Das soziale Netzwerk Facebook will den Weg von Google beschreiten und die private Kommunikation der Nutzer künftig in Rechenzentren analysieren. Ziel der Übung: Eine Künstliche Intelligenz (KI), die auf Basis von Gesprächsinhalten nützliche Zusatzinfos besorgt, Taxis bestellt oder in Lokalen reserviert. Dass das alle Nutzer wollen, darf bezweifelt werden.
Die Idee erinnert an Googles KI-Messenger Allo: Die Unterhaltungen werden protokolliert und in Rechenzentren analysiert, um den Nutzern anschließend über einen Chat-Bot, der sich in die Gespräche einschaltet, potenziell nützliche Hilfestellungen anzubieten. Was beim Suchmaschinenriesen der Google Assistent ist, soll bei Facebook der KI-Roboter "M" werden.
Bot als digitaler Sekretär?
Wie "WinFuture" berichtet, soll das Feature "M Suggestions" beispielsweise Sticker vorschlagen, wenn sich ein Nutzer in einer Unterhaltung besonders euphorisch äußert. Geht es in einem Gespräch um Geld, schlägt der Bot die entsprechende Überweisung vor. Will man sich mit seinem Gegenüber treffen, kann der Bot beim nächsten Fahrdienst einen Wagen bestellen. Fürs erste nur in den USA, später aber wohl auch im deutschsprachigen Facebook.
Prinzipiell kann das sicherlich nützlich sein, es dürfte bei vielen Facebook-Nutzern aber auch Privatsphäre-Ängste auslösen. Damit der Bot seine mehr oder minder hilfreichen Vorschläge äußern kann, muss er nämlich jegliche Kommunikation der Nutzer in Facebook-Rechenzentren analysieren lassen. Klar, dass dabei auch recht persönliche Dinge übertragen werden können.
Google liest Gmail-Mails seit langem
Privatsphäre-Ängste dürfte dabei vor allem schüren, dass sich der Bot jederzeit einschalten und auf Basis intimer Informationen Aktionen vorschlagen kann, weniger die Datensammelei an sich. Denn: Dass die privaten Unterhaltungen der Internetnutzer analysiert werden, ist prinzipiell nichts neues und etwa bei Googles E-Mail-Dienst Gmail längst üblich.
Dort durchforsten Googles Rechenzentren die Mails nach bestimmten Schlagwörtern, die sich durch entsprechende Werbung zu Geld machen lassen. Wer sich in einem Mail beispielsweise mit seinem Gegenüber darüber unterhält, dass er einen Autokauf plant, sollte sich nicht wundern, wenn Google ihm fortan besonders viel Werbung für Autohäuser zeigt.
Der Unterschied: Der Zusammenhang zwischen der Werbung und der Lektüre der Mails wird dem User nicht so direkt vor Augen geführt wie durch einen Chat-Bot, der aktiv alle möglichen Aktionen anbietet.
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