71 Menschen starben

Flüchtlingsdrama auf A4: Elf Mordanklagen erhoben

Österreich
04.05.2017 14:36

Fast zwei Jahre nach dem Flüchtlingsdrama auf der Ostautobahn (A4) im Burgenland mit 71 Toten wird gegen die elf Schlepper Anklage wegen Mordes und Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung erhoben. Das gab der Chefankläger der Oberstaatsanwaltschaft des ungarischen Komitats Bacs-Kiskun, Laszlo Nanasi, am Donnerstag bekannt. Der Prozess soll im Juni stattfinden.

Die Tragödie hatte sich am 27. August 2015 ereignet, die 71 Flüchtlinge sind in einem Kühllastwagen erstickt. Anfang April hat die ungarische Polizei die Ermittlungen abgeschlossen, die Ergebnisse an die zuständige Staatsanwaltschaft weitergeleitet und die Anklage empfohlen.

Elf Männer aus Afghanistan, Bulgarien und dem Libanon müssen sich nun dem Richter stellen. Neun von ihnen befinden sich in Untersuchungshaft, gegen zwei Männer wurde Anklage in Abwesenheit erhoben.

71 Menschen, unter ihnen vier Kinder, wurden im August 2015 tot in diesem Lkw auf der A4 entdeckt. (Bild: APA/Roland Schlager)
71 Menschen, unter ihnen vier Kinder, wurden im August 2015 tot in diesem Lkw auf der A4 entdeckt.

"Billigend Tod der Flüchtlinge in Kauf genommen"
Die Verdächtigen hätten billigend den Tod der Flüchtlinge in Kauf genommen. Die Geschleppten hätten bereits eine halbe Stunde nach der Abfahrt mit Hämmern, Klopfen und Geschrei darauf aufmerksam gemacht, dass sie keine Luft bekommen. Der Fahrer habe dennoch die Tür nicht geöffnet.

Die Staatsanwaltschaft beantragte deshalb für vier Angeklagte eine lebenslange Zuchthausstrafe, der Antrag gegen die anderen Beschuldigten umfasste eine befristete Zuchthausstrafe sowie die Abschiebung aus Ungarn. Der Prozess wird im Juni am Gerichtshof Kecskemet stattfinden.

30-jähriger Afghane als Kopf der Bande
Die kriminelle Vereinigung wurde laut Staatsanwaltschaft von einem 30-jährigen Afghanen geleitet. Weitere Organisatoren der Bande waren ein 31-jähriger Bulgare sowie ein 51-jähriger bulgarisch-libanesischer Staatsbürger. Die weiteren Beschuldigten waren laut Anklageschrift als Fahrer eingesetzt oder begleiteten die Schleppungen. Die ungarischen Behörden dankten bei der Pressekonferenz Österreich für die gute Zusammenarbeit in dem Fall.

Die Bande soll rund 1200 Flüchtlinge in den Westen geschmuggelt haben. Der afghanische Anführer der Schlepperbande habe mindestens 300.000 Euro verdient.

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