Konzerne cashen ab
Widerliche Geschäfte mit Krebs-Medikamenten
Wegen des Verdachts überhöhter Preise für fünf lebenswichtige Krebsmedikamente hat die EU-Kommission kürzlich eine offizielle Untersuchung gegen den südafrikanischen Hersteller Aspen Pharma eingeleitet. Man habe Hinweise auf plötzliche Preiserhöhungen von zum Teil mehreren Hundert Prozent, hieß es. Die Versorgung mit wichtigen Krebsmedikamenten sei immer öfter nicht gewährleistet, bemängeln Experten.
Der Pharmamulti Aspen Holdings habe dringend benötigte Krebsmittel aus europäischer Produktion zurückgehalten und gedroht, sie nicht auszuliefern, sollten die Behörden nicht Preissteigerungen von bis zu 4000 Prozent akzeptieren, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Um die Aufschläge durchzusetzen, soll das Unternehmen in einigen EU-Ländern gedroht haben, die Medikamente vom Markt zu nehmen - und das in einigen Fällen tatsächlich auch getan haben.
Gewinne dank künstlicher Verknappung
Es geht um die Wirkstoffe Chlorambucil, Melphalan, Mercaptopurin, Tioguanin und Busulfan, die zur Behandlung bestimmter Krebsarten wie Blutkrebs eingesetzt werden. In Deutschland, Italien, Spanien, Italien und Griechenland sei es sogar zu Lieferengpässen gekommen - dringend notwendige Therapien von Krebspatienten mussten deshalb verschoben werden, so die "Süddeutsche Zeitung" über die widerlichen Geschäfte.
Sind keine Konkurrenzprodukte mehr auf dem Markt oder dieser künstlich verknappt, dann wird der Preis skrupellos vervielfacht, bekritteln Kenner der Pharma-Szene. So wurde etwa für ein bestimmtes Krebsmittel in England das Elffache und in Deutschland das Dreifache verlangt, die auf ihre Therapien wartenden Patienten dienen den Konzernen als Druckmittel.
Neue Medikamente oft nicht besser, sondern nur teurer
Das System sei außer Kontrolle, sagen Branchen-Insider: Neue Pharmaka seien häufig nicht besser als die bewährten Medikamente, sondern bloß teurer, bescherten ihren Herstellern aber fette Gewinne. Außerdem sei fraglich, wie sicher viele der Medikamente sind, solange 80 Prozent von ihnen Wirkstoffe enthalten, die in verschiedenen Billiglohnländern zusammengerührt werden. Manche Wirkstoffe stehen sogar unter dem Verdacht, unsicher bzw. wirkungslos zu sein.
So stellte sich beispielsweise kürzlich heraus, dass das Brustkrebsmittel Ibrance keinen Zusatznutzen habe, aber 78 Prozent der Patientinnen über starke Nebenwirkungen klagten, sagen Kritiker. Weil die europäische Arzneimittelbehörde im Herbst der Zulassung zustimmte, habe Hersteller Pfizer mittlerweile 600 Millionen Euro mit dem Medikament verdient, heißt es.
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