Jack Nicholson hat gut lachen. Reißt immer noch Grimassen. Und feiert heute seinen Achtziger. Zynismus steht ihm. Vielleicht, weil ihn das Leben gegen den Strich gebürstet hat. Wie mag es für ihn gewesen sein, als ihm Mitte dreißig ein sensationsgeiler Reporter enthüllte, dass die Frau, von der Jack Nicholson meinte, sie sei seine ältere Schwester, in Wirklichkeit seine Mutter war?
Später meinte der ewig Suchende, er sei in Liebesdingen ein Narr gewesen. Das charmante Ekel mit Macho-Allüren wurde zum Wilderer in Sachen Sex. Hatte Frauen und Kinder als lendenstarken Beweis mehr oder minder inniger Bindungen.
Die Zahl all jener Gespielinnen, die sein libidinöses Radar ausmachte, hätte Casanova beeindruckt. Jacks Kommentar: "Ich bin wie jeder Mann: mehr trieb- als kopfgesteuert." Heute, am 22. April, wird Jack Nicholson 80 Jahre alt. Und ja, wir finden ihn immer noch hinreißend.
Höchstbezahlter Charakterdarsteller Hollywoods
Diese hochgezogene Augenbraue, diabolische Süffisanz im Blick. Diese von gepflegtem Zigarrenkonsum gebeizte Stimme. Und vor allem: dieses Killerlächeln. Jack, der Salon-Piranha. Er wusste seine Manierismen früh zu kultivieren und gilt heute als der höchstbezahlte Charakterdarsteller Hollywoods.
In "Easy Rider" spürte er der großen Freiheit nach:
In "Einer flog über das Kuckucksnest" toppte er den Irrsinn:
Gruselig sein Ausdruck in "The Shining":
Heiß die Sexszenen mit Jessica Lange in "Wenn der Postmann zweimal klingelt":
Legendär auch seine Performance als Joker in der "Batman"-Verfilmung von 1989:
Und sein dem Eros anheimfallender Teufel in "Die Hexen von Eastwick" ist Kult:
Großartig seine Tour de Force als Silberschläfe in "About Schmidt", köstlich sein Flirtparcours in "Was das Herz begehrt", berührend sein Ringen um letzte Lebensträume in "Das Beste kommt zum Schluss". Doch vielleicht kommt es noch besser, wenn er in der US-Adaption von "Toni Erdmann" den Part des von Peter Simonischek gespielten Vaters verinnerlicht.
"Wollt ihr wirklich einen US-Präsidenten, der keinen Sex hat?"
Humor hat er auch. Auf die Frage, warum er seinerzeit Bill Clinton unterstützte, der gerade sein Oral-Office-Watergate ausbadete, konterte Jack: "Wollt ihr wirklich einen US-Präsidenten, der keinen Sex hat?"
Apropos. Die Autorin dieser Zeilen lauschte einmal unwissentlich Nicholsons nächtlich-erotischen Eskapaden: Ich war der Einladung einer Filmfirma nach L.A. gefolgt und wurde im Beverly Wilshire Hotel, nahe am Rodeo Drive, untergebracht. Trotz Jetlag war an Schlafen in jener Nacht nicht zu denken. Denn in der Suite nebenan vergnügte sich ein Mann unüberhörbar mit mehreren Damen. Knallende Champagnerkorken, heiseres Flüstern, lustvolles Stöhnen. Das Haus schien mir dennoch zu fein, um gegen die Wand zu hämmern.
Als ich mich am nächsten Tag an der Rezeption beschwerte, erntete ich nur ein breites Grinsen. "This was Jack." Jack who? Und dann posaunte der indiskrete Portier den Nachnamen hinaus: Nicholson! Ich habe nie ein dreckigeres Lachen gehört.
Christina Krisch, Kronen Zeitung
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