Neue Nationalhelden
Chinesische Multimilliardäre kaufen die Welt
In den letzten drei Jahrzehnten haben die westlichen Konsumenten so viel Geld nach China getragen, dass sich dort mit 3000 Milliarden Dollar Devisenreserven ausreichend Kapital angesammelt hat, um jetzt die große Gegenoffensive zu starten: China kauft die Welt. Der überschuldete Westen ist zu Ausverkaufspreisen zu haben.
An Dollarmilliardären hat das Reich der Mitte mit 609 die USA mit 552 schon überholt. Jetzt will sich Chinas Reichtum global ausbreiten. Die neue Seidenstraße über die zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken ließ sich China bisher 40 Milliarden Dollar kosten.
Die Seidenstraße ist keine Straße an sich, sondern ein globales Verkehrsnetz zwischen Ost und West bzw. von China aus nach Ostafrika. Dort wird Kenia das chinesische Standbein. Dazu hat China eine moderne Eisenbahnlinie von Mombassa nach Nairobi und von Dschibuti nach Addis Abeba gebaut.
Die neue Seidenstraße führt bis nach Budapest
Chinas Außenpolitik ist Rohstoffsicherungs- und Exportpolitik - deshalb auch die Aggressivität zur Sicherung der Transportrouten bei den Souveränitätsansprüchen über die Inseln im Südchinesischen Meer. Der erste chinesische Frachtzug auf der neuen Seidenstraße nach Zentraleuropa mit dem Namen "Ostwind" ist nach 21-tägiger Fahrt aus der altchinesischen Kaiserstadt Xian in Budapest angekommen.
Ungarn ist von China als Standbein ausgewählt worden. Dorthin soll auch die von China derzeit modernisierte Bahnverbindung vom Hafen Piräus, den China wie auch andere Häfen und Flughafenbetreiber weltweit gekauft hat, nach Budapest führen.
Die massivsten Investitionen tätigt der 750 Milliarden Dollar schwere chinesische Staatsfonds CIC. Auch das Ausmaß chinesischer Privat-Investitionen im Westen hat sich zuletzt sprunghaft erhöht - allein in der EU zwischen 2013 und 2016 von sechs Milliarden Euro auf 35 Milliarden pro Jahr.
Die Nationalhelden des neuen China
Chinas "rote" Kapitalisten sind zwar unheimlich tüchtig, aber auch in der Privatwirtschaft steckt dort über sieben Ecken die politische Führung darin. Ohne "guanxi" (Beziehungen) nach oben geht gar nichts. Viele Multimilliardäre sitzen deshalb gleich im KP-Parlament, denn sie sind die Nationalhelden des neuen China.
Viele Stars des chinesischen Wirtschaftswunders sind sogenannte Prinzlinge, Nachkommen hoher Funktionäre, denn sie hatten auch die beste Ausbildung (in den USA). Andere nahm der Staat sozusagen als Pächter staatlichen Kapitals. Er will Firmen nicht managen, sondern die Unternehmertalente nutzen. Im Folgenden einige Traumkarrieren, denn man sollte wissen, von welchem Chinesen man demnächst gekauft wird:
Wang Jianlin (63) ist mit 32 Milliarden Dollar Chinas reichster Mann. Er kam aus der Armee in die Verwaltung der Stadt Dalian. Dort übernahm er 1988 eine Pleitefirma namens Wanda. Heute ist Herr Wang Chinas Immobilienkaiser, Hotelkönig und Fürst von Dutzenden Shopping Malls. Aber Herr Wang Jianlin, der unter Chinas Großkapitalisten als ein schillernder "Napoleon" gilt, strebt nach mehr: Er hat sich in die FIFA, in den Atlético Madrid, in Hollywood und in Disney eingekauft. Der Krösus will nämlich der globale Kaiser der Unterhaltungsindustrie werden. Seine prachtvollen Festveranstaltungen haben altrömisches Format.
Guo Guangchang (50) hatte 1992 gemeinsam mit drei Studenten und 38.000 Yuan Startkapital das heutige gigantische Industrie- und Finanzkonglomerat Fosun gegründet. Zuletzt kaufte er in Frankreich den "Club Med", in Portugal den größten Versicherungskonzern und in New York das Chase Manhattan Plaza. Herr Guo ist ein Verehrer des US-Investgenies Warren Buffett, dessen unternehmerische Disziplin er bewundert: "Er hat 'xinli', das heißt, er widersteht der Versuchung der Monster im Herzen."
Ren Zhengfei (73) hat 1983 als Armeeingenieur mit einem kleinen Darlehen der Armee die Firma Huawei gegründet, heute der vermutlich weltgrößte Telecom- und Internet-Ausrüster. Da der öffentlichkeitsscheuen Firma noch immer "inzestuöse" Beziehungen zur Armee nachgesagt werden, gibt es in westlichen Ländern Sicherheitsbedenken, besonders in den USA.
Jack Ma (53) ist mit 30 Milliarden Dollar der Bill Gates Chinas. 1999 war der kleine Englischlehrer nach einer US-Reise, wo er die Computerwelt kennenlernte, in die Internet-Branche eingestiegen. Heute ist seine Firma Alibaba größer als eBay und Amazon zusammen. Jetzt will er sich dazu auch den US-Bezahldienst MoneyGram zulegen.
Zhang Ruimin (68) hatte 1984 von der Stadt Qingdao eine heruntergewirtschaftete Fahrradfirma übernommen. Zusammen mit der deutschen Firma Liebherr (später die Scheidung in einem Rosenkrieg) baute er unter dem Firmennamen Haier (Werbeslogan "Higher and Haier") ein besonders in den USA erfolgreiches Imperium von Kühlschränken bis zu Klimaanlagen auf.
Liu Chuanzhi (73) gründete 1984 mit einem 25.000-Dollar-Darlehen der Akademie der Wissenschaften die Computerfirma Legend/Lenovo, heute ein führendes Unternehmen in der Welt. Die Staatsakademie ist noch immer mit 35 Prozent beteiligt.
Lei Jun (10 Milliarden Dollar) besitzt die Firma Xiaomi, deren Smart Phones Apple und Samsung immer schärfere Konkurrenz machen.
Zong Qinghou (72, und 19 Milliarden Dollar schwer) gründete den Soft-Drink-Hersteller Wahaha (benannt nach einem Reim eines Kinderliedes, den klein Zong aus der Zeit in einem Lager von Maos Kulturrevolution in Erinnerung hatte), schon größer als Coca-Cola und Pepsi-Cola zusammen.
Li Dongsheng (60) gründete mit 600 Dollar die Firma TLC. Der Elektronikkonzern hat die Firmen Schneider und Thomson aufgekauft und ist heute der weltgrößte Hersteller von TV-Bildschirmen.
Chen Feng (64) übernahm 1993 vom Staat die kranke Hainan Airlines und baute dazu den kaum mehr überschaubaren globalen Mischkonzern HNA auf. Wird dazu von der Regierung mit Krediten überschüttet. Hat sich unter anderem in Hilton eingekauft, in die Deutsche Bank um 3,4 Milliarden und übernahm in Österreich den Vermögensverwalter C-Quadrat. Trägt Mao-Anzug.
Kurt Seinitz, Kronen Zeitung
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