Arabisch gelernt
Das verrückte Doppelleben des Terrorverdächtigen
Wer ist der deutsche Bundeswehrsoldat, der sich als syrischer Flüchtling ausgab, am Wiener Flughafen eine Waffe versteckte und offenbar sogar einen Anschlag plante? Immer mehr Details zum verrückten Doppelleben des Soldaten werden jetzt bekannt: Der Verdächtige heißt Franko A., ist 28 Jahre alt - und dürfte rechtsextrem, ausländerfeindlich und zu Gewalttaten bereit sein.
Franko A. hat dunkle Haare, trägt einen Seitenscheitel und Brille. Auf den ersten Blick wirkt er bieder und unauffällig. Doch die Fassade dürfte trügen, so tüftelte der 28-Jährige offenbar an einem perfiden Plan: Er wollte vermutlich einen Anschlag in Deutschland verüben - um diesen dann auch noch Flüchtlingen anzuhängen.
Als christlicher Sohn eines syrischen Obsthändlers ausgegeben
Dafür besorgte sich der Deutsche Ende 2015 eine Tarnidentität: Wie der "Spiegel" berichtet, ließ er sich unter dem Namen David Benjamin in Bayern als syrischer Flüchtling registrieren. Er sei ein 1988 geborener Christ und Sohn eines Obsthändlers aus Damaskus, gab er an. Franko A. sprach der Zeitung zufolge damals zwar kein Arabisch und auch nur gebrochen Französisch - dennoch sei seine falsche Identität nicht aufgeflogen. Laut "Focus" habe der 28-Jährige extra einen Arabisch-Kurs besucht, vielleicht hat er sich da die nötigsten Sprachkenntnisse angeeignet.
Wie es in dem "Spiegel"-Bericht weiter heißt, beantragte Franko A. alias David Benjamin jedenfalls nach der erfolgreichen Registrierung sogar Asyl, erhielt Sozialhilfe in der Höhe von 400 Euro und zog in eine Sammelunterkunft. Wie er seine Scheinidentität unter den anderen Flüchtlingen aufrechterhalten konnte, ist bislang nicht bekannt.
Leben als Bundeswehrsoldat unauffällig weitergeführt
Neben seiner neuen Identität als David Benjamin führte Franko A. sein Leben als Oberleutnant bei der deutschen Bundeswehr geregelt weiter. Erst die versteckte Waffe am Wiener Flughafen sollte die Fassade des 28-Jährigen zum Bröckeln bringen.
So kontaktierten Wiener Ermittler, nachdem sie bei dem Verdächtigen eindeutige Hinweise auf seine rechte Gesinnung gefunden hatten, das deutsche Bundeskriminalamt. Seit 17. Februar ermittelte die Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen Franko A.
Telefonate und Chatprotokolle überwacht
Von diesem Zeitpunkt an wurde der in Frankreich stationierte Oberleutnant intensiv beobachtet. Seine Telefonate sowie WhatsApp-Chats wurden überwacht. So gelang es den Ermittlern, zahlreiches Material über den Verdächtigen zu sammeln, seine rechte Gesinnung wurde dabei immer deutlicher.
Am 19. April wurde Franko A. dann zum Militärischen Abschirmdienst, dem internen Geheimdienst der Bundeswehr, zitiert. Dabei gab sich der 28-Jährige weiterhin unauffällig, versuchte sein Lügenkonstrukt aufrechtzuerhalten. Wie konkret der Anschlagsplan des Verdächtigen bereits war, gaben Ermittler noch nicht bekannt.
CSU-Politiker fordert Überprüfung von Asylbescheiden
Ebenso unklar ist, wie es dem Deutschen gelang, so lange unbemerkt ein Doppelleben zu führen. Dass die Registrierung als Flüchtling, trotz mangelnder Sprachkenntnisse, offenbar völlig reibungslos funktionierte, stößt insbesondere Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sauer auf. Er fordert nun die nachträgliche Überprüfung von Asylbescheiden. Der aktuelle Fall sei "ein makabrer Beleg, dass seit 2015/2016 zeitweise Asylbewerber ohne ernsthafte Prüfung ihrer Identität anerkannt wurden", sagte er gegenüber der "Welt".
Auch mutmaßlicher Komplize des Soldaten in U-Haft
Experten staunen über den Fall des Soldaten. Der Fall sei rätselhaft, sagte der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg der Deutschen Presse-Agentur. Der 28-jährige Oberleutnant habe mit dem Asylverfahren einen "Riesenaufwand betrieben". "Und das ist ja auch riskant", so Egg. "Das bleibt eigenartig." Der Soldat sitzt derzeit in Frankfurt in Untersuchungshaft. Auch ein 24-jähriger mutmaßlicher Komplize sitzt in U-Haft.
90 Polizeibeamte des Bundeskriminalamtes, der hessischen und bayrischen Landespolizeibehörden sowie österreichische und französische Sicherheitsbehörden haben mittlerweile 16 Wohnungen und Diensträume der deutschen Bundeswehr in Deutschland, Österreich und Frankreich sowie die Flüchtlingsunterkunft des beschuldigten Soldaten in Bayern durchsucht. Sie stellten zahlreiche Mobiltelefone, Laptops und schriftliche Unterlagen sowie Munition sicher.
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