Ende März hatte der tschechische Präsident Milos Zeman öffentlich erklärt, Opfer von Hackern geworden zu sein, die auf seinem Computer kinderpornografische Bilder hochgeladen hätten. Seinen Angaben zufolge ereignete sich dies vor etwa einem Jahr. Die Polizei, die daraufhin Ermittlungen aufnahm, hat nun mitgeteilt, dass sie keine Spuren von Hacking festgestellt hat. Ob sich tatsächlich Material auf Zemans Computer befunden hatte, wollte die Polizei nicht sagen.
"Die Polizei der Tschechischen Republik hat sich mit dieser Affäre aus formeller Pflicht befasst. Die Untersuchung ist allerdings schon beendet, denn es wurde kein Verdacht auf ein unerlaubtes Vorgehen festgestellt", sagte die Sprecherin der tschechischen Polizeiführung, Ivana Nguyenova, der Nachrichtenagentur AFP.
"Wir werden keine Details zu der Affäre kommunizieren, denn dafür gibt es keinen rechtlichen Grund", fügte sie hinzu. Die Polizei verweigerte die Antwort auf die Frage, ob sich auf Zemans PC pornografisches Material befand oder nicht oder wie solches Material dorthin kommen hätte können.
"Konnte nicht glauben, was passiert ist"
Zeman (72) hatte in der Vorwoche dem Radiosender Frekvence 1 gesagt, Hacker hätten auf seinem Computer in der Präsidentenresidenz im mittelböhmischen Schloss Lany kinderpornografische Bilder hochgeladen. "Ich habe den Computer gestartet und konnte etwa zehn Sekunden nicht glauben, was passiert ist, bis ich begriffen habe, dass es sich um einen Hackerangriff handelt", sagte Zeman.
Er wollte Strafanzeige gegen unbekannt einbringen, IT-Experten hätten allerdings gesagt, dass die Attacke vom US-Staat Alabama aus gestartet worden sei. Daher äußerte Zeman nach eigenen Angaben Zweifel an konkreten Folgen der Anzeige. Laut AFP hat das Staatsoberhaupt dann von einer Strafanzeige abgesehen.
Zeman will zum zweiten Mal Präsident werden
Zeman will sich bei der Präsidentenwahl im Jänner 2018 um eine zweite Amtszeit bewerben. Vor vier Jahren war er als erstes tschechisches Staatsoberhaupt nach einer Verfassungsänderung direkt vom Volk gewählt worden. Er ist wegen seiner islamkritischen und russlandfreundlichen Haltung im eigenen Land nicht unumstritten. Außerdem wird ihm seit Jahren eine Neigung zum Alkohol nachgesagt.
Cybersecurity-Experte Ales Spidla, den das Nachrichtenportal www.aktualne.cz am Montag zitierte, meinte, Zeman könnte auf eine Internetseite mit Kinderpornografie gekommen sein, die jemand auf dem Computer schon früher aufgesucht hatte. "Es ist nicht einfach, auf einen solchen Inhalt zu stoßen. Um das zu tun, muss man es wollen. Ich denke eher, dass jemand anderer auf demselben Computer auf eine solche Seite gegangen ist - vor dem Präsidenten", sagte Spidla.
Sprecher betont: "War ein Hackerangriff"
Zeman hat jeden Verdacht von sich gewiesen. Sein Sprecher Jiri Ovcacek twitterte, es habe sich "ohne Zweifel" um einen Hackerangriff gehandelt. "Auf keinen Fall hat der Präsident unzulässigen Inhalt angeklickt."
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