Neo-ÖVP-Chef Sebastian Kurz angelt offenbar nach Ex-Bundesrat Efgani Dönmez. Der langjährige Grünen-Politiker, der zurzeit als Unternehmensberater werkt und am Dienstag die Grünen "mit sofortiger Wirkung" verlassen hat, bestätigte gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten", dass ein diesbezügliches Angebot an ihn herangetragen wurde.
Dem Vernehmen nach soll der gelernte Sozialarbeiter einen Platz auf der ÖVP-Bundesliste bekommen. Um sicher ein Mandat zu erhalten, müsste Dönmez demnach auf einen der sechs ersten Plätze gereiht werden. Auf einen unsicheren Listenplatz würde sich der 40-Jährige, der als Rechtsausleger der Grünen galt, nicht einlassen, so das Blatt.
Verlässt Grüne mit sofortiger Wirkung
Dönmez' Verhältnis zu den Grünen war seit Längerem angespannt. Zuletzt hatte er nach einem Konflikt mit dem grünen oberösterreichischen Landesrat Rudi Anschober den Austritt aus der Partei erwogen, den er am Dienstag schließlich vollzog. Die Grünen seien "nicht mehr meine Partei", sagte er dem "Standard".
Hintergrund ist ein im Oktober des Vorjahres gesendeter "Talk im Hangar 7" auf Servus TV, an dem "Identitären"-Chef Martin Sellner und Dönmez teilnahmen. Dönmez schlug Sellner damals vor, mit ihm gemeinsam ein Flüchtlingsheim zu besuchen. Sellner willigte ein, doch im Büro von Integrationslandesrat Anschober erteilte man dem Wunsch eine Absage.
Wegen extremer Positionen umstritten
Der 40-Jährige war wegen seiner teils extremen Positionen zu Integrations- und Frauenfragen bei den Grünen immer wieder angeeckt. So forderte er, "Burkaträgerinnen" Sozialleistungen zu streichen - eine Ansicht, für die ihn Kurz damals rügte. "Die Burka behindert definitiv die Integration in Österreich. Wir müssen aber aufpassen, dass wir keine künstliche Debatte führen, denn es gibt so gut wie keine Burkaträgerinnen in Österreich", erklärte der Außenminister damals zur umstrittenen Aussage von Dönmez.
Angebot für "politisches Asyl" bei FPÖ abgelehnt
Für seine Forderung, Anhänger des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in die Türkei abzuschieben, musste sich Dönmez 2013 auf Druck der grünen Parteispitze entschuldigen. Im Herbst 2015 wurde er dann nicht mehr als Bundesrat wiedergewählt. Schon damals hatte ihm die FPÖ Linz "politisches Asyl" angeboten, das der heute 40-Jährige aber ausschlug.
Dönmez ist bereits seit Längerem als Integrationsbotschafter in Österreich aktiv - eine Initiative, die auf Außen- und Integrationsminister Kurz zurückgeht.
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