Chinesische Firmen tätigen derzeit Rekordinvestitionen von weltweit zuletzt 180 Milliarden Euro, um strategisch und technologisch schnell aufzurüsten - in Europa blätterten sie allein im ersten Halbjahr doppelt so viel hin wie 2015 insgesamt. Warum die Chinesen unsere Firmen kaufen.
Kaum jemand kennt die HNA-Gruppe, doch alleine in dieser Woche übernahmen die Chinesen den Wiener Vermögensverwalter C-Quadrat und wurden mit fast zehn Prozent Anteil zum größten Aktionär des europäischen Finanzriesen Deutsche Bank. Zuvor erwarb HNA etwa die Züricher Swissport (weltweit Nummer eins bei Luftfracht) oder 30 Prozent an der US-Hotel-Legende Hilton.
Doch auch viele andere China-Konzerne waren im Kaufrausch: Unterm Strich investierten sie 2016 weltweit geschätzte 180 Milliarden Euro in Firmenzukäufe (plus 40 Prozent). In Europa alleine blätterten sie laut Berater EY allein im ersten Halbjahr für 164 Unternehmen mit 72,4 Milliarden Dollar (rund 66 Milliarden Euro) doppelt so viel wie 2015 insgesamt hin.
Hintergrund der Milliardenflut ist "Made in China 2025"
Bei uns stiegen die Asiaten in den vergangenen Jahren etwa beim steirischen Motorenerzeuger ATB, dem oberösterreichischen Flugzeugzulieferer FACC oder der Raststättenkette Rosenberger ein. Auch Mobilfunker Drei gehört chinesischen Eigentümern. Hintergrund der Milliardenflut ist "Made in China 2025", ein neuer strategischer Plan der Regierung in Peking, weiß Österreichs Handelsdelegierter Martin Glatz: "In zehn definierten Schlüsselbranchen sollen dann 70 Prozent der Wertschöpfung der Produktion aus China stammen. Dafür kauft man Innovation und Technologie zu."
Aus eigener Kraft schafft man den Umbau der Wirtschaft weg von der "verlängerten Werkbank" des Westens nämlich nicht schnell genug, auch das angepeilte jährliche Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent ließe sich sonst nicht erreichen, so Glatz.
In Deutschland wurden daher Industrieperlen wie der Roboterbauer Kuka oder der Rüstungskonzern KraussMaffei geschluckt, in der Schweiz um 44 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro) der Agrochemie-Riese Syngenta, in Finnland für 8,6 Milliarden Dollar (7,8 Milliarden Euro) der Computerspielentwickler Supercell. Und um EU-Schutzzölle gegen Billig-Stahl zu unterlaufen, erwarb man kürzlich einfach einen Stahlkocher im slowakischen Kosice.
Sogar griechischen Hafen Piräus gekauft
Zweiter Plan ist die "Neue Seidenstraße", ein Infrastrukturnetz aus teilweise neu auszubauenden Eisenbahnen, Straßen und Pipelines, "das die seit 2008 entstandene chinesische Überproduktion billiger bis Westeuropa bringen soll". Dazu wurde beispielsweise schon der griechische Hafen Piräus erworben.
Christian Ebeert, Kronen Zeitung
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