Chaos knapp vor Wahl
Der sechste Terroranschlag in Paris in drei Jahren
Wie viel Leid muss eine Stadt noch ertragen? Drei Tage vor der ersten Runde der Präsidentenwahl in Frankreich ist mitten in Paris erneut ein islamistisch motivierter Terroranschlag verübt worden. Auf dem Boulevard Champs-Elysees erschoss ein Angreifer (39) am Donnerstagabend einen Polizisten und verletzte zwei weitere, bevor er von Sicherheitskräften getötet wurde. Es war der bereits sechste Anschlag in der französischen Hauptstadt innerhalb von nur drei Jahren.
Kurz nach 21 Uhr habe am Donnerstagabend ein Auto neben einem parkenden Polizeiwagen gehalten, schilderte der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, die Tat. Dann sei das Feuer auf die Beamten eröffnet worden. "Ein Mann sprang aus dem Wagen und schoss mit einer Kalaschnikow auf den Polizisten", berichtete ein Augenzeuge. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Die Polizei forderte die Pariser auf, sich vom Tatort fernzuhalten. Zum Zeitpunkt der Tat waren viele Menschen auf den auch bei Touristen beliebten Champs-Elysees unterwegs.
IS reklamiert Angriff für sich
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der Täter sei identifiziert worden, nannte aber aus ermittlungstaktischen Gründen keine Details. Die Polizei durchsuchte ein Haus im Osten von Paris, wo er gewohnt haben soll. Aus Polizeikreisen verlautete, der Mann sei den Sicherheitsbehörden bekannt gewesen. Fernsehsender berichteten, es handle sich um einen 39-jährigen Franzosen, der bereits mehrere Gewalttaten begangen habe. Der IS erklärte über seine Agentur Amak, der Täter sei ein Belgier mit Namen Abu Yousif gewesen. Allerdings war der erschossene Angreifer Franzose - deswegen ist unklar, ob der IS vom tatsächlichen Täter spricht.
Video zeigt tödlichen Schusswechsel
Paris wird seit gut drei Jahren von einer beispiellosen Terrorserie mit mehr als 150 Toten erschüttert. Hier die Chronologie der Anschläge:
7. Jänner 2015: Die Islamisten Cherif und Said Kouachi erschießen beim Anschlag auf die Satierezeitung "Charlie Hebdo" zwölf Menschen, unter ihnen mehrere der bekanntesten Zeichner des für seine Mohammed-Karikaturen bekannten Blatts. Für den Großraum Paris wird die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen, es beginnt eine groß angelegte Jagd auf die Attentäter. Einen Tag nach dem Anschlag erschießt der Islamist Amedy Coulibaly - ein Komplize der "Charlie Hebdo"-Angreifer - im Pariser Vorort Montrouge eine unbewaffnete Gemeindepolizistin. Am folgenden Tag tötet er bei einer Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt vier Menschen, bevor er von Elitepolizisten erschossen wird. Auch die zwei anderen Täter werden von der Polizei erschossen. Gesamtbilanz: 20 Tote.
13. November 2015: Bei nahezu gleichzeitigen Attacken auf die Pariser Konzerthalle Bataclan, eine Reihe von Bars und Restaurants und die Fußballarena Stade de France während eines Länderspiels Frankreich gegen Deutschland töten Islamisten 130 Menschen. Am Stade de France sprengen sich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Noch in der Nacht verhängt Präsident Francois Hollande den Ausnahmezustand.
13. Juni 2016: Wenige Tage nach Beginn der Fußball-EM in Frankreich ersticht ein Islamist im nahe Paris gelegenen Magnanville einen Polizisten und dessen Lebensgefährtin. In einem Video bekennt sich der später erschossene Angreifer zum IS.
3. Februar 2017: Mit einer Machete attackiert ein Mann in der Nähe des Pariser Louvre-Museums eine Militärpatrouille. Ein Soldat wird leicht verletzt, ein anderer verletzt den Angreifer durch Schüsse schwer.
18. März 2017: Der mehrfach vorbestrafte Franzose Ziyed Ben Belgacem greift auf dem Flughafen Orly bei Paris eine Soldatenpatrouille an. Er attackiert im Süd-Terminal eine Soldatin, hält ihr einen Schrotrevolver an die Schläfe und bedroht auch zwei andere Soldaten. Die anderen Soldaten feuern auf den 39-Jährigen, als sie freie Schussbahn haben. Er habe nach Angaben der Staatsanwaltschaft gerufen, er wolle "für Allah sterben", bevor er erschossen wurde.
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