Mit Elisabeth Görgl hat am Montag auch die dienstälteste ÖSV-Skirennläuferin der Gegenwart einen Schlussstrich unter ihre Karriere gezogen. Die 36-jährige Doppel-Weltmeisterin von 2011 gab nach 20 Jahren im ÖSV sowie fast 400 Weltcup-Rennen bei einem emotionalen Medientermin in Wien das Ende bekannt und überraschte die Gäste bei einem kleinen Konzert mit einem selbst getexteten Lied als Sängerin.
Görgl ist mit dem Musiker Chris Harras liiert, deshalb hat die Steirerin aus Kapfenberg/Parschlug neben Innsbruck auch in Maria Enzersdorf bei Wien einen Wohnsitz. Ihre Liebe zur Musik hatte die multitalentierte Sportlerin schon 2011 eindrucksvoll zur Schau gestellt, als sie bei der WM-Eröffnung in Garmisch-Partenkirchen den offiziellen WM-Song auf der Bühne zum Besten gab und tags darauf Gold im Super-G gewann.
Dass sie dann auch noch in der Abfahrt Gold nachlegte, sei sicher der beste Moment ihrer Ski-Karriere gewesen, betonte Görgl am Tag ihres Rücktrittes, bevor sie im "K47" den Gästen ihren Song "It's up to you" aus einer eigens produzierten CD zu Ohren führte.
"Wenn was daraus wird, würde ich mich freuen"
"Wenn was daraus wird, würde es mich freuen", sagte die Siegerin von sieben Weltcuprennen, die sich selbst als "Tausendsassa" bezeichnete. Görgl hat aber ohnehin bereits sehr konkrete Berufspläne für das Leben nach dem Skifahren, diese werden im Bereich Fitness, Wellness, Coaching und Innenarchitektur liegen.
Waren vergangenen Februar bei Görgl wegen der verpassten WM-Qualifikation noch bittere Tränen geflossen, zeigte sich die Steirerin auch bei der Abschieds-PK hoch über Wien nahe am Wasser gebaut. Diesmal sei es aber eher Wehmut und Erleichterung, betonte die Sportlerin, die trotz dreier Kreuzbandrisse 378 Weltcuprennen bestritten hat und dabei 42 Mal auf das Podest gekommen ist. Neben ihren insgesamt drei WM-Medaillen hat Görgl wie ihre Mutter Traudl Hecher auch zweimal Olympia-Bronze (2010) gewonnen.
"Mit Elisabeth verabschiedet sich nicht nur ein Vorbild und eine Grande Dame. Sondern eine ganze Familie, die den Skirennsport über viele Jahre mitgeprägt hat", verwies ÖSV-Sportdirektor Hans Pum darauf, dass auch Görgls Mutter sowie Bruder Stephan Görgl Erfolge für den Skiverband eingefahren haben und ergänzte augenzwinkernd: "Ich hoffe sehr, dass der Name Görgl nicht allzu lange aus den Startlisten verschwindet."
Mit Görgls Abschied schließt sich ein Kreis von schmerzhaften Rücktritten im ÖSV-Damenlager, den Marlies Raich (Schild) Ende 2014 begonnen hatte und den danach mit Kathrin Zettel, Andrea Fischbacher oder Nicole Hosp weitere Weltklasse-Fahrerinnen fortgesetzt haben. Damenchef Jürgen Kriechbaum ("Lizz war unglaublich fordernd") baut deshalb seit einiger Zeit ein neues Team auf. Nun eines auch ohne Görgl.
Nie aufgegeben
"Was mich ausgezeichnet hat ist, dass ich nie aufgegeben habe und mich immer neu motiviert habe. Besonders stolz und dankbar bin ich dafür, dass ich mich seit dem letzten Kreuzbandriss 2001 nie mehr schwer verletzt habe."
Görgl stellte aber auch klar, dass sie selbst am Saisonende und trotz ihrer 36 Jahre noch nicht sicher gewesen sei, ob sie wirklich aufhören möchte. "Viele Menschen haben mich bekräftigt, noch eine (Olympia-) Saison zu fahren." Sie habe sich deshalb Zeit gelassen. Beim Spazierengehen habe sie dann aber die Frage, ob sie sich wirklich weiterhin mit 100 Prozent aus dem Starthaus stürzen wolle, mit "Nein" beantwortet. "Da ist es dann Zeit für etwas Neues. Wenn ich noch einen Funken gespürt hätte, dass ich das noch will und brauche, hätte ich alles in Bewegung gesetzt, dass ich das noch weitermache", versicherte Görgl.
Nun sei sie erleichtert, versicherte Görgl. Ihren Teamkolleginnen hatte sie am Ende noch eine Botschaft geschickt mit dem Wortlaut: "Mädels! Es ist ein Privileg, Spitzensportlerin zu sein."
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