Fußball ist Harald Langs Leidenschaft. Und die gibt er Kindern weiter. Das Training mit dem Ex-Kicker ist für die Nachwuchs-Messis ein Höhepunkt der Woche.
Harald Lang schreibt seinem Chef eine E-Mail. Die letzte für den heutigen Tag. Es ist nach 17 Uhr - Zeit, Feierabend zu machen. Er klappt seinen Laptop zusammen, zieht seine Jacke an und geht zum Auto. Nach Hause fährt er aber noch nicht. Drei Mal die Woche schlüpft Lang gleich nach der Arbeit in seine Sportmontur und fährt in eine Mittelschule in Gerasdorf bei Wien. Dort bringt er seit gut eineinhalb Jahren 23 Kindern das Fußballspielen bei. Freiwillig. Die Kinder, 22 Buben und ein Mädchen, sind zwischen sechs und acht Jahre alt und warten vor der Schule schon auf ihren Trainer. "Harri, na endlich bist du da!", rufen sie ihm zu. Gemeinsam geht es in die Umkleidekabine, wo die Nachwuchs-Kickerin und die Nachwuchs-Kicker Trikots ihrer Lieblingsteams überstreifen. Barcelona, Real Madrid, Arsenal, Manchester. Alles ist dabei.
Vom Büro auf den Fußballplatz
Lang ist eigentlich studierter Volksschullehrer, arbeitet aber mittlerweile beim Sportamt (MA 51). In seiner Jugend war er selbst Fußballspieler und hat sogar in der Oberliga gespielt. Nach mehreren Verletzungen hat er sich schweren Herzens entschieden, den Fußballschuh an den Nagel zu hängen. Aber dem Fußball kehrt man nicht so einfach den Rücken. Auch wenn er selbst nicht mehr regelmäßig spielt, Langs Leidenschaft für den Sport ist nach wie vor da, ja sie war nie weg. Und jetzt will er sie der jungen Generation weitergeben. Wenn es das Wetter erlaubt, trainiert Lang mit den Kindern auf dem Sportplatz im Freien. Heute ist es dafür aber noch zu kalt und auch der Rasen muss sich erst von den winterlichen Temperaturen erholen. Das Training findet heute deshalb in der Turnhalle statt. Diese ist zwar kleiner als der Sportplatz, aber mit allem ausgestattet, was fürs Fußballspielen notwendig ist.
Energie und Motivation der Kinder fördern
Nach und nach strömen die Kinder in den Turnsaal und passen Bälle hin und her. "Bevor das Kicken losgeht, machen wir mit den Kids lustige Aufwärmspiele", sagt Lang. Die Kinder sind aber hier, um etwas zu lernen. Und zwar Fußball spielen. Wie bei den Erwachsenen müssen auch die Kids viel an ihrer Technik feilen. Deshalb steht heute Passtraining auf dem Programm. Lang lässt seine Schützlinge vier Reihen formen, davon stehen sich jeweils zwei gegenüber. Dann bläst Lang in seine Trillerpfeife und schon legen die Kinder los: Sie schieben sich gekonnt die Bälle zu, nur hin und wieder verstolpert jemand einen Pass. Auch diagonal müssen sie sich die Kugel zuspielen. Den Kindern gefällt's, ihr lautes Lachen hallt durch den gesamten Turnsaal. "Gegen Ende des Trainings gibt es immer ein kleines Match. Darauf freuen sich die Kinder natürlich am meisten", sagt Lang. Und wie. "Spielen wir jetzt endlich ein Match?" Diese Frage hört Lang nicht nur ein Mal.
Lang geht in die Garderobe und holt ein paar ärmellose Shirts. Knallgelbe und weiße. Dann formt er zwei Teams, die dank der Shirts farblich zu unterscheiden sind. Die Spieler und die Spielerin nehmen in ihrer Hälfte ihre Position ein. Lang bläst in die Pfeife und ab geht die Post. Die Kids flitzen energisch durch den Saal, dribbeln, passen und schlagen Flanken. Es dauert nicht lange, da fällt auch schon das erste Tor und Jubel bricht aus.
"Die Kinder haben eine unglaubliche Energie. Es ist wichtig, dass sie diese auch ausleben können. Bewegung ist dafür am besten geeignet, denn sie macht nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit", ist sich Lang sicher. 23 Kinder - das bedeutet 23 unterschiedliche Charaktere. Manche sind eher schüchtern, andere wiederum sehr selbstbewusst. "Das Schöne an meiner Arbeit hier ist, dass ich sehe, wie sich die Kinder entwickeln", sagt Lang. "Viele, die mit dem Sport beginnen, haben anfangs überhaupt kein Gefühl dafür. Zu sehen, wie sich das oft binnen kurzer Zeit ändert und die Kinder regelrecht zu Sportskanonen werden, ist ein besonderes Erlebnis. Manche haben sogar das Potenzial, Profi zu werden." Harald Lang ist stolz auf seine Gruppe. Und nicht nur, weil sie echte Fußball-Fans sind: "Es ist egal, woher jemand kommt oder ob du ein Mädchen oder ein Bub bist. Solange du das Fußballspielen liebst, bist du ihr Freund. Da könnten sich einige Erwachsene eine Scheibe abschneiden", sagt Lang lachend.
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