Bei Rapid ist am Sonntag die erwartete Trainer-Ablöse über die Bühne gegangen. Der Traditionsklub zog die Konsequenzen aus der Talfahrt der vergangenen Monate und beurlaubte Damir Canadi mit sofortiger Wirkung. Die Nachfolge übernehmen dessen bisherige Assistenten Goran Djuricin und Martin Bernhard bis Saisonende. Im Video oben eine Stellungnahme von Rapid-Sportchef Fredy Bickel sowie die Vorstellung von Djuricin und Bernhard.
Die Hütteldorfer liegen nach dem 0:3 am Samstag in Ried nur noch fünf Punkte vor dem Schlusslicht aus dem Innviertel. Daher entschied sich Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel, Canadi von seinen Aufgaben zu entbinden. "Wir sind bedauerlicherweise endgültig im Abstiegskampf angekommen, dieser bitteren Tatsache müssen wir ins Auge sehen und handeln. Ich bin sehr nah an der Mannschaft und beim Trainerteam, nun ist leider, denn ich bin kein Freund von Trainerwechseln während einer laufenden Saison, der Zeitpunkt gekommen, zu dem man handeln muss", wurde der Schweizer in einer Rapid-Aussendung zitiert.
Das Präsidium um den derzeit im Ausland weilenden Präsidenten Michael Krammer habe sich mit der Geschäftsführung auf diesen Schritt verständigt, so Bickel.
Erst im November gekommen
Canadi löste im vergangenen November Mike Büskens ab, unter dem Rapid damals nach 14 Runden fünf Punkte hinter einem Europacup-Platz und elf Zähler vor dem Abstiegsrang an der fünften Stelle lag. Derzeit ist Rapid Siebenter - in den 14 Liga-Partien unter Canadi schauten nur elf Punkte heraus, was laut Sky-Informationen den schlechtesten Punkteschnitt eines Rapid-Trainer in der Geschichte bedeutet. Nur Ried war in diesem Zeitraum um zwei Zähler schlechter.
Canadis Pflichtspiel-Bilanz steht bei drei Siegen, sechs Remis und acht Niederlagen. Negativer Höhepunkt war der jüngste Auftritt in Ried, wo sich Rapid wie ein Abstieger präsentierte und von einem Aufwärtstrend, wie er nach dem 3:1 am Mittwoch im Cup-Viertelfinale in St. Pölten vermutet worden war, nichts zu sehen war.
Historisches Tief
In der Liga ist Rapid seit neun Runden sieglos, womit der Negativ-Rekord aus den Saisonen 1987/88 und 2012/13 eingestellt wurde. Derzeit halten die Grün-Weißen bei 31 Punkten - so wenige hatte man nach 28 Runden noch nie auf dem Konto. Außerdem war acht Partien vor Schluss der Vorsprung auf den letzten Platz mit derzeit fünf Zählern noch nie so gering wie jetzt. Die bisher schlechteste Endplatzierung der Club-Historie war Rang acht in der Spielzeit 2001/02. Im Moment ist Rapid punktegleich mit dem Achten St. Pölten und einen Zähler vor dem Neunten Mattersburg.
Canadi übernahm im November einen auf Ballbesitz und auf ein 4-2-3-1-System ausgerichteten Kader, stellte aber relativ schnell auf eine Dreierkette und schnelles Spiel in die Spitze um. Der erhoffte Erfolg blieb aus, zudem machten Gerüchte über schwere Differenzen zwischen dem Coach und der Mannschaft die Runde.
Gekommen war Canadi als Erfolgscoach von Altach. Unter dem 46-Jährigen Wiener war der SCR Altach Tabellenzweiter, ehe Rapid den Trainer um eine kolportierte sechsstellige Summe von den Vorarlbergern loseiste.
Im Gegensatz zu Altach griff Canadis Philosophie bei Rapid nicht. Nach dem 0:3 in Ried wirkte er vollends ratlos und sah seinen Rauswurf bereits kommen. "Egal, wie es mit Rapid ausgeht - für mich ist das ein riesiger Lernprozess", sagte der Coach.
Von Fans beflegelt
Davor hatte sich Canadi noch gemeinsam mit den Spielern von den nach Ried mitgereisten Fans verabschiedet. Dabei ließen Trainer und Kicker minutenlang die Unmutsäußerungen der Anhänger über sich ergehen. Sprechchöre gegen Canadi gab es jedoch bis zum Schluss keine, dafür skandierten die Fans "Wir haben die Schnauze voll."
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