Tote und Verletzte
IS-Doppelanschlag: Täter kamen verschleiert
Wieder hat der islamistische Terrorismus erbarmungslos zugeschlagen: In Teheran stürmten am Mittwoch mehrere Bewaffnete als Frauen verkleidet das Parlament und richteten ein Blutbad an. Fast zeitgleich schossen Attentäter vor dem Mausoleum des Revolutionsführers Ajatollah Khomeini um sich. Mindestens zwölf Menschen wurden getötet und unzählige weitere verletzt. Zwei Attentäter sprengten sich in die Luft, vier weitere wurden erschossen. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich, die iranische Regierung sprach von einem Doppelanschlag, den Terroristen verübt hätten.
Sollte sich bestätigen, dass der Islamische Staat hinter dem Blutbad steckt, wäre es der erste Anschlag der sunnitischen Extremisten im Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten versteht. Die beiden Attentate ereigneten sich fast gleichzeitig am Mittwochmorgen. Ein drittes sei vereitelt worden, erklärte das Geheimdienstministerium.
Eine "Gruppe von Terroristen", die einen dritten Anschlag geplant habe, sei festgenommen worden. Weitere Details nannte das Ministerium nicht. Insgesamt waren an beiden Attentaten sechs Terroristen beteiligt. Alles sind tot.
Männer kamen als Frauen verkleidet ins Parlament
Vier Männer hatten sich als Frauen verkleidet ins Parlamentsgebäude geschlichen. Dort angekommen, zogen sie ihre Waffen und versuchten in den Plenarsaal zu kommen, was ihnen aber nicht gelang. Daraufhin verschanzten sich die Angreifer im oberen Stock des Gebäudes und nahmen mehrere Personen als Geiseln. Der Abgeordnete Elias Hazrati sagte dem staatlichen Fernsehen, einer der Angreifer sei mit einer Pistole, die anderen mit Sturmgewehren des Typs AK-47 bewaffnet gewesen.
Das Staatsfernsehen berichtete zu Mittag, die Geiselnahme im Parlament sei nach fünfstündigem Schusswechsel beendet worden. Alle vier Angreifer seien tot. Die Sicherheitskräfte räumten das Gebäude und durchsuchten es nach Bomben. Einer der Attentäter hatte zuvor seinen Sprengstoffgürtel in einem Büro des Parlamentsgebäudes gezündet. Über das Schicksal der Geiseln ist nichts bekannt.
Zeitgleicher Anschlag bei Khomeini-Grabmal
Fast zeitgleich ereignete sich ein weiteres Attentat vor dem Grabmal des Revolutionsführers Ayatollah Khomeini. Dort schossen zwei Attentäter um sich, einer von ihnen sprengte sich in die Luft. Ein weiterer Angreifer wurde von der Polizei erschossen. Ob sich unter den Angreifern vor dem Mausoleum wirklich - wie kolportiert - auch eine Frau befand oder nur ein Mann in Frauenkleidern, ist noch unklar. Zeugen berichten jedenfalls von einer verschleierten Person. Insgesamt wurden mindestens zwölf Personen getötet, darunter auch ein Gärtner des Mausoleums und mehrere Wachleute. Mindestens 40 Menschen wurden verletzt.
"Das war wieder ein feiger Angriff und ein nutzloser Versuch, uns einzuschüchtern", sagte Parlamentspräsident Ali Larijani. Der Iran werde Terroristen weiterhin konsequent bekämpfen und alle ihre Terrorzellen im Iran zerstören.
IS veröffentlicht Video aus dem Parlament
Der IS reklamierte die Angriffe für sich. "Kämpfer des IS" hätten das Mausoleum und das Parlament angegriffen, gab das IS-Sprachrohr Amaq bekannt. Amaq veröffentlichte am Mittwoch ein kurzes Video im Internet, so die Beobachtungsagentur "SITE".
Nach einer eingeblendeten Schrift, wonach Amaq ein Video von einem der Angreifer aus dem Parlament erhalten habe, ist ein Büroraum zu sehen, auf dessen Boden ein offensichtlich Erschossener liegt. Ein Mann - anscheinend einer der Angreifer - schreit: "Glaubt ihr, wir werden gehen?" Ein anderer ruft: "Wir werden bleiben bis zum jüngsten Gericht!" Es sind mehrere Schüsse zu hören. Danach ist das etwas mehr als 20-sekündige Video zu Ende. Sein Zweck soll wohl eine Art Beweis sein, dass der IS hinter der Tat steckt.
Immer wieder Drohungen gegen den Iran
Der Iran war in den vergangenen Jahren weitgehend von Anschlägen verschont geblieben, es hatte aber immer wieder Drohungen des IS und anderer sunnitischer Extremistengruppen gegen den schiitischen Iran gegeben. Vom Iran gesponserte Milizen sind sowohl in Syrien als auch im Irak im Einsatz. Teheran ist ein treuer Unterstützer des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. Der Iran hatte stets betont, das sicherste Land im Nahen Osten zu sein.
Teheran hat Schlüsselrolle in Katar-Krise inne
Der Iran spielt auch eine Schlüsselrolle in der gegenwärtigen Krise um den Golfstaat Katar. Irans Erzfeind Saudi-Arabien und weitere arabische Staaten haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar gekappt und werfen dem Land vor, Terroristen und den Iran zu unterstützen, was die Regierung in Doha zurückweist. Der Iran sieht sich als eigentliches Ziel des Vorstoßes der arabischen Staaten und die USA als Strippenzieher, zumal er kurz nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in Saudi-Arabien erfolgte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.