Auf Champs-Elysees
IS-Terror in Paris: Polizist und Angreifer getötet
In den Abendstunden des Donnerstags ist es in Paris auf den berühmten Champs-Elysees zu einem Terroranschlag gekommen. Ein Angreifer hatte aus einem Auto mit einer Kalaschnikow das Feuer auf einen Polizeiwagen eröffnet. Dabei wurde ein Polizist getötet, seine Kollegen konnten den Attentäter danach erschießen. Zwei weitere Beamte wurden verletzt, auch eine Touristin wurden von einer Kugel gestreift. Die Prachtstraße wurde großräumig abgesperrt. Bei dem Angreifer (39) handelte es sich um einen polizeibekannten Extremisten, die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte den Angriff bereits für sich.
Ein Großaufgebot der Polizei traf kurz nach dem Anschlag ein, die Behörden sprachen wenig später von einem Terrorakt. Die Antiterror-Staatsanwaltschaft hat bereits Ermittlungen aufgenommen. Berichte über weitere Schusswechsel wurden dementiert. "Es gibt heute Abend ein einziges Ereignis dieser Art in Paris, es gibt keine anderen Aktionen", sagte ein Sprecher.
Bei der Schießerei gab es nach ersten Erkenntnissen nur einen Angreifer. Das gehe aus ersten Zeugenaussagen hervor, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, am Donnerstagabend. Man könne aber nicht ausschließen, dass es einen oder mehrere Komplizen gebe, die in irgendeiner Weise an der Tat beteiligt waren. Nach einem weiteren Verdächtigen wird derzeit gefahndet, er war mit dem Zug aus Belgien in die französische Hauptstadt gekommen, teilte die Polizei mit. Er dürfte nach bisherigen Erkenntnissen nicht unmittelbar an der Tat beteiligt gewesen sein.
Menschen saßen in Geschäften und Cafés fest
Augenzeugenberichten zufolge soll der Täter mit einer Kalaschnikow aus einem Auto geschossen haben, nachdem er bei einer roten Ampel gehalten hatten. Der Angreifer hatte aus dem Wagen das Feuer auf ein Polizeiauto eröffnet, das neben seinem auf der Straße stehen geblieben war. Ein Polizist wurde dabei getötet. Der Mann versuchte dann, zu Fuß zu fliehen, und verletzte dabei zwei Polizisten durch Schüsse. Die Beamten schossen den flüchtenden Täter nieder, auch er starb.
Die Avenue des Champs-Elysees sowie umliegende Straßen wurden abgesperrt. Die Geschäfte und Cafés entlang der Prachtstraße mussten die Rollläden schließen, die Menschen saßen in den Lokalen fest. Die Pariser Polizei rief dazu auf, die Gegend zu meiden.
Ein Twitter-Video zeigt, wie sich die Menschen in einem Café verschanzen:
Attentäter ist vorbestrafter Franzose
Aus Polizeikreisen wurde verlautbart, dass in der Wohnung des getöteten Angreifers am Abend eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde. Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr aus Ermittlerkreisen, dass der Angreifer - ein 39-jähriger Franzose - wegen zwei Angriffen mit Schusswaffen auf zwei Polizisten und einen dritten Mann bereits 2005 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Der Mann sei den Sicherheitsdiensten als islamistischer Extremist bekannt gewesen und soll vor dem Angriff die Absicht geäußert haben, Polizisten zu töten. Kurze Zeit später reklamierte der IS das Attentat für sich. Der Angriff sei von dem IS-Kämpfer "Abu Yussef der Belgier" verübt worden, teilte die Agentur Amaq, das Propaganda-Sprachrohr des IS, am Donnerstagabend in einer Erklärung mit.
Die Polizei hatte erst am Dienstag in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen, in deren Wohnung ein Waffenarsenal versteckt war. Laut Antiterror-Staatsanwalt Francois Molins drohte ein Anschlag in den nächsten Tagen.
Hollande: "Hinweise auf terroristischen Hintergrund"
Präsident Francois Hollande sprach am Donnerstagabend im Fernsehen von Hinweisen auf einen "terroristischen Hintergrund" der Tat. Hollande kündigte für Freitagfrüh ein Treffen des Sicherheitskabinetts an. Mit Blick auf die Präsidentschaftswahl am Sonntag sagte er: "Wir werden absolute Wachsamkeit zeigen, insbesondere im Hinblick auf den Wahlprozess."
Mehrere Präsidentschaftskandidaten sagten ihre Wahlkampfauftritte für Freitag ab. Der konservative Kandidat Francois Fillon und die Rechtspopulistin Marine Le Pen kündigten am Donnerstagabend an, ihre geplanten Wahlkampfauftritte in Paris nicht abzuhalten. Auch Hollande sagte nach Angaben seines Umfeldes einen für Freitag geplanten Besuch in der Bretagne ab.
Trump: "Schrecklicher Vorfall"
US-Präsident Donald Trump sprach Frankreich sein Beileid aus. "Es sieht nach einem weiteren Terroranschlag aus", sagte Trump am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni in Washington. Trump sprach weiter von einem "schrecklichen Vorfall" und fügte hinzu: "Wir müssen stark und wachsam sein." Auch Gentiloni kondolierte dem französischen Volk.
Die französischen Behörden sind in höchster Alarmbereitschaft, weil am Sonntag die erste Runde der Präsidentenwahl stattfindet. Sie soll von Zehntausenden Polizisten und Soldaten gesichert werden. In Frankreich gilt seit den islamistischen Anschlägen im November 2015 der Ausnahmezustand. Bei der Anschlagsserie wurden 2015 und 2016 insgesamt 238 Menschen getötet.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.