Neue Nahrung für alle Superhelden-Fans - und jene, die es noch werden wollen: Mit "Wonder Woman" (Kinostart: 15. Juni) kommt jetzt erfrischend unterhaltsame Frauenpower auf die große Leinwand, perfekt verkörpert von Gal Gadot in der Titelrolle der Kriegerprinzessin Diana. Die Amazone muss sich nicht hinter den männlichen Star-Kollegen Batman und Superman und Co. verstecken, ja zeigt den zuletzt eher müde wirkenden, zynischen Helden aus dem Hause DC, wo es langgeht: mit toller Action, einer ordentlichen Portion Humor und ganz großem Herz.
In "Wonder Woman" prallen antike Göttermythen und moderner Superhelden-Pathos aufeinander, wenn das Kinopublikum nach einem Kurztrip ins Paris der Gegenwart auf eine Reise auf die geheimnisvolle Insel Themyscira geschickt wird. Die vom Rest der Welt mittels Zauber verborgene Insel ist von den Amazonen bevölkert - zu perfekten Kriegerinnen ausgebildete Frauen, die keine Männer zum Leben bzw. Überleben brauchen. Die Kämpferinnen trainieren für die letzte große Schlacht gegen den Kriegsgott Ares.
Ares hatte nämlich die altgriechischen Götter rund um den Göttervater Zeus vom Antlitz der Erde gelöscht, um dann selbst für Tausende Jahre scheinbar von der Bildfläche zu verschwinden. Nicht so aber sein Einfluss auf die ihm verhassten Geschöpfe Zeus‘, den Menschen. Ohne den Kriegsgott, so die tiefe Überzeugung der Amazonen unter der Führung von Königin Hippolyta (Connie Nielsen, "Gladiator"), gäbe es auch keinen Krieg in der Welt der Männer.
Auf der abgeschirmten Insel der Amazonen wächst die Tochter der Königin, Diana (Gal Gadot, "Batman v Superman"), auf. Das Mädchen wird von ihrer Mutter Hippolyta zunächst vom Kämpfen ferngehalten, insgeheim aber von ihrer Tante, der grimmigen Generalin Antiope (Robin Wright, "House of Cards"), in den Kampfkünsten der Amazonen ausgebildet - bis schließlich auch Hippolyta zähneknirschend zustimmt. Unter der Bedingung, dass sie härter rangenommen wird, als alle anderen Amazonen.
Zur jungen Frau herangereift, beobachtet Diana dann eines Tages zufällig, wie ein brennendes Flugzeug vom Himmel ins Meer vor der Küste Themysciras stürzt. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, springt Diana aus schwindelerregender Höhe von den Klippen in die Fluten und rettet den Piloten, der sich als britischer Spion Steve Trevor (Chris Pine, Kapitän Kirk in den aktuellen "Star Trek"-Filmen) entpuppt. Es ist der erste Mann, den die junge Amazone in ihrem Leben zu Gesicht bekommt. Doch viel Zeit zum Kennenlernen bleibt den beiden zunächst nicht, denn deutsche Truppen sind Trevor dicht auf den Fersen.
Am Strand der Amazonen-Insel kommt es zur blutigen Konfrontation zwischen den Soldaten des deutschen Kaiserreichs und den Kriegerinnen, nach dessen Ende für Diana nichts mehr so sein wird, wie bisher. Als die Amazonen nach der gewonnenen Schlacht von diesem ungewünschten männlichen Wesen, also dem gestrandeten Steve Trevor, erfahren müssen, dass draußen in der Welt der Menschen das Jahr 1918 geschrieben wird - und der größte Krieg aller Zeiten tobt, setzt die eigentliche Handlung des Films erst ein.
Diana zögert keine Sekunden und beschließt Trevor nach London zu folgen, wo dieser den britischen Generalstab, der gerade über ein Friedensabkommen mit den Deutschen sinniert, vor den brandgefährlichen Experimenten des kaiserlichen Generals Ludendorff (Danny Huston, "Kampf der Titanen") warnen will. Ludendorff und seine Wissenschaftlerin, die entstellte Doktor Maru, sind nämlich kurz davor, ein neues, tödliches Giftgas zu entwickeln - um mit dessen Hilfe den Krieg zu Gunsten der Deutschen zu beenden. Millionen Todesopfer wären die Folge, sollte Ludendorff Erfolg haben.
Doch für Diana präsentiert sich die Welt der Menschen auf den ersten Blick als widerliche Männerherrschaft, in der Frauen fast wie Sklaven behandelt und das Schicksal von Hunderttausenden Soldaten als Kanonenfutter an der Front achselzuckend in Kauf genommen wird. Sich ihren Glauben an das Gute in uns Menschen dennoch bewahrend, will die Amazone das Werk von Ares hinter diesem schrecklichen Krieg erkennen, in Ludendorff den Kriegsgott höchstpersönlich.
Mit ihren kugelsicheren Armbändern, Schild und Schwert sowie ihrem magischen Lasso im Gepäck bricht Diana auf, um zusammen mit Steve Trevor, einem Indianer, einem schottischen Scharfschützen und einem Schauspieler hinter die deutschen Linien zu gelangen. Das Ziel der Kriegerprinzessin: Ludendorff bzw. Ares zu töten und damit die Menschheit ein für alle Mal von ihren Kriegsgelüsten zu befreien. Nur gestaltet sich die Weltrettung erwartungsgemäß nicht so einfach, wie sich Diana das vorgestellt hat.
Superhelden-Fans können jedenfalls aufatmen, mit "Wonder Woman" liefern Regisseurin Patty Jenkins ("Monster") und ihr Team ein neues Highlight des Genres ab - und zugleich die erste wirklich gelungene Comicverfilmung aus dem Hause DC. Zwar konnten der Batman-Verlag unter dem Warner-Brothers-Dach auch mit "Batman v Superman" und zuletzt "Suicide Squad" Millionen an den Kinokassen scheffeln, musste allerdings auch herbe Kritik angesichts der höchstens mittelmäßigen Storys einstecken.
Wonder Woman kann es locker mit den männlichen Kollegen Batman und Superman aufnehmen, ja verweist diese sogar in mancher Hinsicht in die Schranken. Wo bei den DC-Verfilmungen von Regisseur Zack Snyder und Co. der Zynismus nur so von der Leinwand triefte und Macho-Männer das Sagen hatten, schlägt bei "Wonder Woman" ein riesengroßes Herz. In ihrem Feldzug gegen den personifizierten Krieg versprüht Diana eine gehörige Prise Optimismus. Von ihrem verständnisvollen Blick auf die Menschen können der Dunkle Ritter und auch der Mann aus Stahl noch einiges Lernen - und werden dies vielleicht ja im kommenden "Justice League"-Film auch tun.
In den USA, wo "Wonder Woman" bereits seit zwei Wochen in den Kinos läuft, ist das Amazonen-Fieber schon voll ausgebrochen. Endlich Frauenpower, freut sich das weibliche Publikum, wobei der Blockbuster sicherlich nicht als ein "Frauenfilm" daherkommt, wie sie Männer sonst eher vom Kinobesuch abschrecken. Denn Liebe, Wahrheit und Mitgefühl, jene drei Dinge, für die Wonder Woman laut Regisseurin Patty Jenkins steht, können wir alle gebrauchen, egal ob Mann oder Frau.
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