Der Weg nach ganz oben ist in der Musikwelt lang und hart, viele probieren ihn dennoch zu meistern. Besonderes Engagement zeigt dabei der steiriche Organist Lukas Hasler. Erst 21 Jahre alt, spielt der Student bereits Konzerte in den USA und in Großbritannien. Er macht alles für seinen großen Traum.
Ein Anruf genügt und Lukas Hasler packt den Koffer: "Wenn ich morgen als Einspringer in Berlin sein soll, bin ich dort", sagt der Orgelspieler. Flexibel zu sein ist sehr wichtig: "Es wartet niemand auf dich. Ich möchte alle Chancen nutzen. Jede neue Erfahrung ist Gold wert."
Sein Konzertplan führt den 21-jährigen Obersteirer von den USA über England und Deutschland bis nach Israel. Er studiert Orgel an der Kunstuniversität Graz sowie Kunst- und Medienmanagement in Hamburg. Er leitet Chöre in Rottenmann und Wald. Er übt, fliegt und fährt viel. Zusammengefasst: Hier brennt einer für die Musik - und will Karriere machen. "Es ist wie im Skisport: Man investiert eine Menge. Viele bleiben aber im B- und C-Kader, einige schaffen es in den A-Kader, und Marcel Hirschers gibt es nur ganz wenige", ist Hasler realistisch.
"Das Netzwerk wird größer"
In Gaishorn aufgewachsen, wurde der klavierspielende Ministrant vom Pfarrer zum Orgelspiel gebracht. Mit zehn Jahren spielte er die erste Messe, mit 13 Jahren wurde er dann bereits Hauptorganist in Gaishorn, kurz darauf auch Chorleiter im Nachbarort Wald. "Jede Messe ist eine Art Vorspielstunde. Früher hab’ ich mich die ganze Woche vorbereitet, aber das ändert sich natürlich mit der Praxis."
Als Jugendlicher kamen dann die ersten Konzerte hinzu. Mittlerweile ergibt ein Engagement das andere. "Die Orgel ist ja ein Nischeninstrument. Das Netzwerk wird größer, die Welt wird plötzlich klein." Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass nach einem Konzert in der Kathedrale von Los Angeles eine Fremder liebe Grüße ausrichtet - von einem ehemaligen Studienkollegen, der derzeit in Boston arbeitet…
Im heurigen Sommer ist Hasler auf einer US-Tournee, zwei weitere Konzertreisen für 2018 sind ebenso bereits fixiert wie einige Termine für 2019! Auch in seiner Heimat Steiermark ist er immer wieder zu erleben, etwa am 17. September in der Stiftskirche Vorau (16 Uhr).
Als der Punk die Orgel fand
Der pensionierte Schulprofessor, der Sonntag für Sonntag die Messe in der Pfarrkirche spielt: Dieses (klischeehafte) Bild eines Organisten deckt sich längst nur noch teilweise mit der Realität. Es vollzieht sich gerade ein Generationenwechsel.
Vor allem Cameron Carpenter bringt Aufmerksamkeit und mediales Interesse. Der Amerikaner inszeniert sich als Punk-Star, trägt eine Irokesenfrisur, spielt auch im T-Shirt statt im Sakko (in Videos sogar mit Unterleiberl) und interpretiert klassische Orgelstücke modern. In der Szene ist Carpenter freilich nicht unumstritten.
Auch Lukas Hasler streut bei seinen Konzerten Bearbeitungen von Pop- und Rockmelodien ein, auch wenn letztlich doch die klassische Orgelliteratur überwiegt: "Ich möchte das Publikum nicht unterfordern." Die Konzerte brauchen übrigens eine gute Vorbereitung (jede Orgel ist anders und nicht immer funktionieren alle Tasten…), sie sind wegen der schweren Tasten körperlich anstrengend.
Jakob Traby, Kronen Zeitung
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