Trifft die Falschen?

Touristiker gehen gegen Burkaverbot auf Barrikaden

Österreich
22.05.2017 16:50

Tourismus-Hochburgen mit besonders vielen arabischen Gästen steigen gegen das Burkaverbot auf die Barrikaden. In der Salzburger Stadt Zell am See etwa würden verschleierte Frauen schon zum gewohnten Ortsbild gehören. Bürgermeister Peter Padourek (ÖVP) fordert nun eine "intensive Informationskampagne" in den betroffenen Bundesländern. Und Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner meint: "Mit der Bestrafung der Touristen trifft es die Falschen."

Für viele Touristiker ist das im Oktober in Österreich in Kraft tretende Verschleierungsverbot ein heikles Thema. In der Urlaubsregion Zell am See - Kaprun, die bei Arabern sehr beliebt ist und im Vorjahr rund 300.000 Nächtigungen von Urlaubern aus dem arabischen Raum verbuchte, waren die Reaktionen diesbezüglich bisher zurückhaltend. "Über die Auswirkungen eines Vollverschleierungsverbots lässt sich zurzeit noch keine Aussage treffen", hieß es bereits Ende Jänner in einer schriftlichen Stellungnahme der Zell am See - Kaprun Tourismus GmbH.

Einbußen wegen Verschleierungsverbot?
Etwas konkreter wurde hingegen der Geschäftsführer der Tourismus Salzburg GmbH, zuständig für die Stadt Salzburg, die im Vorjahr 67.000 Nächtigungen von Gästen aus dem arabischen Raum verzeichnete. Es sei nicht auszuschließen, dass aufgrund eines Burkaverbotes Urlauber aus diesen Ländern nicht mehr nach Österreich reisen, sagte Herbert Brugger.

Der Pinzgau und Zell am See sind bei arabischen Touristen sehr beliebt. (Bild: APA/Barbara Gindl)
Der Pinzgau und Zell am See sind bei arabischen Touristen sehr beliebt.

Durchsetzung nicht geklärt
Urlauber aus dem arabischen Raum könnten auch andere europäische Länder bereisen, in denen das Tragen einer Burka erlaubt sei, so die Befürchtung der Tourismusbranche. Auch sei die Frage der Durchsetzung und Bestrafung bei einem Verstoß gegen das Verbot nicht geklärt. Die denkbare Palette reiche von einem Wegschauen über einen charmanten Hinweis bis zur Bestrafung. Verunsicherung herrscht auch noch darüber, welche Bereiche unter die Definition "öffentlicher Raum" fallen. Eine Gastronomin aus Zell am See meint, im Hotelbereich dürften die Gäste sehr wohl eine Burka tragen, auf der Straße aber nicht.

500.000 arabische Urlauber in Salzburg
Die Region Zell am See - Kaprun ist schon seit Jahren bei zahlungskräftigen Familien aus wohlhabenden arabischen Staaten wie den Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Oman eine begehrte Urlaubsdestination. In der Sommersaison 2015 machten sie knapp ein Drittel der 800.000 Nächtigungen aus. Im ganzen Bundesland Salzburg wurde rund eine halbe Million Nächtigungen von arabischen Urlaubern verzeichnet.

Zwei arabische Touristinnen in Zell am See (Bild: APA/Johannes Bruckenberger)
Zwei arabische Touristinnen in Zell am See

Laut Gesetz Geldstrafen bis zu 150 Euro
Mit dem Anti-Gesichtsverhüllungs-Gesetz werden ab Oktober auch verpflichtende Deutsch- und Wertekurse für anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte ab dem 15. Lebensjahr eingeführt. Wer in Österreich ab Herbst in der Öffentlichkeit seine Gesichtszüge durch Kleidung oder andere Gegenstände in einer Weise verhüllt oder verbirgt, dass sie nicht mehr erkennbar sind, muss laut Gesetz mit Geldstrafen bis zu 150 Euro rechnen.

Das gilt auch im Bus-, Schienen-, Flug- und Schiffsverkehr sowie in Gerichten, an Schulen und Universitäten. Das Verhüllungsverbot gilt nicht für das Tragen von Sturzhelmen oder Mund-, Nasen- und Atemschutzmasken bzw. bei Faschingsfeierlichkeiten oder Perchtenläufen.

Laut Außenministerium habe eine Studie in der Schweiz gezeigt, dass der Tourismus dort trotz Burkaverbots nicht zurückgegangen sei.

Kronen Zeitung/krone.at

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