Häfnbruder packt aus

“Bubi-Bomber” sprach seit Jahren vom Dschihad

Österreich
17.06.2017 11:55

Als "Bubi-Bomber" kam er in die Schlagzeilen. Seit Jänner sitzt der terrorverdächtige Lorenz K. im Landesgericht Wien in U-Haft - der damals 17-Jährige wird beschuldigt, einen Bombenanschlag in Wien geplant zu haben. Jetzt packt ein ehemaliger Häfnbruder aus. Volkan E. (heute 19) erzählte krone.at, dass Lorenz sich schon Jahre vor seiner letzten Verhaftung für den Dschihad interessiert habe. Warum bemerkten Psychologen und Justiz seine Sympathie für den radikalen Islam nicht früher?

Wir sitzen an einem Picknicktisch im Luise-Montag-Park, Wien-Simmering. Hier ist Volkan aufgewachsen, hier lebt er. Die Sonne brennt herunter, zaghaft beginnt er zu erzählen - von seiner Zeit in der Jugendstrafanstalt Gerasdorf, er saß dort zwölf Monate wegen Raubes. Auch der Anfang dieses Jahres wegen seiner IS-Kontakte bekannt gewordene Lorenz K. war schon von November 2014 bis August 2015 in Gerasdorf hinter Gittern, damals wegen kleinerer Delikte.

(Bild: krone.at)

Religion "als Stärke"
In einem Albaner hätte Lorenz einen wahren Verbündeten gefunden. Auch er war Muslim. "Die haben viel Blödsinn geredet, vieles habe ich absichtlich ignoriert und vergessen." Volkan beschreibt, wie die beiden ihren Glauben in den Vordergrund stellten. "Sie haben alle mit Salam alaikum begrüßt." Ihre Relgion hätten sie "als Stärke" empfunden. "Ihre Art schrie förmlich: Wir sind Muslime!", erzählt Volkan. Lorenz habe immer wieder vom Islam gesprochen und sich mit Häftlingen darüber ausgetauscht.

"Dschihad, Bruder!"
Beim Plaudern fiel Lorenz K. auf. So wiederholte er in Gesprächen immer wieder den Satz "Dschihad, Bruder": "Beim ersten Mal hat er noch gelacht, beim zweiten Mal etwas weniger, beim dritten Mal war er schon etwas ernster und beim vierten Mal lachte er nur mehr innerlich ...", erzählt Volkan.

Lorenz K. (Bild: facebook.com)
Lorenz K.

Er schwärmte von IS-Heimkehrer Oliver N.
Einen Monat vor seiner Entlassung im August 2015 sei Lorenz besonders aufgeregt gewesen, so Volkan. Der Grund: Oliver N., ein bekannter IS-Rückkehrer, der 2014 zum Islam konvertiert war, dann nach Syrien reiste, um sich dem IS anzuschließen, und im März 2015 mit schwerwiegenden Verletzungen nach Österreich heimkehrte. "Die Info, dass er ins Gefängnis kommt, haben wir von Lorenz bekommen", sagt Volkan. Er habe es verkündet wie eine gute Nachricht. "Lorenz hat sich gewünscht, dass Oliver N. in unseren Trakt kommt. Denn er fand ihn total interessant."

Dem 17-Jährigen wurde in Wien der Prozess gemacht. (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Dem 17-Jährigen wurde in Wien der Prozess gemacht.

Zweifel an Theorie der Verteidigung
Brisant sind Volkans Aussagen vor allem deshalb, weil Lorenz K. wie auch seine Verteidigung immer behauptet hatte, dass er sich erst NACH seiner Zeit im Jugendgefängnis 2015 radikalisiert habe. Nun kommen Zweifel an dieser Theorie auf.

(Bild: APA/ROBERT JÄGER)

Bomben-Plan nach zwei Jahren in Freiheit
Im August 2015 hatte Lorenz K. seine Haftstrafe abgesessen. Zwei Jahre später wurde er von der Spezialeinheit Cobra festgenommen. Laut Anklage hat er einen Anschlag mit einer Bombe in der Wiener U-Bahn-Station am Westbahnhof geplant.

Hat auch Volkan mit dem Gedanken gespielt, dem Islamischen Staat beizutreten? "Sicher nicht, ich möchte endlich meine Kfz-Lehre fertig machen!" Er könne problemlos in den Familienbetrieb einsteigen, aber er wolle in Zukunft selbstständig sein. Auf eigenem Weg Fuß fassen. "Wenn du die Zeit im Gefängnis überstehst, dann hast du es geschafft."

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