Russen-Propaganda:

Neues NATO-Hauptquartier “wie riesige SS-Runen”

Ausland
26.05.2017 11:51

Am Rande des NATO-Gipfels in Brüssel ist am Donnerstag auch das neue Hauptquartier des Militärbündnisses offiziell übergeben worden. Die Kosten für den imposanten Bau, der vorwiegend aus Stahl und Glaselementen besteht, belaufen sich auf 1,1 Milliarden Euro. US-Präsident Donald Trump, der als Immobilienunternehmenr ein besonderes Auge für Architektur hat, meinte: "Es ist wunderschön." In einigen russischen Medien sorgt der Gebäudekomplex, bestehend aus acht "Flügeln", allerdings für Irritationen: Der Grundriss erinnere an das SS-Symbol der Nazis.

(Bild: NATO, krone.at-Grafik)
Leistungsrunen der SS (Bild: wikipedia.org)
Leistungsrunen der SS

Der neue Sitz der Militärallianz im Nordosten Brüssels ist ein imposanter Bau, der mit 254.000 Quadratmetern Fläche 4000 Mitarbeitern und Diplomaten Platz bieten soll. Der Kontrast des fast durchgehend mit Glasfronten versehenen Gebäudes am Boulevard Leopold III zum bisherigen Hauptquartier ist frappierend: Bisher hauste die NATO auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Gebäuden, die sie 1967 übernommen hatte. Der alte Sitz mit vielen Plattenbauten platzt seit der NATO-Osterweiterung aus allen Nähten, weshalb darum herum provisorisch Bürocontainer aufgestellt wurden. "Manchmal hat man den Eindruck, in Kabul zu sein", sagte neulich eine NATO-Diplomatin.

Computerprobleme verzögern Umzug des Personals
Die Fertigstellung des futuristisch wirkenden Neubaus mit bis zu sieben Etagen kostet die Mitgliedsstaaten nun 300 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Denn wie bei vielen solchen Projekten hat sich die Fertigstellung verzögert. Ein Teil der Mehrkosten ist auch auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen wie gegen Explosionen geschützte Fenster zurückzuführen. Wegen Problemen mit dem hochgesicherten Informations- und Kommunikationssystem verzögert sich der Umzugstermin noch um weitere Monate. "Der Großteil des Umzugs erfolgt später in diesem Jahr", heißt die offizielle Sprachregelung. Diplomaten rechnen mit einem Einzug nach der Sommerpause.

Das neue NATO-Hauptquartier ist noch nicht ganz bezugsfertig. (Bild: AFP)
Das neue NATO-Hauptquartier ist noch nicht ganz bezugsfertig.

Hauptquartier steht auf einem "Ort des Kampfes"
Gebaut wurde auf Belgiens erstem Flugfeld, das im Jahr 1908 entstanden war. Die deutschen Besatzer stellten dort im Ersten Weltkrieg einen Zeppelin-Hangar auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Terrain immer wieder bombardiert. Bei den Bauarbeiten wurden 2010 und 2011 vier nicht explodierte Sprengkörper entdeckt. "Einst ein Ort des Kampfes, wird er ein Treffpunkt für Dialog und Zusammenarbeit für Alliierte werden", sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

US-Präsident Trump mit NATO-Generalsekretär Stoltenberg (Bild: AP)
US-Präsident Trump mit NATO-Generalsekretär Stoltenberg

Dialog und Zusammenarbeit? Das sind zwei Begriffe, mit denen das Brüsseler Hauptquartier in Russland ganz und gar nicht verbunden wird. Mit viel Fantasie kann man auf Luftaufnahmen tatsächlich die Siegrunen der nationalsozialistischen Schutzstaffel erkennen. Die Architekten des renommierten Büros SOM wollen aber mit den "Flügeln" etwas ganz anderes symbolisieren: Die ineinandergreifenden Finger sollen "die transatlantische Zusammenarbeit und Einheit darstellen".

(Bild: Google Maps, krone.at-Grafik)

Russische Medien: Provokanter Bau mit Nazi-Symbolik
Dennoch ist das Design des NATO-Komplexes für viele Verschwörungstheoretiker in Russland ein weiterer Puzzlestein in der provokativen Politik der Militärallianz gegenüber der Russischen Föderation. Tatsächlich findet derzeit ein massives Aufrüsten an der Grenze Russlands in Osteuropa statt, das nicht zuletzt durch das Vorgehen Moskaus im Ostukraine-Konflikt und auf der Halbinsel Krim begründet wird.

Vor allem die baltischen Staaten fürchten ähnliche Interventionen Russlands, da dort ebenfalls eine große Zahl an russischen Staatsbürgern lebt. An der Ostflanke der NATO sind mittlerweile mehrere Kampfbataillone mit insgesamt 4000 Soldaten stationiert. Die Regierung in Moskau bestreitet, NATO-Staaten bedrohen zu wollen, und beschuldigt ihrerseits die Allianz, die Stabilität in Osteuropa zu gefährden.

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