Ein Tag ohne Fußball? Für Oliver Glasner (42) ist das undenkbar. Im großen Interview mit der "OÖ-Krone" fiel es dem dreifachen Vater dennoch leicht, nicht nur über seinen Beruf zu reden. Er plauderte unter anderem über seine Mutter, Großmutter und Frau, über seine Kindheit, Mathematik als Leidenschaft und natürlich über die Vorfreude auf die Duelle gegen Top-Vereine wie Salzburg.
"Krone": Im ÖFB-Cup großartig im Halbfinale gespielt, aber dennoch gegen Rapid ganz knapp ausgeschieden. Enttäuscht?
Oliver Glasner: Natürlich hätten wir lieber gewonnen. Ich denke, wir können aber sehr stolz auf unsere Leistung sein. Außerdem haben wir mit dem Aufstieg in die Bundesliga, was unser großes Ziel war, eine tolle Saison gespielt. Wir können uns auf die Duelle gegen Vereine wie Salzburg oder wieder Rapid in den großen Stadien freuen.
"Krone": Schwingt mit der Rückkehr in die höchste Fußballspielklasse Österreichs ein wenig Genugtuung mit, dass Sie es dem ein oder anderen Kritiker nun gezeigt haben?
Glasner: So denke ich überhaupt nicht, ich bin jemand, der sich immer selbst treu ist. Das ist für mich wichtig. Ich mache das, was ich für richtig halte und da sind sicher auch genug Fehler dabei. Und ich bin mir auch sicher, dass der, der den größten Anspruch an mich hat, ich selbst bin.
"Krone": Ihnen wird nachgesagt, dass die Spieler für Sie durch das Feuer gehen würden. Für wen würden Sie das machen?
Glasner: In aller erster Linie natürlich für meine Familie, da würde ich alles liegen und stehen lassen, egal was es ist. Genauso aber auch für die Mannschaft, die ich immer verteidigen werde, wenn es nötig ist. Was jedoch nicht heißt, dass ich immer auf Kuschelkurs mit dem Team bin. Wertschätzung steht bei mir jedoch ganz oben.
"Krone": Bleiben wir bei der Familie. Ist sie bei den Spielen dabei?
Glasner: Bei Heimspielen sind meine Ehefrau Bettina und mein älterer Sohn so gut wie immer im Stadion. Sie sitzen meist auf der Tribüne hinter unserer Trainerbank.
"Krone": Schaffen Sie es, Ihre Arbeit von zu Hause fernzuhalten?
Glasner: Ich versuche es, so weit es geht. Wenn ich die Bürotüre schließe, ist der Großteil erledigt. Ich habe gelernt, keinen Computer mehr mit nach Hause zu nehmen. Die Gedanken ganz abzuschalten, wie zuletzt etwa vor wichtigen Spielen, funktioniert aber nicht immer.
"Krone": Womit würde Oliver Glasner sein Geld verdienen, wenn er nicht Trainer wäre?
Glasner: Wahrscheinlich wäre ich Lehrer. Nach der Matura habe ich zunächst ein halbes Jahr technische Mathematik studiert, bis ich erkannte, dass das nicht das Richtige für mich ist. Obwohl, das traue ich mich zu sagen, ich sehr gut in Mathematik bin. Ich habe dann mit Sport und Geografie begonnen...
"Krone": Und auch abgeschlossen?
Glasner: Nein, nach zweieinhalb Jahren, nach dem Aufstieg damals mit Ried, war es nicht mehr vereinbar. Erst später habe ich dann ein Wirtschaftsstudium absolviert.
"Krone": Apropos Ried: Ihr langjähriger Verein kämpft gegen den Abstieg, Sie steigen mit dem LASK dagegen auf. Wie schaut Ihre Gefühlswelt aus?
Glasner: Für normal sage ich dazu nichts. Aber ich habe dort 19 Jahre gespielt und mich verbindet logischerweise nach wie vor sehr viel mit dem Klub. Ich wünsche ihnen, dass sie nicht absteigen.
"Krone": Okay, dann Themenwechsel. Blicken wir zurück zu Ihren Anfängen. Wem haben Sie, außer sich selbst, Ihre Karriere zu verdanken?
Glasner: Im Sportlichen gab es viele Trainer. Aber meine Mama und meine Oma waren die größten Förderer. Sie haben mich der sein lassen, der ich war. Ich bin von der Schule heimgekommen, habe meine Aufgaben gemacht und war dann am Fußballplatz, im Bad oder mit meinen Freunden mit dem Rad unterwegs, bis es dunkel wurde. Wenn ich hungrig war, musste ich mich selbst darum kümmern oder nach Hause kommen.
"Krone": Heutzutage ist das auf diese Art kaum mehr vorstellbar.
Glasner: Vieles wird - auch wenn es gut gemeint ist - abgenommen. Eltern neigen dazu, und da möchte ich mich nicht ausnehmen, die Probleme für ihre Kinder zu lösen. Damit nimmt man ihnen aber auch ein wenig Eigenverantwortung, die man allerdings später im Leben braucht.
Andi Schwantner, Kronen Zeitung
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