die alles unter einen Hut bringt. Familie, Karriere, Liebe.
Heißt der Ehemann Felix Briegel?
Ich hoffe. Aber mal schauen.
Ihre Karriere
Geboren am 7. Juni 1996 in Innsbruck. Ihr Vater ist Schauspieler, ihre Mutter leitet eine Filmagentur. Mit fünf Jahren tritt Ronja bereits am Tiroler Landestheater auf, ihr Filmdebüt gibt sie im Alter von sieben im Kinofilm "Okariki Oraku". Seit 2008 spielt sie die Lilli in der TV-Serie "Der Bergdoktor".
In der Österreich-Ausgabe ist Ronja Forcher nackt am Cover des "Playboy" zu sehen. Die Österreich-Ausgabe gibt es hier zu kaufen.
Conny Bischofberger, Kronen Zeitung
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