Der späte Frost hat einmal mehr Schäden in den heimischen Obst- und Weinbaukulturen angerichtet, das wird spätestens jetzt - bei der Ernte - sichtbar. Kirschen- und Erdbeerbauern, die aktuell alle Hände voll zu tun haben, geben sich aber großteils zufrieden: Die Einbußen halten sich in Grenzen, die Qualität ist gut.
Krisen lehren Demut: "Nach der katastrophalen Ernte im Vorjahr habe ich heuer - nach dem abermaligen Frost - eine neue Sprachregelung für mich gefunden: Ich beklage mich nicht über ein Viertel Minus etwa bei den Kirschen, sondern freue mich über 70 Prozent gute Ernte!", sagt Adi Schmidt aus Buchberg bei Ilz. Der Kirschenspezialist ist mit seinen 47 Jahren schon ein alter Hase im Geschäft: "Ich hab’ 1995 angefangen und war damals einer der ersten, der sich professionell mit dem Anbau des sensiblen Obstes beschäftigt hat", erzählt Schmidt. Nach ein paar Lehrjahren stehen die Steirer heute da, wo sie hin wollten: "Unsere Kirschen haben beste Qualität und sind gefragt wie nie, der Ab-Hof-Verkauf läuft sehr gut", freut sich der vierfache Familienvater.
Adi Schmidt gehört längst nicht mehr einer Minderheit an. Mittlerweile sind es mehr als 160 Produzenten, die in der Steiermark auf etwa 150 Hektar Kirschen kultivieren.
Elisabeth und Sepp Nuster aus Höf-Präbach sehen zur Zeit auch nur Rot: Gemeinsam mit 16 Erntehelfern ist man auf zwei Hektar mit der Kirschenernte beschäftigt. 500 Kilo holt man mit vereinten Kräften tagtäglich vom Baum, von Jammerei ist auch hier nichts zu hören: "Mit dem Wetter müssen wir eben leben lernen", stellt Sepp Nuster trocken fest.
Ernte immer früher
Den Klimawandel zu verleugnen, findet der 41-Jährige jedoch lächerlich: "Als ich ein Bub war, gab’s zu Pfingsten noch keine Kirschen, und die letzten Äpfel haben wir nicht im September, sondern Ende Oktober geerntet." Dass jeder Einzelne etwas zur Gegensteuerung tun kann, betont der Bauer: "Ein guter Anfang wäre schon einmal, nicht die spanischen oder türkischen Kirschen zu kaufen, sondern darauf zu warten, bis das heimische Obst reif ist. Damit könnte man sich viele Containerschiffe sparen. Und außerdem schmecken die steirischen viel besser." Womit er recht hat.
Barbara Winkler, Kronen Zeitung
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