Das moderne Leben wird nicht leichter. Soziale Ungleichheit, Terrormeldungen, hoher Leistungsdruck und Vereinsamung: Kein Wunder, wenn sich daraus vermehrt psychische Belastungen ergeben. Immer mehr Menschen suchen Hilfe. Der Österreichische Dachverband der Vereine und Gesellschaften für psychische und soziale Gesundheit pro mente Austria allein betreut jährlich 80.000 Betroffene!
Der Psychiater Dr. Günter Klug aus Graz berichtete bei einer Pressekonferenz in Wien anlässlich des 40-jährigen Bestehens von "pro mente Austria", dass psychische Krankheiten mit genetischer Komponente wie etwa Schizophrenie nicht weiter verbreitet sind als früher. Deutlicher im Zunehmen sind aber die Diagnosen "Depression" und "Angststörungen". Den größten Zuwachs gibt es bei alterspsychiatrischen Erkrankungen. Das Demenz-Risiko steigt ab dem 60. Lebensjahr stark an, bei den über 90-Jährigen leidet jeder Dritte an Störungen des Gedächtnisses. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl der über 75-Jährigen verdreifachen, die der über 90-Jährigen vervierfachen. Die Versorgung ist aber jetzt schon schwierig, weil Fachkräfte, Betreuungs- und Therapieplätze fehlen. Es droht ein Desaster, wie Fachleute warnen. Die Wartezeiten für Therapien betragen in vielen Fällen bereits jetzt drei bis sechs Monate!
Vorurteile abbauen
Pro mente Austria-Präsident Prof. Univ.-Doz. Dr. Werner Schöny: "Es ist über jahrzentelange Aufklärungsarbeit gelungen, viele Vorurteile gegenüber Patienten abzubauen. So nehmen mittlerweile immer mehr Menschen mit psychischen Problemen Hilfe an. Was unsere Gesellschaft aber mindestens so dringend braucht, ist Erste Hilfe für die Seele! Die Menschen sollten lernen, auf die ersten Anzeichen psychischer Probleme und Erkrankungen zu achten und, besser noch, ihnen vorzubeugen." Mit 14,6 Psychiatern pro 100.000 Einwohner stehen bei uns deutlich weniger Fachärzte zur Verfügung als im OECD-Durchschnitt. Und von denen werden in den kommenden 10 bis 15 Jahren die Hälfte in Pension gehen.
Eine Forderung der Experten ist zudem, bereits bei Kindern und in den Familien präventiv vorzugehen, etwa im Zuge der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen.
Hilfe für Kinder und Jugendliche
Daher bezeichnete vor kurzem die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung als großes Anliegen. Insgesamt gibt es in der Bundeshauptstadt zehn Einrichtungen, in denen die Betreuung der Kleinsten zur Gänze finanziert wird. In den jeweiligen Zentren arbeiten verschiedene Berufsgruppen, wie Kinder- und Jugendpsychiater, Psychotherapeuten, Psychologen, Pädagogen und Therapeuten zusammen.
Karin Podolak, Kronen Zeitung
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